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Methan-Produktion sinktMüllgase von Strempter Deponie reichen noch für sieben Jahre

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In der Verbrennungsanlage werden die Deponiegase verbrannt.

Von den ursprünglich sechs Motoren laufen im Abfallwirtschaftszentrum noch zwei.

Aus den Gasen der 2005 stillgelegten Deponie in Strempt wird Strom gewonnen, mit dem unter anderem das heutige Abfallwirtschaftszentrum betrieben wird.

18 Jahre ist es mittlerweile her, dass die Deponie in Strempt wirklich als Mülldeponie genutzt worden ist. Seit Juni 2005 befindet sich die Deponie, aus der ein modernes Abfallwirtschaftszentrum (AWZ) geworden ist, in der Stilllegungsphase.

Doch der Müll, der seit 1981 auf dem ehemaligen Bergbaugebiet eingelagert worden ist, arbeitet weiter – genauer gesagt: Er produziert Gas. Gas, das genutzt wird, um Strom zu erzeugen. So viel Strom, dass das AWZ autark ist, sich selbst mit Energie versorgt. Doch der Strom wird weniger, weil auch die Gasproduktion schwächer geworden ist. Mittlerweile hat sich die Menge auf 500 Kubikmeter Deponiegas pro Stunde reduziert. 2017 waren es noch 650. Von den anfänglich sechs Motoren laufen nur noch zwei.

In den Anfangszeiten waren es 1500 Kubikmeter Deponiegas pro Stunde

„In den Anfangszeiten standen den sechs Motoren insgesamt 1500 Kubikmeter Deponiegas pro Stunde zur Verfügung“, erklärt Guido Schmitz, Abteilungsleiter Tiefbau und Abfall beim Kreis Euskirchen. Mit den zwei Motoren können Schmitz zufolge noch die gesamten Liegenschaften der Kreisverwaltung mit grünem Strom versorgt werden. Bei einer weiteren Reduzierung auf nur einen Motor könne nur noch das AWZ mit eigenem Strom versorgt werden.

Wesentliches Ziel der Stilllegung ist es, die Deponie in überschaubaren Zeiträumen in einen emissionsarmen Zustand zu überführen, so dass sie langfristig umweltverträglich bleibt und unter anderem mit einer standortangepassten Oberflächenabdichtung versehen werden kann. Nach Angaben der Kreisverwaltung nimmt in einigen älteren Bereichen der Deponie die Gasproduktion bereits so weit ab, dass kurzfristig eine Verwertung des Deponiegases nicht mehr möglich ist.

Kreis Euskirchen investiert 2,8 Millionen in emissionsfreie Deponie

„Andererseits weisen die chemisch-biologischen Prozesse im Deponiekörper mit der resultierenden Deponiegasproduktion darauf hin, dass noch mit nennenswerten Emissionen über einen längeren Zeitraum von mehreren Jahrzehnten gerechnet werden muss“, sagt Schmitz.

Wir sind verpflichtet, den Standort in die Nachsorge zu überführen. Das heißt, dass keine schädlichen Emissionen mehr in die Umwelt gelangen.
Guido Schmitz, Abteilungsleiter Tiefbau und Abfall

Um möglichst viel Gas zu gewinnen und gleichzeitig die emissionsfreie Deponie voranzutreiben, investiert der Kreis nach eigenen Angaben etwa 2,8 Millionen Euro in das Areal. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz übernimmt 2,16 Millionen Euro. Geplant sind unter anderem etwa 20 neue Gasbrunnen und 40 Temperaturmessfühler. Zudem müssen teilweise Leitungen neu verlegt werden. Daraus ergibt sich, dass auch neue Gassammelstellen geschaffen werden müssen. Optisch auffallen dürften vor allem die beiden mobilen Gasverdichterstationen und Abluftanlagen, die in Containerbauweise auf dem Areal des AWZ installiert werden. „Wir sind verpflichtet, den Standort in die Nachsorge zu überführen“, erklärt Schmitz: „Das heißt, dass keine schädlichen Emissionen mehr in die Umwelt gelangen.“

Bis 2030 soll noch Strom über den Deponiekörper gewonnen werden 

In den Bereichen, in denen nur noch ein sogenanntes Schwachgas vorhanden ist, habe man zwei Möglichkeiten, erklärt der Experte. Eine davon ist, dass das Schwachgas abgefackelt wird. Bei der anderen führt man Sauerstoff hinzu. „Das fördert noch einmal den Gasgewinnungsprozess, weil man so etwas wie einen Komposthaufen entwickelt. Die letzten organischen Bestandteile werden in einer recht kurzen Zeit umgesetzt“, so Schmitz: „Diese Gase werden dann wieder abgesaugt und verbrannt. Die Wärme nutzen wird dann für unser Fernwärmenetz.“

Schmitz geht davon aus, dass bis etwa 2030 noch Strom über den Deponiekörper gewonnen werden kann – auch wenn bis dahin die Methangasproduktion stetig sinken wird. 

Die größten Verbraucher auf dem großen Areal sind das Kompostwerk  und die Sickerwasseranlage. Sobald der Kreistag grünes Licht für die Baumaßnahme gegeben hat, wird die Leistung ausgeschrieben.


Biomüll in der grauen Tonne

Die Biotonne gibt es im Kreis Euskirchen seit 28 Jahren. 1995 wurde sie flächendeckend eingeführt. Und es gibt sogar einen Tag, an dem sich praktisch alles um das Müllgefäß mit dem braunen Deckel dreht. Der 26. Mai ist nämlich „Tag der Biotonne“. In der Tonne landen längst nicht immer nur Blätter, vergammelte Äpfel oder Grünschnitt. Kinderspielzeug, Gartenschere und Kartoffelschäler – auch Alltagsgegenstände finden sich laut Kreisverwaltung im Abfallwirtschaftszentrum (AWZ) in Strempt wieder, weil sie zuvor vom Bioabfall förmlich verschluckt worden sind. „In der Biotonne sind leider viele Gegenstände, die dort einfach nicht hineingehören, zu finden.

Manchmal sind es Dinge, die uns zum Schmunzeln bringen und die niemand absichtlich in die Biotonne geworfen hat. Einige andere Fremdstoffe hingegen lassen uns verzweifeln. Und sind meist auch nicht versehentlich dort gelandet“, sagt Norbert Lenzen, Leiter des Kompostwerkes des Kreises Euskirchen am AWZ: „In die Biotonne gehören ausschließlich natürliche organische Abfälle aus Küche und Garten, jedoch kein Fleisch, keine Wurst und kein Fisch.“ Der Experte schaut besorgt auf die aktuell durchgeführte Restmüllanalyse im Kreisgebiet: „Leider landen im Kreisgebiet noch 30 Prozent des Bioabfalls in der Restmülltonne. Der Anteil wird in den Müllverbrennungsanlagen einfach vernichtet.“ (tom)

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