„Wie in einem Tunnel“Leverkusenerin wegen Angriffen auf Pfleger vor Gericht

Melanie K. aus Leverkusen muss sich vor dem Landgericht Köln verantworten. Wegen einer Erkrankung ist sie laut der Staatsanwaltschaft nur vermindert schuldfähig.
Copyright: picture alliance/dpa
Leverkusen – Melanie K. möchte nicht sterben. Sie hat Pläne. In den alten Job zurückkehren, eine Therapie beginnen, ihren Neffen kennenlernen. Lebhaft und offen erzählt die 31-Jährige vor dem Landgericht Köln aus ihrem Leben. Sie ist aufgeregt, die Hände zittern zu Beginn der Verhandlung leicht. „Diese ganze Scheiße“, sagt sie immer wieder, wenn die Kammer nach ihren Selbstmordversuchen und den Angriffen auf Beamte und Pfleger fragt. Melanie K. hat eine emotional-instabile Persönlichkeitsstörung. Typ Borderline. Mit der Krankheit geht sie offen um. Verschweigt nichts. Sie weiß, dass sie Hilfe braucht – und will sie auch.
Die Staatsanwaltschaft legt der Leverkusenerin zur Last, seit 2015 in mehreren Fällen Gewalt gegen Vollstreckungsbeamte verübt zu haben. Nach Suizidversuchen rief sie selbst die Polizei – und wehrte sich dann mit Bissen, Tritten und Schlägen gegen jede Hilfe. Wegen der Erkrankung sei ihre „Steuerungsfähigkeit ausgeschaltet“, so die Staatsanwaltschaft. Sie sei darum nur vermindert schuldfähig. Aber: „Es besteht eine Gefahr für die Allgemeinheit. Weitere gefährliche Taten sind zu erwarten“, heißt es in der Anklageschrift.
„Wenn ich auf meinen Trips bin, bin ich sehr egoistisch“
Mit drei älteren Geschwistern wächst Melanie K. in Leverkusen auf. Nach der Scheidung der Eltern bleibt sie bei der Mutter. Mit 14 Jahren zieht das „absolute Papakind“, wie sie sich selbst nennt, zum Vater. Dessen Tod vor vier Jahren verletzt Melanie K. tief. „Das war eine harte Zeit“, sagt sie. Seitdem „laufe es bei ihr nicht mehr so gut“. Ihren Beruf als Einzelhandelskauffrau hat sie verloren. Zu viele Fehlzeiten aufgrund Krankheit. Den zweiten Schock versetzt ihr der erste Freund. Er schlägt Melanie K. mehrmals krankenhausreif. Als sie sich von ihm trennt, geht er mit einem Messer auf sie los und verletzt sie an Niere, Leber und Milz.
Das könnte Sie auch interessieren:
Ihre Ausbrüche beschreibt sie wie einen „Tunnel“. Ihr Blick werde dann starr, erklärt sie. Sie unterscheide nicht mehr zwischen Freund und Feind, sondern glaube, alle wollen ihr etwas Böses. „Wenn ich auf meinen Trips bin, bin ich sehr egoistisch“, reflektiert sie. Bei einem Krankenhausaufenthalt in Kalk verletzte sie einen Pfleger mit Tritten in den Bauch. Er zog sich ein Trauma und eine Schulterprellung zu. Seit Ende 2019 ist Melanie K. in einer Klinik im Ruhrgebiet untergebracht. Der nächste Verhandlungstag ist Ende Juni. Mitte Juli möchte die Kammer entscheiden, welche Unterbringung und Therapie für Melanie K. die Beste ist.