KabarettBeikircher plaudert in Schleiden übers rheinische Universum und Eifeler Eigenarten

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Konrad Beikircher trägt einen türkisfarbenen Pullover, er sitzt an einem Tisch und spricht in ein Mikrofon.

Vor rund 120 Zuschauern trat der Kabarettist Konrad Beikircher mit seinem Programm „Das rheinische Universum“ in Vogelsang auf.

Der Kabarettist Konrad Beikircher gastierte im Panoramasaal in Schleiden-Vogelsang. Das Gendern behagt ihm allerdings nicht.

Der Weg vom Hölzchen aufs Stöckchen und wieder zurück – kaum jemand beherrscht ihn so elegant wie der Kabarettist Konrad Beikircher. Am Samstagabend trat er mit seinem Programm „Das rheinische Universum“ im Panoramasaal in Vogelsang auf. Rund 120 Besucher waren zu dem Auftritt gekommen.

Mit seinen Ausführungen über den Rheinländer und seine Wesensart an und für sich greift Beikircher in dem Programm ein Thema auf, mit dem er bekannt geworden ist: Was kann man aus dem Sprachgebrauch des Rheinländers über seine Lebensgewohnheiten und Denkstrukturen lernen? Anscheinend ein unerschöpfliches Sujet, über das der gebürtige Südtiroler immer wieder Vergnügliches mitzuteilen weiß.

Dabei bleibt er gern unkritisch und heiter – außer, wenn es um das Gendern geht. Es musste gleich am Anfang deutlich gemacht werden, dass er es mit dem Gendern so gar nicht habe. Ungefragt, wie es vor allem Männer gerne machen – als seien nicht gerade sie es, die sich traditionell in der Sprache breit machen.

Beim Auftritt in Vogelsang ist auch der „Drecksack Hitler“ ein Thema

Eine Frau bestelle in einer Wirtschaft eine Radlerin und bekomme keine, weil das Zapfhuhn kaputt sei, so der Witz, mit dem Beikircher eine Vorgabe von Dieter Hallervorden verarbeitete.

Beikircher kam danach ins Plaudern und verlor auch einige Worte über den Veranstaltungsort. Schließlich sei der Eifeler dem Rheinländer sehr nahe. Ihm sei die Eifel ans Herz gewachsen, die Menschen hier seien so lange bis zur Selbstaufgabe fremdbestimmt gewesen, dass sie eine starke Eigenart entwickelt hätten. Immer wieder lobte er das beeindruckende Panorama aus den Saalfenstern, das auch den „Drecksack“ Hitler dazu inspiriert habe, diese Anlage bauen zu lassen.

Was das Besondere am Rheinland sei, darüber machte sich Beikircher so seine Gedanken. Und was ist eigentlich ein „Immi“? Eine Frage, der er sich fortan auch an seinem eigenen Beispiel widmete. Schließlich ist er 1965 aus Südtirol ins Rheinland gekommen, um in Bonn zu studieren. Jetzt, nach 59 Jahren, sei er bereits als Rheinländer akzeptiert. In Bayern sei das erst nach 500 Jahren möglich, in Südtirol sogar erst nach 1000, in der Eifel vielleicht nach 150, überlegte er.

Rheinisch, Bayrisch, Schwäbisch, Sächsisch: Dialekte sind Beikirchers Ding

Immer wieder wechselte er dabei virtuos die Mundarten, sprach Rheinisch, Bayrisch, Schwäbisch, Sächsisch, Böhmisch und auch Ostpreußisch, wenn der Fluss seiner Gedankengänge es erforderte. Dabei streute er fröhlich Anekdoten und Verzällcher ein, die unterhaltsam waren und viel über Beikircher und seine Welt verrieten, doch weniger über das Rheinland. Was aber völlig egal war, denn schließlich war dies ja ein Kabarettprogramm und keine Vorlesung.

So erzählte er von einer Tournee, die er in den 1980er-Jahren mit Dirk Bach und Ingolf Lück gemacht hatte, einem Kaffeetrinken mit Kardinal Meisner, natürlich aus Meissner Porzellan, um nach dem Umweg über ein Promi-Reiten in Weidenpesch schließlich wieder beim „Immi“ zu landen und seinen bayrischen und schwäbischen Verwandten, dem „Zugeroasten“ und dem „Neugeschmäckler“.

Auch der rheinische Begriff des „Pimocken“ wurde erklärt. Damit seien die Flüchtlinge aus der „kalten Heimat“ Ostpreußen bezeichnet worden, erläuterte er, ein Ausdruck, der sich aus dem Brückenheiligen Nepomuk entwickelt habe. Heiter und immer freundlich plauderte sich Beikircher durch den Abend, sprach das Publikum an und extemporierte auch lokale Einlagen, wie die Geschichte der Sandale von Jesus, die als Reliquie in der Basilika von Prüm aufbewahrt werde.

Dabei wirkte er ein wenig wie der ältere freundliche Verwandte, der auf dem Familienfest, wenn er ein Gläschen Wein getrunken hat, so lustig und amüsant die Gesellschaft unterhalten kann. Die Zuschauer goutierten das, mit viel Beifall bedankten sie sich für den Auftritt.

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