Kunst in MechernichGalerie im Rathaus zeigt Anti-Kriegsausstellung

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„Sag mir, wo die Blumen sind“ heißt die Ausstellung in der „Galerie im Rathaus“. 

Mechernich – Krieg hat Kunstschaffende schon immer inspiriert. Man denke nur an Guernica von Pablo Picasso, ein Werk, sinnbildlich für die Grausamkeit und Unmenschlichkeit des Krieges, ausgelöst durch einen Angriff der deutschen Luftwaffe auf die nordspanische Stadt Guernica. Ein Bild der Gemünder Künstlerin Mona Dia war es nun, das zur ersten Nach-Corona-Ausstellung in der Mechernicher Galerie im Rathaus inspirierte. Es ist eine Anti-Kriegsausstellung geworden.

Der Mechernicher Künstler Franz Kruse hat als Kurator 24 Arbeiten für die Schau „Sag mir, wo die Blumen sind“ ausgewählt. Der Großteil stammt von ihm selbst, dazu Arbeiten von Mona Dia, Foto-Collagen von Jörg Erbar, das Ganze umrahmt mit einer Text-Lied-Collage, interpretiert von der Vortragskünstlerin Katia Franke.

Benannt nach einem Roman von Heinrich Böll

Mona Dia war es, die den Anlass gegeben hatte. Kurz vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine hatte sie ihr 2018 entstandenes Werk „Wo warst Du, Adam?“, benannt nach einem 1951 erschienenen Anti-Kriegsroman von Heinrich Böll, in den Sozialen Netzwerken gepostet.

Das entdeckte Franz Kruse. Er war von dem Motiv eines Panzers und gefalteten Händen – sie stehen für den Soldaten, der in den Krieg zieht und den Glauben verliert – beeindruckt. Und so begann er seinerseits auf der Staffelei ein großformatiges Werk einer offenbar durch einen Luftangriff in Flammen gesetzten Stadt. Er nannte das Bild „Sag mir, wo die Blumen sind?“

Anti-Kriegslied „Where have all the flowers gone?“

So heißt ein 1955 vom US-Singer-Songwriter Pete Seeger im Original mit dem Titel „Where have all the flowers gone?“ geschriebenes Anti-Kriegslied. Es wurde, gesungen von Joan Baez, eine Hymne der Flower-Power-Bewegung.

In Deutschland wurde der Folksong 1962 in der Interpretation von Marlene Dietrich bekannt. Der Text erzählt die Geschichte von den Blumen, die über den Gräbern toter Soldaten blühen – ein Symbolbild für Anfang und Ende des Krieges und seiner Gräuel, wie sie auch täglich aus der Ukraine berichtet und in der Ausstellung in vielen Bildern verallgemeinernd thematisiert werden.

Prosa-Collage von Vortragskünstlerin Katia Franke

Katia Franke interpretierte bei der Vernissage, zu der auch der ehemalige NRW-Innenminister Dr. Ingo Wolf und der CDU-Bundestagsabgeordnete Detlef Seif gekommen waren, das Lied von Seeger. Sie collagierte zu jeder Strophe Anti-Kriegs-Prosa unter anderem zum Vietnam-Krieg oder dem Ersten Weltkrieg.

Ihr Vortrag endete mit einer kurzen Hoffnungsgeschichte aus einer New Yorker Zeitung: Ein offenbar zu einem Verbrechen entschlossener, bewaffneter Gewalttäter wird bei der Durchquerung eines Parks von einem Hund mit einer Frisbeescheibe im Maul aufgehalten, der freundlich schwanzwedelnd vor ihm steht. Das arglose Tier will mit ihm spielen.

Jeder einzelne Mensch ist gefragt

Gerührt lässt der Mann von seinem Plan ab. „Es hängt von jedem Einzelnen ab! Wenn wir so wie dieser kleine, arglose und freundliche Hund mit uns im Reinen wären, gäbe es keinen Krieg“, so Frankes Moral von der Geschicht’. Mehr als ein frommer Wunsch angesichts der Realitäten kann das nicht sein. Doch warum ihn bei allen Warnungen und Mahnungen, die die Ausstellung bietet, unterlassen?

Am Ende des Flures in der Mechernicher Galerie hat Franz Kruse seinerseits den Optimismus zum Thema gemacht: Seine jüngsten Arbeiten zeigen farbenfrohe Tulpensträuße. Hier sind die Blumen des Ausstellungstitels zu finden und machen einfach nur gute Laune. Trotz allem.

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