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Sportholzfäller aus WichterichWie ein Baumstamm in 54 Sekunden durchgehackt wird

Lesezeit 4 Minuten
Der Sportholzfäller Leon Pesch steht in einem Schuppen auf einem Baumstamm. Die Axt hält er hoch über dem Kopf, um den Stamm zu zerteilen.

Haut sich die Axt zwischen die Beine: Leon Pesch beim Underhand Chop.

Mit der Weltelite kann Leon Pesch aus Wichterich sich noch nicht ganz messen. Der 22-jährige Rookie will Profi im Sportholzfällen werden.

Leon Pesch hebt die Axt hoch über seinen Kopf und lässt sie kraftvoll auf den Holzstamm unter seinen Füßen donnern. Ein Stück Holz splittert ab. Pesch holt erneut aus. Schlägt wieder zu. Underhand Chop heißt die Disziplin, die der 22-Jährige aus Wichterich gerade trainiert. Er steht auf einem Holzstamm und hackt ihn in der Mitte, genau zwischen seinen Füßen, entzwei. Beim European Nations Cup in Österreich hat er das in unter 54 Sekunden geschafft. Seine persönliche Bestzeit ist das. Bislang.

Zum Vergleich: Bei den Deutschen Meisterschaften im Sportholzfällen lag die Bestzeit in dieser Disziplin bei den Profis bei etwas mehr als 22 Sekunden. Davon ist Pesch noch weit entfernt. Doch es ist sein Ziel, einmal bei den Profis anzutreten. Noch gehört er zu den Rookies.

Leon Pesch trainiert mit Holz aus Eifeler Wäldern

Zwei bis drei Mal die Woche trainiert er für sein Ziel. Das Holz dafür bekommt er an seinem Arbeitsplatz. Pesch arbeitet als Forstwirt bei der Gemeinde Blankenheim. Die Pappelstämme, mit denen er trainiert, kauft er der Gemeinde ab und lässt sie nach Wichterich transportieren. Dort steht eine große alte Scheune, ein Überbleibsel der Landwirtschaft von seinem Großvater. Hier, direkt gegenüber dem Friedhof, hat Pesch ausreichend Platz und Ruhe für sein Training.

Er ist froh über diese Möglichkeit, denn in Deutschland gebe es keine Vereine, bei denen man trainieren könnte. Viele seiner Kontrahenten gingen in den Garten oder bauten sich selbst einen Unterstand. Entsorgt werden die zerhackten Stämme natürlich nicht: Die nutzt der Wichtericher als Brennholz.

Neben einem Feld ist der Schuppen zu sehen, in dem Leon Pesch für die Deutschen Meisterschaften im Sportholzfällen trainiert.

Idealer Trainingsplatz: Die Scheune von Peschs Großvater.

Das Holz aus der Eifel sei fürs Training okay, sagt Pesch. Aber das auf den Wettkämpfen sei um einiges leichter zu hacken. Der Vorteil dabei: Das Holz ist nicht zu trocken und hat kaum Äste. Vater Michael Pesch berichtet, dass es in Holland Plantagen gebe, wo dieses Holz eigens angebaut werde. Er unterstützt seinen Sohn bei seinem ungewöhnlichen Hobby. Auch wenn das nicht ganz günstig ist.

Das Holz, der Transport, mehrere Trainings-und Wettkampfäxte, Trikots, Fahrtkosten – da komme schon einiges zusammen. Zwei Sponsoren konnte Pesch schon für sich gewinnen. „Aber das sind nur Tropfen auf den heißen Stein“, sagt sein Vater und lacht. Leon Pesch freut sich über den Rückhalt seiner Familie: „Bis jetzt waren sie bei jedem Wettkampf dabei.“

Wichtericher tritt bei Meisterschaften in mehreren Disziplinen an

Zu den Deutschen Meisterschaften Ende September in Essen werden sie ihn auch begleiten. Dort wird Pesch in mehreren Disziplinen antreten: Underhand Chop (das Durchtrennen eines waagerecht liegenden Holzblockes, auf dem der Athlet steht), Standing Block Chop (die Athleten zerhacken einen waagerecht aufgestellten Holzblock im Stand), Single Buck (das Absägen einer Holzscheibe von einem Block mit einer zwei Meter langen Einmannzugsäge) und Stock Saw (das Abschneiden von zwei Holzscheiben mit einer Kettensäge).

Letzteres sei seine Lieblingsdisziplin, berichtet Pesch. „Da ist aber dieses Jahr irgendwie der Wurm drin“, berichtet er. Beim European Nations Cup sei er in dieser Disziplin disqualifiziert worden, weil an einer Scheibe eine Ecke gefehlt habe: „Da bin ich irgendwie schief reingekommen.“

Damit er in den jeweiligen Disziplinen starten darf, muss er zunächst die Freigabe schaffen. Dabei müsse er jede Disziplin in maximal 1:30 Minuten sicher schaffen. Es gebe noch eine fünfte Disziplin, Springboard, da schaffe er die Freigabe aber noch nicht. Beim Springboard müssen die Athletinnen und Athleten zunächst zwei Trittbretter in einen senkrecht montierten Baumstamm montieren, daran hochklettern und dann den auf der Spitze des Stammes montierten Holzblock durch schlagen.

Pesch konzentriert sich nun erst einmal auf die anderen vier Disziplinen. Sein Ziel: „Meine Leistung abrufen und neue Bestzeiten erreichen.“ So motiviert und konzentriert wie er in seiner Scheune das trockene Eifel-Holz bearbeitet, kann ihm das sicher gelingen.


WM im eigenen Land

Ein Highlight für die Sportholzfäller findet in diesem Jahr in Deutschland statt. Am 3. und 4. November treten in der Porsche-Arena in Stuttgart die Besten der Welt gegeneinander an. Pesch wird da nicht dabei sein. Das Deutsche WM-Team sei bereits besetzt und für den Einzelwettkampf qualifiziere sich nur der Deutsche Meister der Profis, berichtet er.

Die Deutschen Meisterschaften sind in sein Höhepunkt in diesem Jahr. Sie finden am 30. September und 1. Oktober in Essen statt, Tickets sind online verfügbar. (jre)