Der Karnevalszug in Weilerswist am Samstag wurde für eine frühere Kita-Leiterin zum Triumphzug. Fischig war die Gesamtschule unterwegs.
NelkensamstagszugKarneWale sind in Weilerswist zochsüchtig

Die Gruppe um Monika und Karo bezeichnet sich als zochsüchtig. Klar, dass da reichlich Konfetti und bunte Kostüme nicht fehlen dürfen.
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Lebe den Moment, den Augenblick – ein Credo, das vor allem für den Karneval gilt. Und für Weilerswist erst recht. Seit Jahren hält der Verein „Miteinander Füreinander“ die Fahne hoch und stellt die einzige Tollität der Kommune.
Apropos Fahne hochhalten: Das ist das Motto der Gruppe um Regina Arz. „Das gilt sehr vielschichtig. Für den Karneval im Allgemeinen, für den Zoch in Wielde im Speziellen“, sagt die Gruppenführerin. Alles am Kostüm sei selbst gemacht. Warum man sich Karneval auch nach der Corona-Pandemie antue? „Weil wir zochsüchtig sind“, sagt Arz.
Wer wachsen will, braucht nicht nur Sonnenschein, sondern auch Wasser.
Entsprechend kann der Gruppe auch der Regen kurz vor dem Zug nichts anhaben. Sie tanzt sich einfach mit einem einstudierten Tanz warm. Es wird eben der Moment, der Augenblick, gelebt. Und das machen auch die anderen Gruppen. Sie verwandeln den Zoch am Nelkensamstag in ein buntes Blumenmeer. Schließlich ist mit einer Monokultur niemandem geholfen. „Und wer wachsen will, braucht nicht nur Sonnenschein, sondern auch Wasser“, sagt Zuschauerin Iris Bauchmüller.
Während des Zugs wird aber schnell klar. Das einzige, das noch regnen wird, sind Kamelle. Damit geizen die 16 Gruppen, die Zugleiter Dennis Weyer um 14 Uhr auf den Weg schickt, nicht ansatzweise. Vor allem Conny Valerius verwandelt den Nelkenzug in ihren ganz persönlichen Rosenmontagszoch mit einem Hauch von Aschermittwoch. Die Erzieherin in der Kita Spatzennest ist zu Beginn des Jahres in den „Unruhestand“ gegangen. Als Pippi Langstrumpf wirft sie Kamelle, als gäbe es kein Morgen mehr. Sie lebt den Moment, den Augenblick.
Ihre Nachfolgerin Jasmin Rodenbach ist da etwas ruhiger unterwegs. Sie genießt vor allem, dass die Kita-Kinder ihren ersten echten Karneval erleben. „Bisher kannten sie das ja nicht. Aber nach heute bin ich mir sicher, dass sie ihn mögen“, so Rodenbach.
Niedriges Durchschnittsalter
Überhaupt ist das Durchschnittsalter des Weilerswister Zugs recht jung. Das liegt auch daran, dass die Gesamtschule gleich mit fünf fünften Klassen mitgeht. Sie haben mit ihren Lehrern und Eltern fleißig Kostüme gebastelt: Delfine, KarneWale, Meeresschildkröten, Seesterne und Oktopusse. Schulleiter Stephan Steinhoff vereint seine Schüler – er ist als Aquarium verkleidet. Und auch die Weilerswister Tanzschule Passion ist mit jungen Tänzerinnen dabei – inklusive einstudiertem Karnevalstanz.
Maike Hansen, ihre Mutter Heide und die Gruppe „De Kamellche“ hat als Motto „Über den Wolken“ ausgerufen. Aus Pappmaschee sind Hubschrauber und Flugzeuge gebastelt worden. Aber es sind auch Raketen, Regenbogen und Sterne mit dabei. Ein „Kamellche“ ist für den Zug in Weilerswist eigens aus Freiburg angereist. Es ist aber laut Maike Hansen nicht eingeflogen worden, sondern mit dem Zug ins Rheinland gekommen – um den Moment, den Augenblick, zu leben.