Aus für Lubbock Town?Räumungsklage für Westernfreunde

Auch Fernseh- und Musikvideos sind bereits in der Westernstadt gedreht worden. Im vergangenen Jahr drehten Studenten der Bergischen Universität Wuppertal für ihre Bachelor-Arbeit in Lubbock Town.
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- Bereits Ende November 2018 war es zur ersten fristlosen Kündigung gekommen.
- Da es anschließend erneut zahlreiche Vertragsverstöße gegeben habe, sei es Anfang August 2019 zur erneuten fristlosen Kündigung gekommen.
- Nun droht der Westernstadt erneut das Aus.
Weilerswist-Lommersum – Für Marlene Milz ist Lubbock Town mehr als nur eine Westernstadt. Seit 61 Jahren mischt die 85-Jährige bei den Westernfreunden mit: „Für mich ist das wie ein Zuhause.
Ich kann gar nicht begreifen, was jetzt wieder los ist.“ Nach Angaben ihres Sohnes Walter Milz, der Vorsitzende des Vereins Lubbock Town, der die Westernstadt in Lommersum betreibt, ist die City der Cowboys wieder in Gefahr und soll geschlossen werden.
Zwei fristlose Kündigungen
Kay Poppelreuter, Bevollmächtigter der Verpächter-Familie Lagier, bestätigt, dass ab November 2018 zwei fristlose Kündigungen und eine Räumungsklage ausgesprochen wurden.
Gründe gebe es dafür viele. So sei es in der Vergangenheit mehrfach zu Vertragsverstößen gekommen. Der Verein habe unter anderem mehrfach genehmigungspflichtige Veranstaltungen nicht angemeldet, Zahlungen nicht ordnungsgemäß geleistet und Gelände genutzt, „das sie nicht zu nutzen haben“, so Poppelreuter.
Erneute fristlose Kündigung
Nach zwei Abmahnungen sei es deshalb Ende November 2018 zur ersten fristlosen Kündigung gekommen. Dabei habe man dem Vertragspartner die Option gelassen, einen neuen Pacht- und Leihvertrag zu unterzeichnen. Dies sei im Dezember auch geschehen. „Frau Lagier war daraufhin heilfroh und hoffte auf Frieden“, so Poppelreuter weiter.
Da es anschließend erneut zahlreiche Vertragsverstöße gegeben habe, sei es Anfang August 2019 zur erneuten fristlosen Kündigung gekommen. Vorher habe man „16 bis 18 Abmahnungen geschrieben“, so der Bevollmächtigte. Nachdem der Verein die erneute Frist habe verstreichen lassen, sei vergangene Woche die Räumungsklage zugestellt worden.
Verhandlungen vor Gericht?
Poppelreuter: „Wir stellen uns auf Verhandlungen vor Gericht ein.“ Vereinsvorsitzender Walter Milz sagt, der Verein habe sich ordnungsgemäß verhalten. Der Pachtvertrag sei im Übrigen noch bis 2024 gültig. Das bestätigt Poppelreuter. Vorher will der Verein das Gelände nicht verlassen und geht laut Milz mit Hilfe eines Anwalts gegen die Kündigung und die Räumungsklage vor. Der Vorsitzende hat nach eigenem Bekunden Anzeige wegen Nötigung und Erpressung erstattet.
Milz sieht das Problem nicht im Verhalten des Vereins, sondern in Poppelreuter, der einen negativen Einfluss auf die Verpächterfamilie Lagier habe, mit der er in der Vergangenheit seit der Neugründung des Vereins 2014 gut klar gekommen sei.
Schikane
Er spricht von Schikane. Die Verpächter würden nun versuchen, immer mehr Einfluss auf die Westernstadt zu bekommen und mitzuverdienen.
Der 60-Jährige vermutet hinter der Kündigung die Absicht der Verpächter, die Westernstadt zu übernehmen. „Die glauben wahrscheinlich, sie würden hier unglaublich viel Geld verdienen, dabei kriegen wir gerade die Kosten gedeckt“, so Vereinsmitglied Christina Groß.
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„Die wollen alles kaputt machen und wissen gar nicht, wie viel Arbeit das ist“, fügt Milz hinzu. 400 Euro Miete zahle der Verein monatlich an die Verpächter und organisiere regelmäßig Veranstaltungen in der Westernstadt.
Poppelreuter sagt, es gebe schon neue Pläne für das Grundstück, die aber noch nicht spruchreif und nicht der Grund für die Kündigung seien: „Herr Milz ist das Problem, der macht, was er will. Die einzelnen Mitglieder möchten einfach nur ihr Hobby pflegen.“ Mit ihnen habe er auch bereits das Gespräch gesucht.
Mühevoller Wiederaufbau
Sollte der Verein das Gelände wirklich räumen müssen, kündigt Milz bereits an, alle 14 Holzhäuser mitzunehmen: „Wir haben viel Zeit und Geld in die Westernstadt gesteckt. Jede Hütte ist zwischen 8000 und 15 000 Euro wert.“ Nachdem die Westernstadt 2013 geschlossen worden war, habe man die Stadt ein Jahr später mühevoll wieder aufgebaut.
Damals betrieb der Verein der Western- und Indianer-Freunde die Stadt. Bereits vor sechs Jahren war es zum Mietstreit mit dem Verpächter gekommen, der die Miete nach Angaben des damaligen Vereins verdoppeln wollte. Der Vertrag wurde schließlich gekündigt. Ein neues Grundstück zu finden, sei schwierig. Milz: „Wir kämpfen bis zum Schluss.“