„Schohnzeit“Menschlich und musikalisch hat es gefunkt

Zum Fotoshooting auf den Katzensteinen trafen sich Rainer Behr (v.l.), Markus Iven, Su Lauscher, Karsten Drexler und Rü Weedekind in einer Badezimmerszene. (Foto: Steinicke)
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Kommern – Nein, das „H“ in „Schohnzeit“ ist kein Schreibfehler. „Das haben wir da extra eingebaut“, sagt Rainer Behr, Sänger und Gitarrist der gleichnamigen Band. Wobei es keinen wirklichen Sinn hat. Aber mit einer Schonzeit hatte das Ganze dann doch zu tun. „Rainer hatte seine Tochter bekommen, ich war noch schwanger, da sind wir alles etwas ruhiger angegangen, auch in der Musik. Wir haben weniger rockige Sachen gemacht, mehr Balladen. Für uns war das so etwas wie eine Schonzeit, und so ist der Name entstanden“, berichtet Su Lauscher.
Sie ist Sängerin und ebenso wie Rainer Behr Songwriter und Komponist von „Schohnzeit“. „Die Musik kommt meist von Rainer, ich schreibe in der Regel die Texte dazu“, erklärt Su Lauscher, die wie Behr in Kommern wohnt.
Und so ist auch eine weitere Tatsache klar: „Die Zeiten von Coversongs sind vorbei, wir singen und produzieren jetzt nur noch eigene Lieder“, sagt Rü Weedekind. Er rief mit Behr und Lauscher „Schohnzeit“ im März dieses Jahres ins Leben.
„Wir kannten uns schon lange. Su und ich haben teils bei den selben Bands gesungen oder gespielt, zum Beispiel bei ,Fairytale’. So rund zwölf Jahre machen wir schon zusammen Musik“, berichtet Rainer Behr.
Zusammen mit Rü Weedekind produzierten die Musiker von „Schohnzeit“ im Juni „Pain in my heart“, eine Ballade, gesungen von Rainer Behr und unterlegt mit dem Synthie-Sound von Weedekind.
„Pain in my heart“ schlug bei „YouTube“ ein wie eine Bombe. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Ballade, die durchaus nicht ungewollt an „Depeche Mode“ erinnert, weit über 1000 Mal angeklickt. Sie stieß im In- und Ausland auf erfreuliche Resonanz. So entschlossen sich die Musiker kurzerhand, einen „Longplayer“ (ein Album) zu produzieren.
Und auch die Band vergrößerte sich. Pianist Markus Iven, der mit Lauscher und Behr als „Wedding Trio“ bei Hochzeiten, Familienfesten und diversen anderen Feiern auftritt, kam mit dazu. „Als ich ihn kennengelernt habe, war Markus noch Bassist“, erklärt Rainer Behr. Durch den Verlust des obersten Ringfingerglieds an der linken Hand war die Zeit als Bassist für Iven vorbei. Probiert hat er es anfangs dennoch. „Aber zum einen war der Weg zu den Saiten mit dem kürzeren Finger zu lang. Zum anderen verkrampfte die Hand durch die dadurch bedingte andere Haltung sehr schnell“, so Iven.
Als Fünfter ist seit kurzem Karsten Drexler mit im Band-Boot. Er wurde gleich ins kalte Wasser geschmissen. „Wir haben ihn gefragt, ob er uns bei einem unserer Auftritte mit seinem Cajon begleiten kann. Ohne vorher mit uns geprobt zu haben, hat er zwei Stunden mit uns zusammen gespielt. Und es hat ihm richtig Spaß gemacht“, berichtet Behr. Und an Drexler gewandt: „Es hat dir doch Spaß gemacht, oder? Du hast jedenfalls immer, wenn ich mich rumgedreht habe, breit gegrinst.“„Das war kein Grinsen, das waren Schmerzen. Aber darauf hat ja keiner reagiert. Was glaubst du, wie mir nach zwei Stunden Cajon schlagen die Hände wehgetan haben“, gibt Karsten Drexler lachend zurück. Dass sich die Musiker und ihr Produzent Tom GLM super verstehen, merkt man mit jeder Minute mehr, die man mit ihnen zusammen verbringt.
Auch musikalisch verstehen sie sich ohne Worte. „Das läuft mittlerweile selbst ganz ohne Blickkontakte. Wir wissen einfach, wie der andere tickt“, erläutert Behr. „Dass es menschlich zwischen uns so gut funktioniert, finde ich allerdings noch viel wichtiger“, entgegnet Karsten Drexler und erhält von seinen Kollegen ein eindeutiges Kopfnicken als Antwort.
„Noch ein Rhythmus-Instrument dazuzunehmen, war eine gute Idee. Das macht die Musik abwechslungsreicher, wenn man ein Zwei-Stunden-Konzert gibt“, erklärt Rü Weedekind. Als sechster Mann gehört Tom GLM zum Team von „Schohnzeit“. Er hat ein eigenes Studio in Schleiden und Vertriebsmöglichkeiten.
„Deshalb überlegen wir noch, wie wir unser Album, das im November fertig sein und im Dezember erstmals vorgestellt werden soll, promoten und vertreiben werden. Es gibt einige Angebote aus dem Ausland für den Vertrieb der Band und der CD. Aber wir überlegen auch, ob wir das mit den gestandenen Leuten der Musikbranche aus unserem Umfeld nicht selbst machen“, erklärt Rainer Behr.
Eines aber wollen „Schohnzeit“ auf jeden Fall: Erfolg haben. Rainer Behr: „Fakt ist, dass die Band nicht im Keller verschwinden möchte, sondern noch einige Bühnen kennenlernen möchten.“
Zu professionellen Fotoaufnahmen trafen sich die fünf Musiker gestern in der Nähe von Katzvey bei den Katzensteinen. Hier inszenierten sie eine Badezimmerszene – mit Uhu und Falke.
Und auch bei dieser Gelegenheit kam wieder rüber, was die Musiker, die alle noch einen „normalen“ Beruf haben, ihrem Publikum vermitteln: Sie wollen einfach jede Menge Spaß haben an dem, was sie tun, und auch miteinander.