Drei neue AttraktionenSteinmetzin im Freilichtmuseum hat jetzt eigene Hütte

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Steinmetzin Ulrike Glaubitz steht vor der Steinmetzhütte im Freilichtmuseum Kommern. Sie trägt traditionelle, beige Handwerks-Kluft und bearbeitet einen Stein mit Hammer und Meißel.

Steinmetzin Ulrike Glaubitz zeigt, wie Steinmetze früher gearbeitet haben.

Eine Steinmetzhütte, ein Gartenhaus und ein kulturlandschaftlicher Rundweg – das LVR-Freilichtmuseum Kommern hat drei neue Attraktionen.

Ulrike Glaubitz ist nervös. Immer mal wieder verhaspelt sie sich bei ihrer allerersten Handwerksvorführung in der neuen Steinmetzhütte im Freilichtmuseum Kommern. Doch je länger die 38-Jährige spricht, desto sicherer wird sie. Vor allem, als sie ihre Werkzeuge in die Hand nimmt und loslegt.

Glaubitz ist Meisterin im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk. Schon als Kind habe sie das Museum fasziniert. Es sei schon lange ihr Traum gewesen, hier zu arbeiten. Dieser Wunsch ist nun in Erfüllung gegangen. In der Baugruppe Bergisches Land steht die neue Wirkstätte von Glaubitz: eine Steinmetzhütte. Gebaut nach historischem Vorbild, mit offenen Wänden an den Seiten, damit es bei der staubigen Arbeit nicht zu stickig wird.

Gartenhaus im Freilichtmuseum hergerichtet

Mit der Teufelsklaue und der Eidechse habe man hier gleich zwei besondere Highlights geschaffen, sagt Kuratorin Alina Hillbrecht stolz. Die Teufelsklaue ist eine Art Kran, mit dessen Hilfe die Steinmetzin einen Stein nach oben heben kann. Bei der Eidechse handelt es sich um einen Wagen, mit dem schwere Steine transportiert werden können. Beide Arbeitsgeräte seien in aufwendiger Arbeit nach historischen Plänen rekonstruiert worden, so Hillbrecht. „Allein die Herstellung eines Rades nahm 70 Arbeitsstunden in Anspruch.“

Doch nicht nur die Steinmetzhütte ist neu im Bergischen Land des Museums. Seit Sonntag kann nun auch das Gartenhaus im Ziergarten des Mannesmannhauses von innen besichtigt werden. Das Haus steht bereits seit 1980 im Museum, seine Türen waren bisher verschlossen.

In einem fünfeckigen Raum stehen vor einem Fenster ein Tisch und vier Stühle. Auf dem Tisch liegt eine weiße Tischdecke. Der Tisch ist mit blau-weißem Geschirr gedeckt. Es sind ein Kuchen und eine Dröppelminna (eine alte Kaffeekanne) zu sehen. Am Rand stehen Blumen.

Das Gartenhaus steht zwar schon lange im Museum, war bisher aber nur von außen zu besichtigen, nun wurde es auch innen hergerichtet.

Nun wurde es innen hergerichtet. Zu sehen ist hier eine traditionelle bergische Kaffeetafel mit Waffeln und Dröppelminna (Kranenkanne). Das Gartenhaus stamme aus dem Jahr 1811, berichtet Museumsleiter Dr. Carsten Vorwig. Es sei eines der letzten Häuser dieser Art.

Solche Gartenhäuser haben laut dem Museumsleiter früher in den Gärten von Unternehmern gestanden. Sie wohnten dort, wo ihre Produktionsstätten waren. Und das sei oft irgendwo im Nirgendwo gewesen. Dennoch sei ihnen eine Präsentation ihres Reichtums wichtig gewesen. „Die Bürgerlichkeit auf dem Land ist ein wichtiges Thema, das wir mittelfristig stärker in den Fokus richten wollen.“

Freilichtmuseum Kommern überarbeitet Baugruppen

Schon jetzt gibt es im Museum eine dritte neue Attraktion zu entdecken: einen kulturlandschaftlichen Rundgang. Die Häuser seien die Stars des Museums, sagt Hillbrecht. Aber richtig rund würden die Baugruppen erst durch die von den Museumsgründern detailliert geplante und umgesetzte Kulturlandschaft im Umfeld. Allerdings: „Das, was perfekt funktioniert, fällt am Ende gar nicht mehr richtig auf.“ Das solle sich mit dem neuen Rundweg ändern.

Im Freilichtmuseum Kommern steht eine Informationsstele vor einem angelegten Garten. Die Stele informiert über den Hausgarten.

Entlang des neuen Rundgangs zur rheinischen Kulturlandschaft stehen Informationsstelen.

Hier erfährt man auf neu aufgestellten Informationsstelen nun allerhand Wissenswertes über Felder, Tiere und Gärten. „Seit wann baut man Kartoffeln an? Welche Bedeutung hatte das Pferd auf dem Hof? Ist der Brunnen mehr als eine Trinkwasserquelle?“ Diese Fragen beantworte der neue Rundweg, so Kuratorin Hillbrecht. Er solle es den Besucherinnen und Besuchern ermöglichen, „das Museumsgelände noch mal mit ganz anderen Augen und unter ganzen anderen Aspekten zu entdecken.“

Neu entdecken, darum geht es auch beim Projekt „(H)aus alt mach neu“, bei dem die drei neuen Attraktionen entstanden sind. Ziel ist, die Baugruppen des Museums inhaltlich und gestalterisch zu überarbeiten. „Nur noch ein Bruchteil unserer Gäste kann sich das Leben auf einem Hof vorstellen“, sagte Museumsleiter Dr. Carsten Vorwig bei der Eröffnung. Man wolle mit dem Projekt kulturgeschichtliche Inhalte auch für die neuen Generationen vermittelbar machen.

Für Glaubitz ist es ein Privileg, nun ein Teil davon zu sein. Tradition spiele im Handwerk eine große Rolle. Nach wie vor werde das Arbeiten mit Hammer und Meißel in der Steinmetz-Ausbildung gelehrt, sagt sie. Und weiter: „Man muss erst gehen lernen, bevor man laufen lernt.“

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