Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

HandwerkDer Ruf der Wiesdorfer Buchbinderei Lang reicht bis nach London

Lesezeit 3 Minuten

Katrin und Frank Lang mit einer Fotografie der Künstlerin Zarina Bhimji.

Leverkusen – Es riecht nach Holz und nach Papier. Alte Bücher und Holzleisten liegen auf den Tischen und im Hintergrund ist das leise, monotone Summen von Maschinen zu hören. Die Werkstatt der Buchbinderei Lang in Wiesdorf ist ein Ort des produktiven Schaffens, hier werden Bilder gerahmt und Bücher gebunden.

„Wir müssen sehr genau arbeiten, denn alles muss am Ende perfekt sitzen. Das ist detaillierte Handarbeit“, sagt Katrin Lang, Buchbindergesellin und Tochter des Besitzers Frank Lang. Dieses Jahr wird die Buchbinderei 55 Jahre alt und befindet sich nun in den Händen der zweiten und dritten Generation.

Katrin Lang in der Buchbinder-Werkstatt. Die alten Bügeleisen helfen mit ihrem Gewicht, Bücher zu pressen.

Mit der Zeit habe sich einiges verändert, erzählt Frank Lang. Materialien wie Bilderglas und Papier sind hochwertiger geworden und auch vor den Maschinen hat die technische Revolution nicht haltgemacht. Trotzdem sind in der Werkstatt zum Teil noch die alten Geräte im Einsatz.

„Wir prägen die Bücher mit unserer alten Prägungsmaschine“, erläutert Katrin Lang und öffnet mehrere Schubladen, in denen sich Metalllettern in verschiedenen Schriftarten befinden. „Die Lettern werden zurechtgelegt, das Ganze wird erhitzt und prägt durch die Hitze den Schriftzug in den Buchdeckel“, erklärt sie.

Auch alte Bayer-Embleme finden sich noch in den Schubladen, ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten, in denen noch vieles in Bücher gebunden und geprägt wurde.

Mit dem Prägnant kann man Schriften auf den Einband eines Buches aufbringen.

Mittlerweile ist das Unternehmen nicht nur in Leverkusen bekannt, sondern sogar über Deutschlands Grenzen hinaus. So kam es, dass letztes Jahr im Geschäft das Telefon klingelte und die Künstlerin Zarina Bhimji aus London anrief. Sie habe die Nummer des Leverkusener Familienunternehmens von der Tate Britain erhalten, eines der bekanntesten Kunstmuseen Großbritanniens.

Bhimji zeigt ihre 111 Fotografien in der Tate von November 2018 bis Juni 2019 und suchte daher nach einem geeigneten Unternehmen für das Aufziehen ihrer Bilder. Da die Buchbinderei bereits vor zwei Jahren schon einmal 100 Arbeiten der renommierten englischen Künstlerin Tacita Dean aufgezogen hatte, war die Telefonnummer noch im Büro des Museums hinterlegt.

„Alles ging auf einmal ganz schnell. Zarina hat uns in Leverkusen besucht, um sich zu vergewissern, dass alles ihren Vorstellungen entspricht“, erzählt Katrin Lang. Wochenlang hat das vierköpfige Team, das aus den beiden Buchbindermeistern Frank Lang und Norbert Herold, ihr als Buchbindergesellin und einer weiteren angelernten Kraft besteht, an dem Auftrag der Fotografin gearbeitet.

Jeder Ausschnitt musste auf den Millimeter genau stimmen. Dann war es endlich soweit und die aufgezogenen Fotografien wurden vom Kunsttransport in einer großen Holzkiste nach London gefahren.

Frank Lang reiste nach London, um in der Tate Gallery die Ausstellung von Zarina Bhimji zu besuchen.

Vorbei war es damit jedoch nicht, denn es flatterte eine Einladung zur Vernissage vom Direktor der Tate Britain ins Haus. Frank Lang flog mit seiner Frau und Norbert Herold im vergangenen November nach London, wo sie den Kurator und Techniker kennenlernen durften.

„Einen Tag vor der Ausstellungseröffnung haben wir uns noch einmal mit dem Techniker getroffen und die letzten Probleme besprochen. So eine internationale Zusammenarbeit ist natürlich immer spannend“, findet Herold, der selber lange Zeit in Australien gelebt hat und dem der fachsprachliche Umgang auf dem Gebiet leichtfällt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Da Katrin Lang zu dem Zeitpunkt kurz vor ihrer Gesellinnenprüfung stand, konnte sie nicht mit nach London. Den Besuch holt sie aber nächsten Monat nach und darf dann endlich ihre eigene Rahmenarbeit in der Tate Britain bewundern.