„Singen ist doppeltes Beten“Dieser Mann brachte den Taizé-Geist nach Bergneustadt

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Aus Münster brachte Karl-Werner Taphorn vor 22 Jahren den Gedanken der Ökumene mit nach Bergneustadt.

Aus Münster brachte Karl-Werner Taphorn vor 22 Jahren den Gedanken der Ökumene mit nach Bergneustadt.

Bergneustadt – Sein erster Besuch in der ökumenischen Gemeinschaft Taizé in Frankreich hat Karl-Werner Taphorn vor fast 40 Jahren tief beeindruckt. „Die Einfachheit. Man bekommt während seines einwöchigen Aufenthalts einen Becher, einen Teller und einen Löffel, mit dem man alles macht, auch seine Brote schmiert. Das gemeinsame Gebet mit 4000 meist jungen Leuten aus aller Welt. Die innere Tiefe. Vor allem das Singen! Singen ist ja doppeltes Beten.“ Aus vollem Herzen stimmt er diesem Spruch von Kirchenlehrer Augustinus zu. Sein Erlebnis in Taizé hat sein Leben nachhaltig geprägt: „Ich habe eine tiefere Beziehung zu Gott mit in meinen Alltag genommen.“

Heute 70-Jähriger brachte den Gedanken der Ökumene mit

Als der heute 70-Jährige vor 22 Jahren von Münster nach Bergneustadt zog, nahm er den Geist von Taizé mit in seine neue Heimat, und damit auch den Gedanken der Ökumene. „Den habe ich im eher traditionell geprägten Oberberg erst einmal vermisst“, beschreibt er vorsichtig seine ersten Eindrücke.

Am Freitag ist die Altstadtkirche für das Taizé-Gebet wieder feierlich geschmückt.

Am Freitag ist die Altstadtkirche für das Taizé-Gebet wieder feierlich geschmückt.

Doch dann fand er Gleichgesinnte, erst eine Hand voll, später mehr: Seit 20 Jahren treffen sie sich jeden zweiten Freitag im Monat um 19 Uhr in der Bergneustädter Altstadtkirche. Mal ein harter Kern von zehn Männern und Frauen, „zur Hälfte katholisch, zur Hälfte evangelisch“, sagt Taphorn, der für den Ökumenischen Ausschuss die Treffen organisiert. „Mal kommt Verstärkung von gelegentlichen Besucherinnen und Besuchern, mal sind auch junge Leute dabei.“

Eine Lebendige Gemeinschaft, die jeden willkommen heißt

Es ist eine lebendige Gemeinschaft, in der jeder willkommen ist. „Wir müssen unseren Glauben nicht in verschiedenen Häusern jeder für sich allein leben. Wir beten ja alle den einen Gott an, nur das Personal hat schon mal Probleme.“ Und Taphorn fragt: „Ist es nicht wichtiger, gemeinsam zu beten und zu singen, anstatt theologische Dinge auseinander zu pflücken?“

Das nächste Gebet

Das nächste Taizé-Gebet findet am Freitag, 12. August, ab 19.30 Uhr in der Altstadtkirche in Bergneustadt statt. Um 19 Uhr beginnt das Einsingen. Zur Feier des 20-jährigen Jubiläums steht der Abend unter dem Thema „Jubilate Deo“. (ms)

Die Bedeutung von Abendmahl und Kommunion zum Beispiel, da unterscheiden sich evangelische und katholische Kirche. Probleme, die sich in Bergneustadt selten stellten, ergänzt Taphorn und lobt ausdrücklich die Unterstützung durch Kreisdechant Christoph Bersch und durch den Pfarrer der Bergneustädter Altstadtkirche, Dietrich Schüttler. Dort wird einmal im Monat zum Taizé-Gebet vor dem Altar eine sogenannte Mitte aufgebaut: Das von Taphorn selbst gezimmerte Taizé-Kreuz, eine ökumenische Kerze mit Friedenstaube – anfangs wurde das Gebet noch Friedensgebet genannt – ein orangefarbenes Tuch. Rundum stehen Stühle.

Ein „Shalom“ zu Beginn

„Zu Beginn begrüßen sich alle Teilnehmenden persönlich mit dem Friedensgruß ,Shalom’“, schildert Taphorn. „Das nimmt auch denen, die zum ersten Mal dabei sind, die Befangenheit, schafft Kontakt.“ Es beginnt mit dem Einsingen. „Seit wir Unterstützung von Martin Weishaupt haben, gelingen die einfachen, eingängigen Gesänge auch mehrstimmig.“ Jeder Abend steht unter einem besonderen Thema, zum Beispiel geht es um Liebe, um Vertrauen, die Hoffnung auf Frieden in der Ukraine. „Ich achte jeden Monat darauf, was uns bewegt, was aufscheint, und gehe dem nach“, erklärt Taphorn.

Der Ablauf sei dann genau wie in Taizé – mit Gebet, Bibellesung und einem geistlichen Text zum Thema. Schließlich kommen die Fürbitten und die Gelegenheit für jeden Teilnehmenden ein Teelicht – verknüpft mit einer persönlichen Bitte – auf dem Tuch vor dem Taizé-Kreuz abzustellen.

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„Viele warten schon auf das monatliche Taizé-Gebet, nehmen daraus etwas mit für die kommenden Wochen“, weiß Taphorn, der sich unermüdlich engagiert. Die Kraft dafür bezieht er auch aus regelmäßigen Besuchen in Taizé. Wo immer es in Bergneustadt um die Ökumene geht, bringen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Ökumenischen Ausschusses ein, etwa beim Jugendkreuzweg, Passionsandachten, ökumenischen Gottesdiensten im Altenheim.

Ein Herzenswunsch ging 2017 mit dem Partnerschaftsvertrag zwischen katholischer und evangelischer Kirche in Bergneustadt in Erfüllung. Beim Taizé-Gebet setzt sich Karl-Werner Taphorn für weit geöffnete Türen ein: Ob Katholiken, Protestantinnen, Freikirchliche, Muslime – alle seien eingeladen. „Wer bin ich, dass ich darüber entscheiden könnte?“

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