Biogasanlage in WegerhoffAus Gülle entsteht Strom

Unser Foto zeigt im Vordergrund den Behälter, in dem die Gülle vergoren wird. Der Stall dahinter beherbergt 500 Kühe, rechts daneben sind zwei Melkkarussells untergebracht.
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Wipperfürth – Vor dem Regen der letzten Tage hat Landwirt Heinz Raffelsieper wieder Gülle ausgebracht, allerdings eine ganz besondere, denn sie riecht kaum noch. Was die Anwohner freut, ist für den Landwirt der Wegerhof KG mit derzeit rund 650 Kühen in den Ställen ein willkommener Nebeneffekt. Denn die Gülle stammt aus seiner Biogasanlage.
Biogasanlagen basieren auf dem Prinzip der Vergärung. Bakterien zersetzen organische Stoffe (Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße) und produzieren dabei Methan und Kohlendioxid. Das Methan wird in Generatoren verbrannt, um Strom zu erzeugen. Die Anlage der Wegerhoff KG erzeugt rund 1,2 Megawattstunden Strom pro Jahr, das entspricht einem Verbrauch von rund 350 Vier-Familien-Haushalten.
Eine Biogasanlage rechnet sich vor allem dank der Subventionen, mit der jede erzeugte Kilowattstunde Strom bezuschusst wird. Das EEG (Erneuerbare-Energieen-Gesetz) garantiert eine feste Vergütung über 20 Jahre.
Die Gülle bleibt bei der Vergärung erhalten und kann wie gewohnt ausgebracht werden. Weil bestimmte Schwefelverbindungen abgebaut werden, stinkt sie weniger stark. Biogasanlagen müssen mit aufwendiger Sicherheitstechnik versehen sein, um Geruchsbelästigung und Explosionsgefahr auszuschließen.
Derzeit gibt es in NRW laut Landwirtschaftskammer rund 578 Biogasanlagen auf landwirtschaftlichen Betrieben. Das bedeutet, dass binnen eines Jahres rund 22 neue Anlagen hinzugekommen sind. Allerdings ist die Angabe für die Datenbank der Landwirtschaftskammer freiwillig.
Es ist nach seinen Angaben die erste rein auf Gülle-Basis produzierende Anlage im Oberbergischen Kreis. Eine Biogasanlage gibt es noch auf dem Innovationsstandort Metabolon in Lindlar. Die Kühe auf dem Hof von Raffelsieper produzieren täglich nicht nur tonnenweise Milch, sondern auch rund 40 Kubikmeter Gülle. Und die nutzt die Wegerhoff KG nicht nur zum Düngen der Feldern, sondern auch zum Energieerzeugen. Rund 22 Meter Durchmesser ist der kreisrunde Bau groß, in den die Gülle aus den Ställen gepumpt wird.
Mit moderner Mess- und Steuerungstechnik wird der gesamte Prozess gesteuert und überwacht. Damit die Gülle vergären kann, muss sie auf rund 40 Grad erwärmt werden. Durch die Vergärung entsteht Methan und das ist der Treibstoff für einen Fünfzylinder-Motor, der daraus Strom produziert. Mit der Abwärme wird die Gülle erhitzt. Für den Strom, den das Unternehmen in das öffentliche Netz einspeist, erhält es für die nächsten 20 Jahre eine gesetzlich garantierte Vergütung von 22,3 Cent pro Kilowattstunde.
Was sich einfach anhört, ist ein komplexer Prozess, den Heinz Raffelsieper im Detail kennt. In zwei Containern neben dem Güllebehälter ist die gesamte Technik untergebracht. Hier kann sich der Landwirt jederzeit über den aktuellen Stand in der Anlage informieren. Er sieht die Temperatur, wie viel Gas erzeugt wird, welcher Druck in dem Behälter herrscht und wie viel Strom der Motor produziert.
Rund 700 000 Euro hat die Wegerhoff KG in die Biogas-Anlage investiert. Raffelsieper geht davon aus, dass sich die Investition in etwa sieben Jahren bezahlt gemacht hat. „Wenn der Betrieb reibungslos läuft“, betont er. Auch ein Motor verschleiße schließlich und müsse gewartet und gegebenenfalls repariert werden. Der Bau der Anlage sei eine sinnvolle Ergänzung zum landwirtschaftlichen Betrieb, auch wenn die Erzeugung von Strom aus Gülle erstmal nichts mit Landwirtschaft zu tun habe.
Aber interessant sei es nur für große Betriebe, denn um die eine reibungslose Produktion zu ermöglichen, werde viel Gülle benötigt. Und die müsse ortsnah anfallen, ein Transport über viele Kilometer mache keinen Sinn. Rund 150 Kilowatt Strom produziert die Anlage der Wegerhoff KG pro Stunde. Pro Jahr sollen es rund 1,2 Megawattstunden werden, das reicht um rund 350 Haushalte mit Strom zu versorgen.