Nähkurse bei Regula ZellKostüme made in Euskirchen

Die Euskirchener Schneidermeisterin Regula Zell.
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Euskirchen – Der Termin ist bei allen Kursteilnehmerinnen fest im Kalender eingetragen. Jeden Donnerstag wird im Keller von Regula Zell genäht, bis die Nadeln glühen. Bis zu acht Frauen treffen sich in der Euskirchener Südstadt und gehen ihrem gemeinsamen Hobby nach – es wird geschneidert. Geleitet wird der Kurs von der 47-jährigen Regula Zell, die 1994 ihre Meisterprüfung erfolgreich ablegte.
Seit sieben Jahren gibt sie im hauseigenen Keller Nähkurse. Zuvor vermittelte die Schneidermeisterin ihr Wissen in der Euskirchener Stoffzentrale. „Als wir in Euskirchen gebaut haben, war klar, dass ich einen eigenen Keller für die Kurse bekomme“, so Zell. Sie hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Gelernt hat sie das Schneidern von ihrer Mutter.
Zunächst nähte sie in der Schule noch Kostüme für die Puppen des Kasperletheaters, später traute sie sich bereits an Hosen. An eine erinnert sie sich noch genau: „Es war eine lila Cordhose. Die habe ich lange getragen.“ Mittlerweile näht Zell alles, was in der Kölner Oper und den Schauspielhäusern benötigt wird. Seit 22 Jahren schneidert die gebürtige Kölnerin in ihrer Heimatstadt für die Bretter, die die Welt bedeuten: „Es ist ein tolles Gefühl, die Kostüme auf der Bühne zu sehen.“ Sie ist jedenfalls froh, dass sie sich für die „Damen-Mode“ entschieden hat: „Hier kann ich meine Kreativität ausleben. Bei Männersachen ist das etwas schwieriger.“
Regula Zell bietet Nähkurse an. Das Können der Hobbyschneiderinnen spielt dabei keine Rolle. Ein Mal im Monat bringt Schneidermeisterin Regula Zell in der Euskirchener Südstadt auch Kindern den Umgang mit Nadel und Schere bei.
Infos und Anmeldungen unter Tel. (0 22 51) 14 75 22. (tom)
Kreativ geht es auch beim Nähkurs in der Südstadt zu. Die Hobbyschneiderinnen arbeiten an Röcken, Jacken, Kirschkernbezügen oder bequemen Sitzkissen. Beim Kurs wird nicht nur genäht. „Frauen, die nähen und nicht miteinander reden, das funktioniert nicht“, sagt Zell. Britta Brölingen hat damit allerdings ein kleines Problem. Ihre alte Nähmaschine ist recht laut. Sobald die Grafikerin loslegt, steigt auch die Lautstärke der Gespräche.
Dennoch steht die37-jährige Euskirchenerin bei den Kursteilnehmern hoch im Kurs. „Sie arbeitet sehr genau und möchte alles perfekt machen. Da werden Nähte mitunter auch mehrmals wieder geöffnet. Britta hat da etwas von mir“, so Zell, die ihre Ausbildung zur Schneiderin in Köln gemacht hat.
Es sei gar nicht so leicht gewesen, eine Lehrstelle zu bekommen: „Die Schneidermeisterinnen wollten früher niemanden mit Abitur, sondern handwerklich begabtere Schüler haben.“ Ihre Tochter Rebekka ist ebenfalls talentiert. „Sie schneidert unheimlich gerne, aber hat schon deutlich gemacht, dass das beruflich für sie nichts ist“, so die zweifache Mutter, die zurzeit am Abiballkleid ihrer Nichte arbeitet. Die Kommunikation über die festliche Robe erfolgt per E-Mail und Whatsapp-Nachrichten, weil die angehende Abiturientin in Magdeburg lebt. „Bisher ist sie sehr zufrieden mit mir“, sagt Zell. Während der Nähkurse wird die Schneidermeisterin immer wieder um Rat gefragt. Manchmal setzt sie sich auch selbst an die Maschine. Wenn es sein muss, auch an die alte Industrienähmaschine: „Das gute Stück läuft noch wie am Schnürchen und kommt immer dann zum Einsatz, wenn die Stoffe für moderne Nähmaschinen zu dick sind.“
Einen männlichen Hobbyschneider hat sie in all den Jahren noch nicht im Kurs gehabt. Daran kann sich laut Zell aber gerne etwas ändern: „Ich freue mich über jeden, der Spaß am Nähen hat.“ Fast geht dieser Satz unter, denn Brölingen hat auf das Pedal der Nähmaschine getreten – und es wird richtig laut.