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Kaltgetränk nicht die beste WahlKreis Euskirchen gibt Hinweise zu Verhalten bei Hitze

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt einen Trinkbrunnen in der Euskirchener Innenstadt.

In der Euskirchener Fußgängerzone sind Trinkwasserbrunnen installiert worden. Wasser sprudelt dort aber noch nicht.

Hitzetage stehen in diesem Jahr trotz des sonnigen Frühlingswetters noch aus. Der Kreis Euskirchen gibt schon jetzt Tipps für heiße Tage.

Ein zu trockener März, Sonne satt im Mai – und auch im Wonnemonat fehlt von Regen – abgesehen von der kurzen, aber heftigen Schauer am 3. Mai – weiter jede Spur. Der Kreis Euskirchen nutzt das derzeitige Wetter, um bereits jetzt für noch viel heißere Tage im Sommer zu sensibilisieren.

Der bisher heißeste Tag im Kreis Euskirchen wurde laut Katja Ziemann vom Gesundheitsamt des Kreises im Juli 2019 in Lommersum gemessen. 40,6 Grad im Schatten zeigte das Thermometer an der dortigen Wetterstation. In den vergangenen Jahrzehnten sei die durchschnittliche Jahrestemperatur im Kreis stetig gestiegen. Zwischen 1991 und 2021 im Nordkreis um 1,9 Grad, im Südkreis lag der Temperaturanstieg laut Ziemann sogar bei mehr als zwei Grad.

Der Kreis greift bei den Temperaturvergleichen vor allem auf die Wetterstationen in Lommersum und Sistig zurück. „Es ist kein Geheimnis, dass es auch im Kreis Euskirchen immer wärmer wird und die Hitzetage zunehmen“, so Ziemann. Die Daten der Stationen seien für jedermann abrufbar.

Hitze: Auto kann zur lebensbedrohlichen Falle werden

„Ab 25 Grad und Sonnenschein sollten auf keinen Fall Tiere und Kinder im Auto gelassen werden – auch nicht für einen noch so kurzen Moment“, sagt Ziemann im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Temperatur im Fahrzeug steige binnen Minuten auf 50 Grad und mehr an – auch dann, wenn man ein Fenster geöffnet habe. „Das Auto wird im Sommer schnell zu einer lebensbedrohlichen Hitzefalle“, sagt die Expertin.

Ziemann richtet auch einen Appell an die Menschen, die Medikamente nehmen müssen. „Manche Medikamente können bei Hitze ihre Wirkung verlieren oder in ihrer Wirkung verstärkt werden“, erklärt die Expertin: „Die Anwendung von opioid-haltigem Pflaster kann bei Hitze zu einer Überdosierung führen.“ Ihr Tipp: Arzneimittel lichtgeschützt und nicht bei mehr als 25 Grad lagern sowie vor der Einnahme im Sommer unbedingt mit dem entsprechenden Arzt sprechen.

Im Sommer ist es am frühen Abend oft am heißesten

Um 12 Uhr steht die Sonne am höchsten. Doch ist es dann auch am wärmsten? „Nein“, sagt Ziemann. Im Sommer sei die Temperatur oft zwischen 17 und 18 Uhr am höchsten. Dabei gehe es nicht um die UV-Strahlung und die Stärke der Sonne, nicht darum, wie schnell man sich einen Sonnenbrand hole. „Es geht darum, wie lange Wärme produziert wird. Die Gebäude nehmen Wärme auf – genau wie der Asphalt. Die Wärme wird dann abgestrahlt. Das Ergebnis: Am frühen Abend ist es im Sommer an Hitzetagen besonders heiß“, sagt Ziemann.

Meteorologen sprechen von einem Sommertag, wenn die Temperatur mehr als 25 Grad beträgt. Von einem Hitzetag spricht die Expertin des Kreises, wenn der Tageshöchstwert die 30-Grad-Marke knackt. „Bis 2070 werden wird pro Jahr die Marke mehr als 40 Mal knacken. Das ist zwar noch gefühlt weit weg. Aber die Kinder im Kreis werden das erleben und deren Kinder erst recht. Wir müssen also etwas tun“, so Ziemann.

