„Extrem viel Aufwand“Wie der Hubertushof in Zülpich Erntehelfer vor Corona schützt

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Etwa 100 polnische Erntehelfer sind derzeit auf dem Hubertushof in Lüssem beschäftigt.

Etwa 100 polnische Erntehelfer sind derzeit auf dem Hubertushof in Lüssem beschäftigt.

  • Obstbauer Marcel Blum hat viel Geld in den Schutz seiner Erntehelfer investiert.
  • Zusätzlich hielten er und seine Erntehelfer sich an strenge, hofinterne Regeln, so der Hubertushof-Chef.
  • Es gab sogar die Überlegung, einen Einkaufsservice auf die Beine zu stellen.

Zülpich-Lüssem – „Wir betreiben extrem viel Aufwand, um das Risiko einer Ansteckung möglichst gering zu halten“, sagt Marcel Blum. Der Obstbauer aus Lüssem hat nach eigenen Angaben einen „ordentlichen fünfstelligen Betrag“ in das Hygienekonzept für seine rund 100 polnischen Erntehelfer investiert, die bereits mehrere 10 000 Kilo Rote Johannisbeeren gepflückt haben. In den kommenden Tagen müssen noch Himbeeren und Brombeeren geerntet werden.

Alle getroffenen Vorsichtsmaßnahmen seien es unterm Strich wert gewesen, auch wenn der bürokratische und der finanzielle Aufwand der vergangenen Wochen schon enorm gewesen sei, so Blum: „Wenn der Hof im schlimmsten Fall geschlossen würde, weil wir einen Corona-Fall hätten, oder einzelne Gruppen nicht mehr arbeiten könnten, wäre das ein viel, viel größerer Schaden.“ Das sehe man aktuell in Bayern, wo sich auf einem Bauernhof 174 Erntehelfer mit dem Coronavirus infiziert haben, oder auf dem Swisttaler Obsthof, auf dem ebenfalls Erntehelfer positiv auf Covid-19 getestet worden sind.

Strenge, hofinterne Regeln

Damit es soweit gar nicht erst komme, hielten sich er und seine Erntehelfer an strenge, hofinterne Regeln, so der Hubertushof-Chef. In den Wohncontainern herrsche Maskenpflicht, die Küche dürfe immer nur zu bestimmten Zeiten von bestimmten Gruppen genutzt werden. Alle fünf Meter hängt ein Desinfektionsspender.

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Kurzzeitig habe er sogar überlegt, einen Einkaufsservice für seine Erntehelfer auf die Beine zu stellen. Das sei letztlich aber nicht gewollt gewesen. „Wir haben uns dann in Rücksprache mit den Erntehelfern dazu entschieden, dass sie selbst einkaufen gehen können. Aber immer nur in der jeweiligen Ernte-Gruppe und immer nur an einem bestimmten Tag in der Woche“, erklärt Blum, der mit seinem Vater den Hubertushof leitet. Der Fahrer des Autos sei zudem verpflichtet das Lenkrad zu desinfizieren.

„Ich habe bei jedem einzelnen Fieber gemessen“

Die Erntehelfer seien innerhalb von 72 Stunden in Kleinstgruppen aus ihrem Heimatland auf dem Hof bei Lüssem angekommen. Viele seien „Wiederholungstäter“, kämen bereits seit vielen Jahren auf den Hubertushof, um Obst zu pflücken. „Ich habe bei jedem einzelnen Fieber gemessen“, so Blum. Zudem habe jeder Erntehelfer zwei Mund-Nasen-Schutze erhalten und sei direkt in eine Gruppe eingeteilt worden. Die Gruppe umfasst laut Blum maximal 20 Arbeitskräfte, die mit einem farblichen Armband gekennzeichnet sind. Das Verständnis für die Maßnahmen sei enorm.

Die Hilfsarbeiter sind in Wohncontainern untergebracht.

Die Hilfsarbeiter sind in Wohncontainern untergebracht.

Während des Pflückens sei es grundsätzlich nicht nötig, den Mund-Nasen-Schutz zu tragen, an den sogenannten Knotenpunkten aber schon. Ein Knotenpunkt, so Blum, sei beispielsweise die Kistenausgabe. „Dort treffen Erntehelfer aus unterschiedlichen Gruppen aufeinander“, erklärt der Gärtner-Meister für die Fachrichtung Obstbau die Vorsichtsmaßnahme. Ein Teil seiner Erntehelfer sei zudem in Privatunterkünften untergebracht. Sie bilden eine eigene Erntegruppe, haben aber keinen Aufenthaltsraum auf dem Hof. Daher hat Blum ein Zelt gemietet, im Internet für wenig Geld zwei Couch-Garnituren ersteigert und ihnen so einen Aufenthaltsraum für die eineinhalbstündige Mittagspause geschaffen.

Solide Ernte in Rekordzeit

Mit der geleisteten Arbeit ist der Obstbauer zufrieden. Die Ernte sei in Rekordzeit eingefahren worden. „Wir haben eine solide Ernte. Trotz aller Maßnahmen und Schwierigkeiten. Wenn mir das jemand im März gesagt hätte, ich hätte ihn für verrückt erklärt“, staunt Blum.

An Knotenpunkten müssen die Helfer Masken tragen.

An Knotenpunkten müssen die Helfer Masken tragen.

Doch nicht nur in die Sicherheit seiner Erntehelfer hat der Obstbauer investiert. Auf 2,5 Hektar habe er in diesem Jahr erstmals einen Sonnenschutz für seine Johannisbeeren ausprobiert. Letztlich sei das zwar nicht nötig gewesen, aber durch das engmaschige Netz sei dieser Teil der Beeren etwas später reif gewesen. Das habe die Ernte ein wenig entzerrt – den Rekord habe das nie gefährdet, so Blum.

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