Neues Wohnheim an der Emil-Kreuser-StraßeBehinderte Menschen leben in Mechernich in den eigenen Wänden
Mechernich – Die Zeiten, in denen behinderte Mitmenschen einen Großteil ihres Lebens in Heimen verbringen mussten, sind seit einigen Jahren weitestgehend vorbei. „Betreutes Wohnen“ heißt seither das Stichwort.
Sobald junge Menschen mit Handicap ins Berufsleben einsteigen, etwa in den Nordeifel-Werkstätten, bemühen sich die Eltern und die Verantwortlichen darum, ihnen ein möglichst eigenständiges Lebensumfeld zu verschaffen.
Im Frühjahr 2016 wird an der Emil-Kreuser-Straße in Mechernich ein neues Wohnheim für Menschen mit Behinderung bezugsfertig werden. Am Dienstag dieser Woche trafen sich die künftigen Bewohner und deren Eltern an der Baustelle zu einem weiteren Kennenlern-Abend, der von Volker Groell organisiert wurde. Der junge Mann ist bei der evangelischen Stiftung Hephata für das „Ambulant betreute Wohnen für Menschen mit Behinderung“ zuständig und hat sein Büro in Schleiden.
Schon vor anderthalb Jahren hatten sich die Eltern zum ersten Mal getroffen, um über die Möglichkeit zu sprechen, ein Wohnhaus für ihre Kinder zu bauen. Es gibt auf dem regionalen Wohnungsmarkt in der Regel keine geeigneten Objekte, die die Hephata-Stiftung als Betreuer des Wohnheims anmieten könnte. Schließlich müssen die Räumlichkeiten bestimmte Voraussetzungen erfüllen, damit sie von Behinderten übernommen werden können.
Aber sehr zur Freude aller Beteiligten erklärte sich eine Familie aus Zülpich bereit, in Mechernich den Bau eines Wohnheims zu finanzieren. Rund eine Million Euro wird in direkter Nachbarschaft zur St.-Barbara-Schule investiert, wie der Planer Volker Marzusch bei einem Pressegespräch erläuterte.
Auf einem Grundstück von 1136 Quadratmetern wurde ein Baukörper mit acht Wohnungen in der Größe von 35 bis 40 Quadratmetern errichtet. Die Apartments haben eine eigene Terrasse oder einen Balkon sowie einen Abstellraum im Dachgeschoss. Um die Kommunikation untereinander zu fördern, gibt es im Haus einen 36 Quadratmeter großen Wohn- und Essraum mit Küche und Außenterrasse. Das Raumangebot umfasst außerdem einen Wasch- und Trockenraum sowie ein Gäste-WC.
Die Stiftung Hephata wird ein kleines Büro erhalten. Schließlich werden die Behinderten quasi rund um die Uhr von einem zehnköpfigen Team betreut. „Wir suchen im Augenblick noch qualifizierte Fachkräfte wie Erzieher, Pfleger und Sozialpädagogen“, berichtete Volker Groell. Sein Dank galt nicht nur dem Investor, sondern auch der Stadt Mechernich, die das in ihrem Eigentum befindliche Grundstück in zentraler Lage verkauft und bei der Erschließung geholfen hatte.
Im Endausbau wird das Wohnheim sowohl über eine separate Zufahrtsstraße als auch über eine Fußgängerrampe verfügen. Damit die jungen Behinderten, die in die acht Wohnungen einziehen, sich vorher schon miteinander bekannt machen konnten, traf man sich in der Vergangenheit regelmäßig in Begleitung der Eltern.
Sieben der acht Apartments sind inzwischen bereits vergeben an vier männliche und drei weibliche behinderte Mitmenschen. Einer von ihnen ist der 19-jährige Jerome, der sich schon sehr auf den Umzug in die eigenen vier Wände freut. Schließlich darf er dann eine ganze Wand in den blau-weißen Farben seines Lieblingsvereins Schalke 04 gestalten.