„Was für ein Quatsch!“Betriebe in Leverkusen von Bonpflicht genervt

Nikolaos Papageorgiou betreibt den „Wiesdorfer Grill“ und findet die neue Regelung sinnvoll.
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Leverkusen – Eine Frikadelle beim Metzger, ein Brötchen beim Bäcker, ein Bier am Kiosk: Kleine Einkäufe, die in Deutschland millionenfach stattfinden täglich. Das bedeutet auch: Millionenfach müssen Steuern gezahlt werden. Weil das nicht immer geschieht, wurde zum Jahresbeginn die Bonpflicht eingeführt – für alles, was über die Ladentheke geht.
In Leverkusener Betrieben trifft diese Entscheidung auf viel Unverständnis: „Was für ein Quatsch, das ist eine Katastrophe“, kommentiert Bert Emundts, einer der letzten Metzger in Leverkusen, die neue Regelung: „Wir haben auf Nachfrage immer schon Bons herausgegeben. Unsere Finanzen waren auch vorher vollkommen transparent.“ Der Ladenbetreiber erklärt: „Die Bons kosten eine Schweinegeld, pro Jahr müssen wir jetzt etwa 2 000 Euro dafür ausgeben.“ Drastischer noch: Die Metzgerei musste neue Waagen, die unter anderem die Uhrzeit des Kaufs erkennbar machen, beschaffen. Kostenpunkt: 40.000 Euro.
Deutlich mehr Müll
Auch entsteht durch die neue Regelung deutlich mehr Müll: „90 Prozent der Kunden wollen keinen Kassenbon, jetzt muss ich trotzdem jeden drucken.“ Umweltfreundlich ist das nicht, das spezielle Thermopapier soll nicht zusammen mit Altpapier entsorgt werden, stattdessen gehört es ordnungsgemäß in den Restmüll.
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Mehmet Celen, der ein Kiosk auf der Dönhoffstraße betreibt, ist das zu aufwendig: „Es sind viel zu viele Bons, ich muss sie zusammen mit dem Altpapier entsorgen“. Auch er versteht den Zweck der Bonpflicht nicht: „Es wird ohnehin alles gespeichert. Die Regelung bringt nichts außer Müll.“ Er zahlt für die zusätzlichen Bons über hundert Euro – pro Woche.
Gefahr für kleine Betriebe
Empört ist auch Mehmet Durak, der bei einem Kiosk auf der Hauptstraße arbeitet: „Steuerhinterziehung kann man damit nicht bekämpfen, hier wird doch ohnehin jeder Kauf registriert. Und die großen Läden, die nicht sauber arbeiten, bekommt man damit auch nicht.“ Das neue Gesetz stelle eine Gefahr für kleinere Geschäfte dar, die kaum finanziellen Spielraum haben: „Es kann sein, dass Leute wegen dem neuen Aufwand, den neuen Kosten ihren Laden schließen müssen.“
Zwei weitere lokale Kioskbetreiber, die namentlich nicht genannt werden wollen, zeigen Verständnis für die Bonpflicht: „Ich finde, es ist kein großer Unterschied für uns Betreiber. Wenn mit der Maßnahme Steuerhinterziehung bekämpft wird, finde ich es gut“, erklärt einer der beiden.
Auch im Gastrogewerbe muss seit diesem Jahr jeder Kassenbeleg gedruckt werden. Einen großen Unterschied mache das nicht, wie uns „Dos y Dos“-Betreiber Yasar Gül versichert. Der Grund: Schon 2017 gab es strengere Regularien, die mit dem Ausdrucken von Belegen einfacher und sicherer erfüllt werden können.

Metzgermeister Bert Emundts in seinem Geschäft in Wiesdorf vor der neu angeschafften Kasse.
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Nikolaos Papageorgiou, der den „Wiesdorfer Grill“ betreibt, findet das gut. „Das hat bestimmt Steuern eingebracht, die vorher nicht gezahlt wurden. Die Frage ist nur: Kann das Finanzamt überhaupt alles kontrollieren?“ Für die allgemeine Bonpflicht zeigt der Grieche kein Verständnis. Seine Kassenbelege entsorgt auch er im Altpapier.
Fehlt dem Gesetzgeber ein Stück Pragmatismus oder müssen Geschäfte die bürokratischen Umständlichkeiten ertragen, damit schwarze Schafe identifiziert und zur – wohlbemerkt dem Gemeinwohl verschriebenen – Steuerkasse gebeten werden können?
Viele Regularien
Für Bert Emundts ist die Sache klar: „Junge Leute, die in unserem Gewerbe arbeiten, werden von den ganzen Regularien erschlagen. Wir haben doch ohnehin nichts zu verbergen.“
Und die zusätzliche Umweltbelastung in Form von Millionen Thermopapierzetteln, dieser Konsens lässt sich den befragten Betrieben in Leverkusen zuschreiben, habe ja auch etwas mit Gemeinwohl zu tun. Die Bonpflicht also ist in Kraft, sie ist umweltschädlich und für viele kleine Betriebe teuer und lästig – auch in Leverkusen. Ob sie diesen nicht ganz geringen Preis wert ist, wird sich noch zeigen.