Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Mercator-Kaserne40 Jahre Nato-Bodenstation

Lesezeit 3 Minuten

Feier zum 40-jährigen Bestehen der Nato-Bodenstation.

Euskirchen – „Der riesige Golfball“, wie Bürgermeister Dr. Uwe Friedl die Satellitenbodenstation der Nato in der Mercator-Kaserne nennt, „ist ein Wahrzeichen der Stadt geworden“. Die markante Hülle ist zwar ein gutes Stück jünger als die darin verborgene Parabolantenne, doch das Gebilde prägte den 40. Jahrestag der Inbetriebnahme dieser Station schon allein wegen seiner Größe. Die Anlage dient der Nachrichtenübermittlung mit einem gesicherten Datenaustausch in Echtzeit, wie Generalleutnant Kurt Herrmann, der Direktor der Nato CIS Service Agency, im Kreis der geladenen Gäste erklärte.

Nur noch 18 Soldaten im Einsatz

Nicht nur Militärs waren zu der Feier gekommen, sondern auch ehemaliges, ziviles Personal. Denn nur noch 18 Soldaten haben hier Dienst. Nicht einmal Wachen gibt es mehr. Für Sicherheit sorgt heute moderne Technik.

Unter der Hülle, die in den 80er Jahren errichtet wurde, steht die eigentliche Antenne mit ihrer Empfangsschüssel. Sie hat einen Durchmesser von 13 Metern  und wiegt 4,5 Tonnen. Der gesamte Aufbau auf dem eingeschossigen Gebäude

mit Schaltzentrale und Frenquenzumwandlern hat ein Gewicht von über  30 Tonnen.

Der Schutzmantel wurde  zwar auch gebaut, damit   der Schnee  die Schüssel nicht belastet. Vor allem aber hält sie den Wind ab. Der würde sonst dazu führen, dass sich die Schüssel in eine sichere Position bringt, indem sie nach hinten klappt, aber in dieser Stellung kann sie kein Signal mehr empfangen.

Die Station in Euskirchen hat bereits  vor dem Ende des „Kalten Krieges“ eine wichtige Rolle  in der Satellitenkommunikation der Nato gespielt. Seit 1972 verbindet Euskirchen fernmeldetechnisch die NATO-Hauptquartiere miteinander und auch mit   nationalen Kommandobehörden, wie dem Bundesministerium der Verteidigung in Bonn oder auch der Deutschen Bundesmarine in Glücksburg und Wilhelmshaven.

Gearbeitet wird rund um die Uhr im Schichtdienst. Das Netz der ursprünglich  21 Bodenstationen in der Nato ist auf elf geschrumpft, seit mobile Einheiten annähernd das Gleiche leisten können. Die 17 Soldaten unterstehen der Luftwaffe. Zudem hat

ein Nato-Ingenieur in Euskirchen Dienst.

Einzelverbindungen mit bis zu acht Megabit in der Sekunde können hier vermittelt werden –  bis zu einer Gesamtkapazität von 800 Megabit. Zwei Notstromaggregate garantieren bei einem 20 000-Liter-Tank, dass die Verbindung nie abbricht. (mfr)

Wie menschlich es selbst im „Kalten Krieg“ zuging, war aus etlichen Unterhaltungen Ehemaliger herauszuhören. Einer erzählte von seinen Fahrübungen mit einem motorisierten Zweirad, die angeblich im Zaun endeten, der andere davon, wie er trotz des Knackens der sich bewegenden Antenne im inneren Kranz habe schlafen können. Ganz „alte Hasen“ hatten noch den Bau der Anlage mitbekommen und erzählten, wie Engländer damals angeblich nach Nato-Richtlinien Rohre gebogen hätten und entblößten gnadenlos deren technisches Unvermögen. Pannen, etwa mit der Hydraulik, bleiben immer in „bester“ Erinnerung.

Die Anlage arbeitet aber nun vier Jahrzehnte zuverlässig. Zwar gibt es auch einen Schaltschrank mit moderner Modemtechnik. Doch der Stationsleiter, Hauptmann Christian Webels, ein junger Mann, schwört auf die 40 Jahre alte Technik. „Da kann man noch alles selbst reparieren.“ Webels freute sich über den „Großen Wappenteller“ der Stadt Euskirchen, den das „Standortoberhaupt“ fürs Casino mitgebracht hatte. Bürgermeister Friedl hatte daran die Hoffnung geknüpft, dass die Bodenstation auch in zehn Jahren noch in Betrieb ist. In der aktuellen Umstrukturierung der Nato mit der Zusammenlegung von Agenturen hat Euskirchen jedenfalls Bestand. So verlängert sich auch die Geschichte der „Geo-Kugel“, über die ser Oberst Manfred Krätzig, Kommandeur der NCSA, Sector Brunssum, einiges erzählte. Auch Oberst André Lenerz gratulierte – als Vertreter des Standortältesten.