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Kritik von Leverkusen VerbändenViele Arbeitslose fallen aus der Statistik raus

Lesezeit 3 Minuten
Alose dpa

Kritik an den Arbeitslosenstatistiken

Leverkusen – Die Zahlen der Agentur für Arbeit stehen auf „leichte Erholung“: Nach dem vergangenen Pandemiejahr mit hohen Arbeitslosenquoten in Leverkusen von mehr als acht Prozent sank die Quote erstmals im Juni mit einem Wert von 7,8 unter die Acht-Prozent-Marke (und ist seitdem auch wieder leicht gestiegen). 6868 Personen galten in diesem Monat offiziell als arbeitslos.

Dass das aber noch keine Trendwende ist, will die Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände aufzeigen. Nur ein Teil der Menschen, die den Weg aus der Statistik geschafft hätten, haben auch wirklich Arbeit gefunden, erklärt der Zusammenschluss.

Awo, Caritas, der Paritätische Wohlfahrtsverband und das DRK haben einen eigenen Arbeitslosenreport herausgegeben. In ihrer Analyse der Arbeitslosenzahlen von Juni heißt es: „Über 1100 Personen ist in Leverkusen der Ausstieg aus der Arbeitslosigkeit gelungen – so zeigt es die offizielle Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Doch nur 32,5 Prozent dieser Arbeitslosen haben tatsächlich eine bezahlte Beschäftigung aufgenommen – 67,5 Prozent fallen aus anderen Gründen aus der Statistik heraus. Sie zählen nicht mehr als arbeitslos, weil sie beispielsweise arbeitsunfähig, aufgrund von Krankheit, Erziehungs- oder Pflegezeiten für das Arbeitsamt vorübergehend nicht verfügbar oder gerade in einer geförderten Maßnahme sind.“

In der Tat weist die Bundesagentur für Arbeit auch darauf hin, dass die Quote der „Unterbeschäftigung“ zusätzlich zur Arbeitslosigkeit auch Personen erfasst, die als Teilnehmende von Maßnahmen aufgrund von Krankheit oder sonstigen Gründen nicht als arbeitslos gezählt werden. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung hat laut Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach, zu der auch Leverkusen gehört, im Juni durchschnittlich 80 Prozent betragen.

9039 Unterbeschäftigte

Diese Statistik beschönige die Arbeitslosigkeit, kritisiert der Sprecher der Freien Wohlfahrtspflege in Leverkusen, Reiner Mathes. 9039 Menschen waren laut Arbeitslosenreport im Juni in Leverkusen unterbeschäftigt. „Diese Zahl der Unterbeschäftigten ist die genauere Arbeitslosenzahl, weil in ihr auch alle Personen mitgezählt werden, die faktisch arbeitslos sind, aber in der offiziellen Statistik nicht auftauchen“, sagt Mathes. Auch er erkennt an, dass die Arbeitslosenzahlen langsam zurückgingen: Das sei zwar zu begrüßen, so Mathes, doch die Gesamtzahl der als arbeitslos erfassten Menschen, die nicht wieder in die Erwerbsarbeit zurückkehren, sei aktuell definitiv zu hoch.

Die Wohlfahrtsverbände fordern deshalb verstärkte Anstrengungen von Unternehmen und der öffentlichen Hand, um Arbeitsplätze zu schaffen und Arbeitsprozesse so zu gestalten, „dass viele teilhaben können“. Weitere Erkenntnis des Arbeitslosenreports der Wohlfahrtsverbände: „Männern und jungen Menschen unter 25 Jahren gelingt es deutlich besser, aus der Arbeitslosigkeit heraus in Erwerbsarbeit zu kommen als Langzeitarbeitslosen, Schwerbehinderten, älteren Menschen, Alleinerziehenden und Frauen“, heißt es.Und auch die Tatsache, dass Personen, die noch nicht lange arbeitslos sind, den Ausstieg eher schaffen als Langzeitarbeitslose, sieht der Report nochmals bestätigt – und sieht hier Handlungsbedarf: „Die Freie Wohlfahrtspflege fordert deshalb den Ausbau öffentlich geförderter Beschäftigung. Diese ist für viele dieser Personen die einzig realistische Chance zur Teilhabe am Arbeitsmarkt“, betont Reiner Mathes.