Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Lokführerin aus KölnDiese Frau fährt bis zu 700 Meter lange Güterzüge

Lesezeit 3 Minuten

Keine Angst vor Dreck und körperlicher Anstrengung hat LuBelle Kreutzer. Die 35-Jährige ist seit 16 Jahren Lokführerin.

  1. LuBelle Kreutzer arbeitet seit mehr als zehn Jahren als Lokführerin.
  2. Sie ist eine der wenigen weiblichen Rangier- und Streckenlokführerinnen in Köln.
  3. Neben dem Job spielt sie noch elf Jahre lang in der American Football-Frauen-Nationalmannschaft.

Köln – Beim Anblick einer 8700 PS starken E-Lok wird ihr „ganz warm ums Herz!“ LuBelle Kreutzer ist nicht nur ehemalige Football-Nationalspielerin und Mutter von zwei Kindern, sondern auch eine der wenigen weiblichen Rangier- und Streckenlokführerinnen in Köln. Die 35-jährige Westerwälderin ist für 1600 Tonnen schwere und bis zu 700 Meter lange Güterzüge verantwortlich, die sie durchs ganze Rheinland fährt.

Der Job ist körperlich anstrengend – als Rangierlokfahrerin muss man schon ein paar Kilogramm heben und einige Fußwege zurücklegen können. Auch Schichtdienst, Flexibilität und technisches Verständnis sind gefordert – doch im Grunde nichts, was Frauen nicht mindestens genauso gut könnten, wie Männer. „Viele Frauen trauen sich so einen Job nicht zu, weil sie von den Eltern beigebracht bekommen, dass man das als Frau nicht kann“, sagt sie.

Lokführerin_3

Die Liebe zum Zugfahren hat sie schon als Kind gepackt. „Wir hatten kein Auto und sind viel mit dem Zug gefahren“, erzählt sie. In althergebrachte Rollenmuster wurde sie von der alleinerziehenden Mutter nie gesteckt, sondern „zur Selbstständigkeit“ erzogen. Traumberuf: Astronaut, Pilot oder Lokführer. Nach dem Fachabitur macht sie zunächst ein freiwilliges soziales Jahr, arbeitet mit behinderten Menschen und macht anschließend einen Abstecher ins Gärtnereiwesen. Doch das alles liegt der American-Football-Spielerin nicht so recht. Am Ende stehen die Berufe „Schiffsmechaniker in der Binnenschifffahrt“ oder „Lokführerin“ zur Wahl. Mit 19 Jahren beginnt sie die Ausbildung zur „Eisenbahnerin im Betriebsdienst“.

Von den Jungs wird sie im Unterricht schon mal mit Alukügelchen beworfen und „Streber“ genannt. Doch das habe sie nicht groß gestört. Im Grunde kam man miteinander aus. Und im Wort Streber stecke ja auch was Positives, findet LuBelle Kreutzer: Jemand der nach etwas strebt, das sei doch was Gutes, sagt sie.

Elf Jahre Mitglied der Football-Nationalmannschaft

Neben dem Job spielt sie noch elf Jahre lang in der American Football-Frauen-Nationalmannschaft. „Der Job als Lokrangierführerin hat mich dafür richtig schön fit gemacht“, schwärmt sie.

Lokführerin_4

Mittlerweile arbeitet sie nur noch in Teilzeit, da sie sich um die beiden drei- und fünfjährigen Kinder kümmern muss. Morgens um 6.30 Uhr klingelt der Wecker. Dann macht sie die Kinder fertig für Kita und Schule, füttert die sieben Hühner und drei Kaninchen bevor sie sich selbst mit der S-Bahn auf den Weg zur Arbeit zum Güterbahnhof Köln-Gremberg macht. Sie wohnt im Westerwald in einem kleinen und, wie sie sagt, „funktionierenden“ Dorf mit wenigen hundert Einwohnern. Sie ist froh darüber, dass sie sich auf die Nachbarn verlassen kann. Die hüten auch mal spontan die Kinder. Ohne deren Hilfe wäre es wohl schwieriger, weiß sie und klagt ein wenig über das schlechte Angebot an Ganztagsbetreuung in Deutschland. „Andere Frauen schaffen es ohne Betreuung nicht mal zu Vorstellungsgesprächen“, weiß sie. LuBelle hat dank der Dorfgemeinschaft und der Unterstützung durch den Vater der Kinder, der an zwei Tagen den Nachwuchs übernimmt, die Möglichkeit weiter in ihrem Traumberuf als Lokführerin zu arbeiten. Auch wenn der, wie sie findet, ein bisschen besser bezahlt sein könnte.

Als Streckenlokführerin liebt sie die Fahrten ins Ruhrgebiet, nach Trier, Mainz oder Osnabrück. Auf den mehrstündigen Fahrten ist sie zwar ganz allein im Führerstand. Einsam ist es ihr dabei jedoch nicht: „Gerade als Mutter genießt man die Ruhe“, sagt sie und lacht.