Lotus-EffektKleber und Honig perlen einfach ab

Wasser perlt auf dem Test-Blatt wegen des Lotus-Effekts ab.
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Euskirchen – „Es ist noch genug Schmutz da“, rief Dr. Anna Julia Schulte, und die Schüler wollten alle welchen haben. Denn das sandähnliche Pulver in kleinen durchsichtigen Behältern sollte an diesem Morgen für den Beweis herhalten, dass einige Pflanzenblätter einen selbstreinigenden Effekt haben. Die 30 Biologie-Schüler der achten Klassen am Emil-Fischer-Gymnasium hatten sich bereits mit Schalen und Pipetten ausgestattet. Auch ein Behälter mit Wasser stand auf jedem Tisch bereit.
Aus der Natur abgeleitete Technik
Als die Wissenschaftlerin vom Fraunhofer-Institut in Euskirchen an alle Schüler Schmutz ausgegeben hatte, begannen die Versuche. Auch Marco, Tim und Martin trugen ihre Beobachtungen in Protokollblätter ein. Die drei Biologie-Leistungsschüler aus der Oberstufe hatten eine Erlaubnis bekommen, mitzumachen. Zwei von ihnen hatten sich bereits in einer Facharbeit zum Thema Löschschaum und Umweltverträglichkeit hervorgetan. Nun suchten sie erneut nach einer Verbindung aus schulischem Wissen und der Praxis – genau der Ansatz, den auch die 33 Jahre alte Biologin Anna Julia Schulte verfolgte, als sie das Sauerland verließ, um in Bonn wissenschaftlich nach Techniken zu forschen, die sich aus der Natur ableiten lassen.
Den Schülern ermöglichte sie an diesem Vormittag selbst zu erforschen, was der Lotus-Effekt ist, wie er funktioniert, und was man damit im Alltag anstellen kann. Catharina und Larissa ließen immer wieder Wasser auf das Blatt einer Wasserbrotwurzel tropfen. Deren Blätter weisen ebenfalls den Lotus-Effekt auf. Und jedes mal perlte das Wasser ab. Selbst wasserlöslicher Kleber bewegte sich in geschlossener Tropfenformation über das grüne Pflanzenteil. Antonia, die mit Ana Lisa und Jeannine eine Testgruppe bildete, stellte fest, wie schnell sogar ansonsten klebriger Honig vom Blatt kullert. „Meine Haut hat leider keinen Lotuseffekt“, konstatierte sie mit Bedauern. Das Vergleichsblatt einer anderen Pflanze, stellten Lena, Jennifer und Benedikt fest, wird einfach nur nass. Lena wünschte sich den Lotus-Effekt für ihr Handy, und Jennifer entschied kurzerhand: „Ich werde Biologin!“
Experimente mit Wasser und Spüli
Rebecca hatte schon zuvor mit dem Lotus-Effekt zu tun: „Ich habe mal versucht, einen Pilz zusammenzukleben, da perlte der Klebstoff genauso ab“, berichtete sie, und die Wissenschaftlerin bestätigte: „Ja, wasserabweisende Oberflächen gibt es auch unter dem Hut von Pilzen.“ Den Beweis dafür, dass die Oberflächenspannung des Wassers eine wichtige Rolle beim Lotus-Effekt spielt, vollzogen die Schüler wiederum an ihren Testblättern. Ein bisschen Spülmittel ins Wasser, und die Perlen flossen auseinander. „Spülmittel nimmt die Oberflächenspannung“, erklärte Schulte.
Das Fraunhofer-Institut arbeitet nun häufiger mit dem Emil-Fischer-Gymnasium zusammen. „Wir bieten auch Schüler- und Studentenpraktika an“, sagte Fraunhofer-Sprecher Thomas Loosen.