Grundwasser in EuskirchenSeeterrassen kommen trotz fallendem Seespiegel in Zülpich

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Eine Visualisierung der Zülpicher Seeterrassen zeigt reihenweise weiße Gebäude am Seeufer, wo bisher Freifläche liegt.

So könnte die „Weiße Stadt“ in Zülpich aussehen, die das Unternehmen F&S concept am Zülpicher See plant.

Deutschland hat ein Grundwasser-Problem. Auch in der Region gibt es immer weniger. Wir schauen auf Daten, Fakten und Folgen – und was das für die Stadt Zülpich und die Seeterrassen bedeutet.

Das Baugebiet Seeterrassen in Zülpich kommt. Der Rat hat jüngst grünes Licht für das Vorhaben des Projektierers F&S concept gegeben. Bis zu 1500 Menschen sollen auf den 240 geplanten Grundstücken in den Seeterrassen wohnen und arbeiten - in etwa so viele Menschen leben im Zülpicher Ortsteil Schwerfen.

Derzeit wird das Areal zwischen Wassersportsee und Zülpich als Ackerfläche genutzt. Dem Argument der Umweltschützer, die unter anderem gegen die Versiegelung der Fläche sind, entgegnet Georg Schmiedel, Geschäftsführer von F&S concept: „Da wird ökologisch etwas Wertvolles entstehen.“ Insgesamt seien allein 700 Bäume in den Seeterrassen fest eingeplant. Auch eine Heckenpflicht wird es geben.

Folgen des fallenden Grundwasserspiegels in Zülpicher Wohngebieten sichtbar

Doch es könnten auch andere Probleme auftreten. Beispielsweise durch den stetig sinkenden Grundwasserspiegel in der Zülpicher Region. In manchen Zülpicher Wohngebieten, die es schon mehr als vier Jahrzehnte gibt, sind die Folgen unübersehbar. „Der Grundwasserspiegel ist extrem gesunken. Zülpich steht auf Schichten von Ton, Kies und Sand. Wenn man denen Wasser entzieht, ist es logisch, dass sie schrumpfen“, erklärt Rolf Meuser, Zülpicher und Hausbesitzer an der Giesebrechtstraße.

In einer Visualisierung des Baugebiets „Seeterrassen“ laufen zwei Kinder über einen gepflasterten Weg.

Das Unternehmen F&S concept plant am Zülpicher See das Baugebiet Seeterrassen.

Professor Horst Düllmann vom gleichnamigen geotechnischen Büro erklärt, dass Schrumpfprozesse charakteristisch für feinkörnige Böden seien. Je feinkörniger und wasserhaltiger ein Material sei, desto höher sei das Ausmaß möglicher Schrumpfungen infolge von Wasserentzug. „Es gibt eigentlich kein Haus in dem Wohnquartier, das keinen Setzungsschaden hat“, sagt Meuser, der den Zülpicher Bergbau für die Schäden an seinem Haus verantwortlich macht.

F&S sieht keine Hinweise auf Probleme wegen Grundwasser in Zukunft

Durch den Tagebau in den Jahren 1953 bis 1969 rund um Zülpich sei das Grundwasser dem Boden so stark entzogen worden, dass die Auswirkungen auch viele Jahre nach dem Ende des Braunkohleabbaus noch spürbar seien. Bei seinem Haus sind es mehr als zehn Zentimeter. Die Naturgewalt hat die Wandfliesen förmlich gesprengt. Ein Zentimeter dicker Riss zieht sich über mehrere Meter horizontal durch die Kellerwand an der Giesebrechtstraße 24. Sogar eine Wasserleitung sei durch die Setzungsschäden geborsten, berichtet Hausherr Meuser.

Dass der Vorgarten abgesackt ist, ist ebenfalls nicht zu übersehen. Könnte das sinkende Grundwasser auch bei Neubaugebieten zum Problem werden? Nicht heute, nicht morgen, aber vielleicht in 20 Jahren? „Wir stehen im engen Austausch mit RWE und haben diesbezüglich keine Hinweise erhalten“, sagt F&S-Geschäftsführer Schmiedel. „Wir gehen ehrlicherweise vom Gegenteil aus, weil das Grundwasser wieder steigen wird, sobald der Tagebau beendet wird.“

Grundwasserverschmutzung durch Erdwärmebohrungen möglich

Ursprünglich hatte F&S concept überlegt, die Versorgung der Seeterrassen mit Erdwärme sicherzustellen. Das sei aber nicht möglich, so Schmiedel: „Man darf beim Bohren keine Grundwasser führenden Schichten miteinander verbinden.“ Das wäre in diesem Bereich aber der Fall. In Richtung See beginnt laut Schmiedel die Grundwasserschicht bereits bei 30 Metern, in Richtung Zülpich sei es deutlich tiefer.


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Die erste Schicht des Grundwassers werde praktisch nie genutzt, um Trinkwasser zu gewinnen. Das sei allein schon wegen möglicher Verschmutzungen der Fall. Würden nun Grundwasserschichten durch Erdwärmebohrungen miteinander verbunden, könnte die Verschmutzung in weitere Schichten gelangen. „Man darf immer so tief bohren, dass man keine Wasserschichten verbindet. In der Regel sind es hier in der Region so 100 Meter, die man tief bohren kann“, erklärt Schmiedel.

Niederschlag soll im Wohngebiet komplett versickern können

Die vordere Reihe an Gebäuden, in Richtung See, werde mithilfe von Blockheizkraftwerken und Biomethan versorgt. „Es wäre sogar schon möglich, grünen Wasserstoff zu nutzen. Entsprechende Vorrichtungen wird es geben“, so Schmiedel. Das restliche Baugebiet wird Luftwärmepumpen erhalten. Der Niederschlag soll – bis zu den Mengen eines 100-jährlichen Regenereignisses – komplett im Wohngebiet versickern.

Im Sommer 2023 könnte mit der Erschließung begonnen werden. „Dafür werden wir bei der Größe etwa ein Jahr brauchen. Entsprechend könnte der Hausbau im Sommer 24 starten“, so Schmiedel. Ziel des Baugebiets ist es, klimaneutral zu sein.

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