Brandmeisterin Barbara WehrEin Berufsleben in der „Männerwelt“

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Seit 2014 arbeitet Barbara Wehr an der Feuerwache an der Stixchestraße – sie ist dort die einzige Brandmeisterin.

Seit 2014 arbeitet Barbara Wehr an der Feuerwache an der Stixchestraße – sie ist dort die einzige Brandmeisterin.

  • Brandmeisterin Barbara Wehr ist eine von zwei Frauen unter 180 Kräften der Berufsfeuerwehr Leverkusen
  • Die Herausforderungen in dem Beruf sind groß, doch warum bewerben sich so wenige Frauen als Feuerwehrfrau?
  • Die 30-Jährige gibt Antworten und Einblicke in ihre Berufswelt

Leverkusen – Unter rund 180 Einsatzkräften der Leverkusener Feuerwehr gibt es zwei Frauen. Ein enormes Ungleichgewicht der Geschlechter. Warum ist der Beruf bis heute männlich dominiert? Wie ist die Arbeit in dieser Männerwelt? Und was muss sich tun, damit mehr Frauen den Job ergreifen? Einblicke und Antworten von der Leverkusener Brandmeisterin Barbara Wehr.

Geschlecht darf im Einsatz keine Rolle spielen

Das Rollgitter des Löschfahrzeugs schnellt nach oben. Die Feuerwehrfrau hebt ein monströses Werkzeug, das wie eine stählerne Hummerschere aussieht, aus dem Wagen. „Damit können wir Personen aus Fahrzeugen befreien“, sagt die 30-Jährige. Dass die Zange knapp 20 Kilogramm wiegt, darf im Einsatz keine Rolle spielen. Genauso wenig, ob Barbara Wehr eine Frau ist. „Im Team ist das egal. Hier zählt die Leistung, der Einsatz, das Retten von Menschenleben.“

Barbara Wehr ist seit 2014 bei der Feuerwehr, doch dass dies ihr Beruf sein wird, wusste sie schon mit zehn Jahren: „Es war das, was ich machen wollte. Erst in der Jugend- und Freiwilligen Feuerwehr, dann über Praktika bei Rettungsdienst und Berufsfeuerwehr“, sagt sie. „Man wird mit Blaulicht-Autos und dem Retten von Menschen gelockt und bleibt für den Zusammenhalt“, sagt Wehr über ihre Motivation.

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Barbara Wehrs größter Einsatz war im Juni 2018 in der Albert-Einstein-Straße – zum ersten Mal war sie Truppenführerin. Bei dem Brand starben zwei Personen. Doch das Team der Feuerwehr hat sich gemeinsam gestützt und die Ereignisse verarbeitet.

Doch dem Team-Gedanken stehen harte Arbeit und große Leidensfähigkeit entgegen. Bei den Frauen werde zudem besonders hingeschaut: „Man muss dasselbe leisten wie die Männer, ohne Wenn und Aber“, sagt Wehr, „wer das nicht kann, ist fehl am Platz.“ Und wenn eine von zwei Frauen nicht fit sei, dann falle das viel mehr auf, als wenn einer der 30 männlichen Kollegen schlapp mache. Am Anfang habe sie deswegen eine Fassade aufgebaut, wollte keine Schwäche zeigen. „Respekt gibt es unabhängig vom Geschlecht“, sagt sie, „doch letzte Zweifel beseitigt man mit Leistung, etwa mit mehr Liegestütze als die Jungs“, sagt sie lachend.

Basketball, Funkemariechen, Triathlon, Brandmeisterin

Sport spielt ohnehin eine große Rolle in ihrem Leben. Es ist ihr Ausgleich zur Belastung: Basketball beim BBZ Opladen, Funkemariechen bei den „Echten Fründen“ aus Flittard, Triathlon. Sie betreut auch die Kinderfeuerwehr. Ihr Tag scheint 30 Stunden zu haben. „Und trotzdem gab es noch keinen Tag, an dem es mir alles auf die Nerven ging“, sagt sie, „im Gegenteil.“

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Mit der „Männerwelt“ und dem rauen Ton klarzukommen, ist für sie eine von drei Hürden, vor der vor allem Frauen ständen. „Außerdem muss jede Bewerberin eine handwerkliche Ausbildung absolviert haben“, sagt die gelernte Mechatronikerin. „Die letzte Hürde ist dann für Viele der Sporttest, aber auch auf den kann man sich vorbereiten, selbst wenn es – anders als bei der Polizei – der gleiche Test wie bei den Männern ist“, erklärt Wehr.

Die Feuerwehr sei kein Beruf, für den man sich nebenbei entscheidet. „Man muss es wollen, und wir wollen die, die es wollen.“ Dafür könne man Teil in einem Team werden, das ganz besonders ist. Unabhängig vom Geschlecht. Eine perfekte Lösung, wie der Beruf für Frauen interessanter werden könnte, hat sie nicht. Befehlston und Fitness-Level herabzusetzen komme nicht in Frage, dafür gehe es bei den Einsätzen um zu viel. Doch die Gemeinschaft ist einmalig – für alle: „Der Beruf gibt wirklich sehr viel zurück.“

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