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Prozession am 1. MaiWeniger Pferde beim traditionellen Georgsritt in Kallmuth

Lesezeit 4 Minuten
Ein roter Wagen, der von zwei schwarzen Pferden gezogen wird, zieht vor einem Zug Menschen über eine Straße, drumherum sind grüne Hügel und Bäume zu sehen.

Mit dem von Pferden gezogenen Prozessionswagen fuhren die Geistlichen zum Georgspütz, wo die Messe stattfand.

Trotz schönstem Sonnenschein zog es nur wenige Reiter zur Prozession in Kallmuth, Ortsbürgermeister Robert Ohlerth nahm es gelassen.

Eigentlich stand alles zum Besten für den 71. Georgsritt: Tolles Wetter, der Ort frisch rausgeputzt, die Helfer motiviert. Doch die einzig große Unbekannte bei der alljährlichen Reiterprozession erwies sich als zuverlässig unzuverlässig. Mit knapp 60 Pferden, die offiziell als Teilnehmer registriert waren, hielt sich die Begeisterung der Eifeler Reiterschaft in überschaubaren Grenzen. Dabei waren es im Jubiläumsjahr 2024, als der Georgsritt zum 70. Mal stattfand, noch mehr als 100 Pferde gewesen, die mit ihren Reitern nach Kallmuth gekommen waren.

In diesem Jahr war es dem Leiter des Pastoralen Raumes Mechernich, Erik Pühringer, gelungen, Pater Elias, einen Mönch aus der Abtei Maria Laach, für die Predigt zu gewinnen. Damit zelebrierte nach Bischof Helmut Dieser im vergangenen Jahr erneut eine recht bekannte Persönlichkeit die Messe am Georgspütz.

Pferd schleckte bei Georgsritt das  Priestergewand ab

Denn Karl-Heinz Stoffels, wie der Priester bürgerlich heißt, ist im Ort wohlbekannt, handelt sich bei ihm doch um einen Kallmuther Jong, der häufig in der Heimat zu Besuch ist. „Meine Mutter wohnt immer noch hier“, sagte er. So sei auch die Verbindung zu Natur und Kreatur lebendig, wie Pater Elias unter Beweis stellte. Er zeigte keine Scheu, als Zeus, einer der beiden Kaltblüter, die den Prozessionswagen von der Dorfmitte zum Georgspütz zogen, zutraulich Kontakt aufnahm und sein Messgewand abschleckte. Er nahm die Zuneigungsbekundungen mit Humor und gestand lachend, noch nie die Messe mit angesabbeltem Gewand gelesen zu haben.

Zwei Priester in roten Gewändern stehen vor zwei schwarzen Pferden. Das eine Pferd beschnuppert das Gewand eines Priesters.

Großes Interesse am Gewand von Pater Elias, einem gebürtigen Kallmuther, zeigte Zeus, der mit seinem Kumpel Thor den Prozessionswagen zog.

Für viele der Reiter ist der Termin fest im Jahresprogramm eingeplant. „Ich habe das mit der Muttermilch aufgesogen“, sagte Miriam Scheffler aus Kommern. Schon als Kleinkind sei sie dabei gewesen, nun war sie mit ihrem Isländer Ma'ni von Kall aus mit einer Reitergruppe nach Kallmuth gezogen.

Radfahrer fuhren am Schluss der Prozession

Begleitet vom Musikverein Kallmuth, zogen die Reiter, denen sich mehrere hundert Menschen angeschlossen hatten, an den Georgspütz. Nach der Messe trafen sich die Teilnehmer der Prozession wieder auf der Georgswiese, um das gute Wetter zu genießen. Gerhard Mayr-Reineke hatte mit dem Wallfahrtsausschuss und Ortsbürgermeister Robert Ohlerth für das Gelingen der Veranstaltung gesorgt.

Robert Ohlerth zeigt einen grünen Orden. Er trägt ein weißes Hemd mit Blumenmuster und eine Sonnenbrille.

Die Plaketten für die Teilnehmer zeigt Robert Ohlerth.

Ein Ärgernis aus dem vergangenen Jahr wurde abgestellt. Da hatten sich Reiter über Radfahrer beschwert, die sich an den Pferden vorbei durch die Prozession geschlängelt hatten. „Ich habe in diesem Jahr Lautsprecherdurchsagen gemacht, dass Radfahrer nichts bei den Pferden und in der Prozession zu suchen haben“, sagte Ohlerth. Das sei viel zu gefährlich, weil ja auch kleine Kinder mitgehen. Die Fahrradfahrer seien herzlich willkommen, sich am Ende anzuschließen. Dafür sei es auch gut gewesen, dass die Prozession von der Polizei begleitet worden sei.

Künftig sollen mehr Eimer mit Wasser für Pferde bereitstehen

Ein weiterer Umstand ist wohl unlösbar. „Viele Reiter kommen zu der Prozession, um gesehen zu werden“, sagte Ohlerth. So sei es zu verstehen, dass manche sich beschwerten, der Gottesdienst habe zu lange gedauert. Doch für die Hunderten, die zu Fuß dabei waren, sei es gut gewesen – die hätten es wunderschön gefunden.

Ohlerths Fazit: „Man kann es nie allen recht machen.“ Wenn drei Reitern die Messe zu lang sei, müsse man halt auf die verzichten. „Die Welt ändert sich, und auch der St.-Georgs-Ritt hat sich verändert“, so Ohlerth. So sei bereits die Anfangszeit nach hinten gelegt worden. Im nächsten Jahr werde die Anregung aufgenommen, noch mehr Eimer mit Wasser für die Tiere aufzustellen.

Erfolgreich sei auch der Generationswechsel bei der Schmückung des Sakramentswagens vollzogen worden, mit dem die Geistlichkeit gefahren wird. Nach 30 Jahren haben sich Franziska Vossemer und Anna Evertz zurückgezogen – junge Nachfolger haben nun viele Stunden in den Schmuck des Wagens investiert, so Ohlerth. Und: „Das Dorf hat wieder mitgespielt, Kallmuth hat sich herausgeputzt.“


Georgsritt hat lange Tradition

Im 17. Jahrhundert ging bereits, wie aus alten Dokumenten ersichtlich ist, eine Prozession von Kallmuth zum Georgspütz, der an der Straße nach Vollem liegt. 1953 wurde die Tradition wiederbelebt – in Zeiten, als auf vielen Bauernhöfen noch mit Pferden gearbeitet wurde. So fanden sich bis zu 400 Reiter mit ihren Pferden in der Vergangenheit zum Georgsritt ein.