RestmüllDetektoren „durchleuchten“ Biotonnen

Eine deformierte Mülltone zieht Norbert Lenzen aus dem Restmüllberg, der in nur sieben Tagen aus dem Biomüll der Kommunen im Kreis Euskirchen heraussortiert wurde. Tonnen mit schwerem, gefrorenen Inhalt fallen laut Lenzen schon mal in den Müllwagen. Das Hauptproblem ist aber Glas.
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Eifelland – Ein Bobbycar, Autoreifen und Altbatterien, sogar tote Haustiere und eine komplette Wildsau – mit Biomüll hat das oft nichts zu tun, was die drei Sortierer im Kompostwerk des Kreises Euskirchen bei Strempt täglich aus der Anlieferung ziehen. Sie tragen weiße Schutzanzüge und Mundschutz. Einer muss immer da sein, wenn die Sammelfahrzeuge den Inhalt der Biomülltonnen aus den Kommunen abkippen. Immer wieder finden die Sortierer Glas. „Und das darf gar nicht sein“, sagt Norbert Lenzen. Als Leiter des Kompostwerks ist er auch dafür verantwortlich, dass das Sammelgut verwertet werden kann, damit die Gebühren nicht noch höher werden.
„Wir produzieren hier in kürzester Zeit aus dem Biomüll frischen Kompost. Niemand würde Kompost im Garten verteilen, in dem Abertausende von Glassplittern eine schillernde Oberfläche bilden“, sagt Lenzen. Aber das ist unvermeidlich, wenn die Sortierer nicht jede Glasscherbe entdecken und vor dem Einfüllen in den Zerkleinerer auf den Berg mit Restmüll werfen.
Bunter Kompost verrät Tonnenmissbrauch
Natürlich soll später im Kompost auch kein Plastikmüll enthalten sein. Im fertigen Kompost verraten bunte Plastikschnipsel, dass die Benutzer den Inhalt für die Biotonne nicht richtig sortiert hatten. Ganz häufig finden die Sortierer auch handelsübliche Kompostbeutel. „Dabei haben wir schon ganz oft bekanntgegeben, dass diese Beutel zwar laut Aufdruck verrotten, aber meist brauchen sie ein Jahr dazu“, sagt Lenzen. Das ist aber definitiv zu lang für den Schnellkompost aus Strempt.
Weil sich gerade in jüngster Zeit der Anteil der unerlaubten Reststoffe im Biomüll stark erhöht hat, ist die Kreisverwaltung aktiv geworden. Fast im gesamten Kreisgebiet sind Müllfahrzeuge neuerdings mit „Störstoffdetektoren“ ausgestattet, die, wie in Euskirchen, wo das seit einem Jahrzehnt üblich ist, jeden Tonneninhalt elektronisch kontrollieren. Nur die Müllfahrzeuge aus Nettersheim sind nicht mit dem System ausgestattet. „Der Grünabfall von dort ist aber auch nahezu sauber“, sagt Lenzen.
„Grundsätzlich sind seit der Einführung der Störstoffdetektoren unsere Müllchargen viel reiner“, weiß Kurt Lingscheidt von der Stadt Euskirchen. „Jedes Teil, das in der Bio
tonne landet und nicht bei der Müllabfuhr zur Reklamation führt, trägt dazu bei, dass die Müllgebühren steigen“, sagt Ling
scheidt und erklärt: Für eine Tonne Bioabfall, die wir dem Kreis Euskirchen liefern, müssen wir ihm 87,80 Euro bezahlen. Alles, was aussortiert und als Restmüll entsorgt wird, stellt uns der Kreis mit 177,40 Euro je Tonne in Rechnung.“
Wegen der Auswirkung auf die Gebühren gilt im ganzen Kreis ab dem 18. Februar: Wer etwas anderes in die Tonne wirft, als hineingehört, provoziert, dass die Tonne ungeleert stehenbleibt. Weil die Detektoren nur auf Metall reagieren, sind die Müllwerker angewiesen, bei jedem Leeren in die Tonne hineinzuschauen. „Das ist auch meist ausreichend, denn erfahrungsgemäß hat derjenige, der etwas anderes als Kompost in die Biotonne wirft, auch Metall dabei“, sagt Lingscheidt.
Nach den jüngsten Beschwerden aus dem Kompostwerk des Kreises wurden die Sensoren der Müllfahrzeuge in Euskirchen schärfer eingestellt. Mehr Tonnen werden seitdem reklamiert.
Der ertappte Besitzer erkennt das umgehend an einer roten Karte, die an das Müllgefäß geklebt wird. „Wer eine rote Karte bekommen hat, hat zwei Möglichkeiten“, erklärt Ling-scheidt: „Entweder er sortiert seinen Abfall oder er besorgt sich bei uns eine Zusatzmarke für die Entsorgung des Bioabfalls mit der Restmüllabfuhr.“ Das kostet aber extra. Die Stadt Euskirchen kassiert für solch eine Marke bei einem 80-Liter-Gefäß sieben Euro, für ein 120-Liter-Gefäß elf Euro und für eine Tonne mit 240 Litern Fassungsvermögen 22 Euro.
Bis zu zehn Prozent der in Strempt angelieferten Tonnage musste jetzt im Winter auf den Restmüllberg umsortiert werden. „Im Winter haben die Leute naturgemäß weniger echten Grünabfall und nutzen die Tonnenkapazität für den Restmüll“, sagt Norbert Lenzen. Im Schnitt waren im vorigen Jahr 3,5 „Gewichtsprozent“, wie Lenzen sagt, nicht zu Kompost zu verarbeiten. Die Bezeichnung „Gewichtsprozent“ rührt daher, dass der meist feuchte Bioabfall nach Gewicht abgekippt und der aussortierte Restmüll ebenfalls gewogen wird. „Dieser Restmüll ist aber meist leichter als Bioabfall, und darum ist der Volumenanteil viel höher als der Gewichtsanteil“, erklärt Lenzen. 800 bis 850 Tonnen Müll seien im vorigen Jahr aussortiert worden.
Der Winter hat für die Sortierer ab und an ganz spezielle Überraschungen parat. Und damit sind nicht etwa Weihnachtskugeln gemeint, die den Transport unbeschadet überstanden haben. Lenzen zeigt im Strempter Werk auf eine deformierte Mülltonne. „Das passiert, wenn der Inhalt festfriert. Dann fällt die Tonne in den Müllwagen.“