Eiskaltes Getränk im Sommer oft nicht die beste Wahl

Ein Hitzetipp des Kreises: viel Trinken. Ziemann empfiehlt an heißen Tagen etwa drei Liter zu trinken. „Damit meine ich aber keinen Alkohol. Der entzieht dem Körper nämlich Flüssigkeit“, sagt sie. Und auch immer wieder eiskalte Flüssigkeit zu sich zu nehmen, sei nicht ratsam. Der Grund: Der Körper muss laut der Expertin Energie aufwenden, um das eiskalte Getränk zu verarbeiten und kurbelt so die Hitzeproduktion des Körpers an. „Genau das, was er nicht machen soll“, so Ziemann.

Kostenloses Trinkwasser wird es bald in der Euskirchener Innenstadt geben. Entsprechende Wasserspender in der Neustraße sind im Zuge der Sanierung der Fußgängerzone installiert worden. Die Brunnen seien „soweit funktionsfähig“, heißt es seitens der Stadtverwaltung.

Das Bild zeigt vertrocknete Zuckerrüben auf einem Feld.

Der Kreis Euskirchen sensibilisiert schon jetzt für Hitzetage im Sommer, damit man sich nicht so fühlt wie die Rüben hier.

„Für die endgültige Inbetriebnahme fehlt noch die Probenentnahme und Analytik durch ein externes Hygieneinstitut, anschließend erfolgt die Freigabe durch den Kreis Euskirchen. Ein entsprechender Auftrag wurde bereits erteilt, die Umsetzung erfolgt zeitnah“, sagt Tim Nolden, Pressesprecher der Stadt Euskirchen, auf Anfrage.

In Bad Münstereifel ist die Verwaltung beauftragt worden, zu prüfen, ob es einen entsprechenden Dienstleister gibt, der Trinkwasserentnahmeanlagen bereitstellt und wartet. Das war vor zwei Jahren.

Expertin sensibilisiert für die kommenden heißen Tage

Auf der Internetseite der Kreisstadt gibt es auch einen Link zu den sogenannten kühlen Orten. Dort sind Orte und Plätze aufgeführt, an denen sich Menschen an heißen Tagen abkühlen können. „Hitzetage sind auch ein ganz wichtiges Thema bei Wohnungslosen“, so Ziemann.

Bei eisiger Kälte kämen einem die obdachlosen Menschen sofort in den Sinn, im Sommer eher weniger. „Das ist aber falsch. In ihrer körperlichen und gesundheitlichen Situation benötigen sie die Möglichkeit zur Abkühlung und Trinkwasser“, sagt die Expertin.

Auch die Zahl der Tropennächte wird steigen

„Eine Tropennacht ist eine Nacht, in der die Temperaturen nachts nicht unter 20 Grad fallen“, sagt Ziemann. Eine solche Nacht habe es im Südkreis nicht gegeben, im Nordkreis seien sie an zwei Händen abzählbar. Aber, so Ziemann, „genau wie die Hitzetage werden auch die Tropennächte in den kommenden Jahren stetig mehr.“ Das Problem für den Körper: Er könne sich nachts nicht erholen.

„Wer an heißen Tagen Sport treiben will, sollte das frühmorgens oder spätabends machen. Und vor allem auf seinen Körper hören“, sagt Ziemann. Zudem solle man sich – nicht nur beim Sport – regelmäßig eincremen und auf Kopfbedeckungen achten. „Besonders das Gehirn ist durch Überhitzung gefährdet. Stichwort Sonnenstich“, so Ziemann. Ein kaltes Fußbad verschaffe dem Körper oft Abkühlung.

Der Kreis habe zudem Kontakt zu Dermatologen aufgenommen. Die Rückmeldung: die Zahl der Hautkrebspatienten im Kreis habe zugenommen.