Beim deutsch-belgischen Jugendcamp in Nettersheim konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen das Leben in der Urft erforschen.
Internationaler AustauschDeutsch-belgisches Jugendcamp in Nettersheim widmet sich der Umwelt

Forschung mit dem Küchensieb: Die Jugendlichen fahndeten nach Kleinlebewesen.
Copyright: Stephan Everling
So etwas gehört zu den großen Ferienfreuden von Kindern: Im Sommer durch einen Bach planschen und dabei aufregende Dinge entdecken. Am Samstagvormittag waren es die Teilnehmer des deutsch-belgischen Jugendcamps, die sich in der Urft bei Nettersheim auf die Suche nach Leben in dem Wasser machten. Ein Ferienspaß mit zwei durchaus ernsten Zielen: Zum einen wird Umweltbildung vermittelt, zum anderen ist die international konzipierte Veranstaltung ein Stück Völkerverständigung.
Selbst in Zeiten vermehrter Kontrollen bedeutet die Grenze zwischen Belgien und Deutschland für die Menschen, die täglich in dem Gebiet unterwegs sind, nicht viel mehr als eine Änderung der Tempobeschränkungen. Nur denen, die in die Fänge der lokalen Bürokratie geraten, wird deutlich, dass verschiedene Rechtssysteme und Regularien beachtet werden müssen. Doch für die Kinder von zehn bis 13 Jahren, die bei dem Jugendcamp in der vergangenen Woche dabei waren, sind beide Punkte herzlich uninteressant. Sie genossen einfach die Gemeinschaft mit den Altersgenossen aus dem Nachbarland.
Jugendcamp unter Motto: „Junge Ideen für eine nachhaltige Zukunft“
Fünf Tage dauerte das Camp, das unter dem Motto „Junge Ideen für eine nachhaltige Zukunft“ stand. Zum zweiten Mal wurde das Projekt vom Naturpark Nordeifel organisiert, der nicht nur bundesländerübergreifend in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ausgewiesen ist, sondern sich auch auf der belgischen Seite der Grenze erstreckt.

Eine Einführung in das Thema „Leben im Fluss“ hielt Jörg Müller, der als Dozent für das Naturzentrum Eifel in Nettersheim tätig ist
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So wurden auch die 25 Plätze, die in diesem Jahr zur Verfügung standen, in beiden Staaten ausgeschrieben. Während sich auf der deutschen Seite schnell eine Gruppe Pfadfinder aus Hillesheim anmeldete und 13 Plätze belegte, wurde das Camp in Ostbelgien öffentlich ausgeschrieben. Hier meldeten sich zehn Kinder. Sechs Betreuer kümmerten sich um die Gruppe, die am Mittwoch ihr Quartier im Vido in Burg-Reuland in Belgien bezog. Finanziell unterstützt worden sei das Projekt von den Rotary Clubs und den Bürgerfonds aus Ostbelgien, sodass es kostenfrei habe angeboten werden können, teilte Organisatorin Sina Bollfraß mit.
Jede Menge spannender Workshops hatten sie und ihre Kollegen ausgearbeitet. So gab es im Schülerforschungszentrum in Prüm Experimente mit Feuer und Informationen über eine Wurmkiste, mit der kompostiert werden kann. An den Abenden ging es raus, entweder zum Spurenlesen, ins Hohe Venn oder um den Sternenhimmel anzuschauen. Am Samstag stand dann die Erforschung der Lebewesen auf dem Programm, die in der Urft am Naturzentrum Nettersheim zu finden sind.
Beim Austausch bildeten sich Freundschaften über Grenzen hinweg
Jörg Müller führte die jungen Forscher in das Thema ein. Er gehört zu dem Team, das sich um die Gruppen kümmert, die im Naturzentrum Workshops buchen. „Es geht darum, anhand der Tiere, die Fluss zu finden sind, die Qualität des Wassers festzustellen“, erläuterte er. Da gebe es zum Beispiel die Larven von Eintags-, Stein- oder Köcherfliegen, deren Anwesenheit ein Indiz dafür sei, wie sauber das Wasser sei. Auch Bachflohkrebse könnten sich in den Küchensieben finden, die bei der Suche zum Einsatz kamen, oder vielleicht sogar ein Strudelwurm, der nur bei höchster Wasserqualität unterwegs sei. Und manchmal fange man auch eine Groppe, einen Fisch, der in der Urft lebe.

Eine Groppe ist der lebende Beweis für gute Wasserqualität.
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Und tatsächlich: Die Aufregung war groß, als sich in einem der Siebe eine kleine Groppe fand, die natürlich sofort wieder zurückgesetzt wurde. Denn sie sollte nicht wie die anderen Lebewesen, die die Kinder in dem Bachwasser fanden, unter den Mikroskopen näher untersucht werden. In Zweiergruppen stapften die Kinder durch das Wasser, bis sie genug Untersuchungsmaterial gefunden hatten und befanden: Dat Wasser vun Neddeschem es joot.
Das Camp soll nachwirken. Die Kinder arbeiteten Projekte aus, die in den nächsten Wochen realisiert werden sollen. So sollen unter anderem Obstbäume gepflanzt und Blumenwiesen angelegt werden, sagte Sabrina Schumacher vom Jugendtreff Inside in Eynatten. „Dabei wollen wir grenzübergreifend arbeiten, damit die Kinder sich wieder treffen können“, kündigte sie an.
Schnell hatten sich Freundschaften über die Grenzen hinweg gebildet. „Wir dachten zuerst, das könnte schwierig sein, aber da sie die gleiche Sprache sprechen, war die Barriere niedrig“, so Schumacher. Lotta aus Hillesheim und Joleen aus Eynatten, beide elf Jahre alt, verstehen sich prächtig. „Das Jugendcamp ist total cool“, schwärmte Joleen. Sie habe viele neue Freunde gefunden, sagte sie, bevor sie wieder mit ihrem Sieb in die Urft stapfte.