Hohe Besucherzahlen und KlimaprotestBergeneustädter Wintermärchen gestartet

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Über hohe Besucherzahlen am Eröffnungswochenende des Bergeneustädter Wintermärchens freute sich der Veranstalter. 

  • Das Bergeneustädter Wintermärchen ist erfolgreich in sein erstes Wochenende gestartet. Geschätzt 1700 Menschen kamen.
  • Bei einigen Grad über dem Gefrierpunkt liefen die Besucher Schlittschuh oder spielten Eisstockschießen. Die künstlich gefrostete Eisfläche macht's möglich.
  • Für einige Bergeneustädter ist so ein Energieaufwand zu Zeiten des Klimawandels aber nicht mehr zu verantworten. Sie protestierten und verteilten Flyer an die Besucher.

Bergneustadt – Die Diskussion, ob die künstlich gefrostete Eisfläche in Zeiten des Klimawandels noch zu verantworten ist, hat sich in den ersten Besucherzahlen nicht widergespiegelt: Am Eröffnungswochenende kamen geschätzt 1700 Menschen zum „Bergneustädter Wintermärchen“, um bei einigen Grad über dem Gefrierpunkt Schlittschuh zu laufen, Eisstock zu schießen oder im beheizten Container etwas zu trinken.

Nur für einige wenige war das Märchen eher ein Alptraum. Sie hatten den mahnenden Zeigefinger in Form eines Baumgerippes plus Schild aufgebaut: „Australien grüßt Wintermärchen.“

Klima für meisten Bergeneustädter kein Grund zum fernbleiben

Als am Samstagnachmittag die Dämmerung einbrach und sich bunte Lichter auf der Eisfläche spiegelten, trudelten 16 Frauen des SSV Wildbergerhütte ein. Sie nutzten den ersten Tag für eine verspätete Weihnachtsfeier. Im kleinen Budendorf gab es erst einen Glühwein, später ging’s zum Eisstockschießen. 

Dass die energieintensive Veranstaltung von einigen Oberbergern kritisiert wird, war für die Wildbergerhütterinnen kein Grund, den Besuch abzusagen. Martina Pawlowski sagt: „Natürlich soll jeder seinen Teil zum Klimaschutz beitragen. Aber man kann sich ja nicht jeden Spaß verderben lassen.“ Turnkollegin Stephanie Schneider stimmt zu: „In unseren schneearmen Wintern ist das für viele das einzige Wintervergnügen.“

Einzugsbereich vom Wintermärchen immer größer

So oder ähnlich sehen es offenbar viele. Nach dem gut besuchten Auftakt am Wochenende rechnet Veranstalter Stefan Tsolakidis auch im vierten Jahr des Wintermärchens damit, dass zum Abschluss in vier Wochen bis zu 15 000 Menschen einen Abstecher auf den Rathausplatz gemacht haben werden.

Zahlreiche Voranmeldungen untermauern seine Hoffnung: Allein für die Eisstockbahnen lägen bereits 250 Buchungen vor, so viele waren es zum Auftakt noch nie. Und für den Eisstock-Cup, der über die vier Wochen ausgespielt wird, sind 74 Teams gemeldet – 20 mehr als im vorigen Jahr. Tsolakidis: „Das Wintermärchen hat sich herumgesprochen, der Einzugsbereich wird größer. Leute kommen auch aus Olpe und dem Märkischen.“

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Nicht so weit hatten es Davina und Holger Magdzack. Sie waren mit ihrem Dreijährigen von der Belmicke zur Eisfläche gekommen. Der kleine Barne drehte die ersten Runden auf Kufen an Papas Hand. Der findet die Veranstaltung vertretbar: „Sie ist ein Treffpunkt für viele Menschen, fördert die Wirtschaft – und ist auf jeden Fall gewinnbringender als ein Silvesterfeuerwerk.“

Schon im Vorfeld hatte Veranstalter Tsolakidis gesagt, dass er das Märchen möglichst klimaneutral halten will: „Was technisch machbar ist, um CO2 zu sparen, setzen wir ein. Was unvermeidbar ist, wird mit Ökozertififkaten kompensieren.“ Für den Bergneustädter Lothar Gothe und einige Mitstreiter ist das „Augenwischerei“. Am Rande der Eisfläche verteilten sie Handzettel, in denen die „energiefressende Party“ angeprangert wird. Wenn Australien wegen des Klimawandels brenne, dürfe es solche Veranstaltungen nicht mehr geben.

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