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Blumen BischoffNach fast 100 Jahren schließt er seinen Laden

Lesezeit 3 Minuten

Tulpen und Rosen sind jetzt für Christian Bischoff nur noch ein Hobby im eigenen Garten. Vier Jahrzehnte lang hat er im Familienbetrieb Sträuße gebunden.

  1. Aus gesundheitlichen Gründen hat Christian Bischoff das Geschäft geschlossen.
  2. Bischoffs Großeltern kamen gebürtig aus Baden-Württemberg und legten in den 1920er Jahren den Grundstein für das Geschäft.
  3. In das jetzt geschlossene Ladenlokal zieht bis Juni das Geschäft „Kaiserslust“ ein.

Ründeroth – Fast 100 Jahre lang kauften die Ründerother – und nicht nur die – ihre Sträuße oder Kränze bei Blumen Bischoff. Damit ist Schluss. Christian Bischoff hat das Geschäft aus gesundheitlichen Gründen geschlossen. Nach Schulterverletzung und Operationen zieht der 57-Jährige damit die Reißleine, obwohl der Laden bis zuletzt florierte.

„Von den Reaktionen der Menschen auf die Schließung bin ich total überwältigt“, sagt Christian Bischoff. Denn natürlich hatte das alteingesessene Geschäft viele Stammkunden. Kein Wunder: „Meine Mutter hat das immerhin 54 Jahre lang in Ründeroth gemacht. Und wir waren ja praktisch täglich Ansprechpartner, sieben Tage die Woche.“ Einige Kunden hätten gar seine Großeltern noch gekannt, sagt Bischoff, der selbst vier Jahrzehnte im Betrieb gearbeitet hat. „Kunden, inzwischen an die 90 Jahre alt, haben mir erzählt, wie mein Opa für ihre Hochzeit den Blumenschmuck gemacht hat.“ Viele Ründerother seien jetzt gekommen, um sich zu verabschieden. „Das war schon enorm. Das werde ich nicht vergessen.“

Grundsteine für das Geschäft wurden in 1920er Jahre gelegt

Bischoffs Großeltern kamen gebürtig aus Baden-Württemberg und legten in den 1920er Jahren den Grundstein für das Geschäft: „Heinrich und Thusnelda Bischoff haben um 1924, 1925 in Ründeroth angefangen“, weiß der Enkel. Begonnen hatten sie mit Gewächshäusern. „Mein Opa Heinrich hat selber angezüchtet.“ Es gab Schnittblumen, Stauden und Gemüsepflanzen, „also das volle Repertoire, das damals ein Zuchtbetrieb hatte. Verkauft wurde erst mal aus den Gewächshäusern heraus“.

Diese seien allerdings 1945, am Ende des Zweiten Weltkriegs, bei der Sprengung der Ründerother Aggerbrücke zerstört worden. Erst Anfang der 1950er Jahren eröffnete Blumen Bischoff am Hohenstein in Ründeroth den ersten richtigen Blumenladen. Der Betrieb wuchs, zwischenzeitlich gab es drei Bischoff-Geschäfte, nämlich auch an der Gummersbacher Wiesenstraße und in Vollmerhausen. Vier große Gewächshäuser gehörten dazu. Aus und vorbei.

Traditionsunternehmen: In den 1960er Jahren war Blumen Bischoff gegenüber dem Baumhof ansässig.

Seine Mutter arbeitete bis 2012 im Geschäft mit – bis drei Monate vor ihrem Tod. Bis zum Schluss sei das Geschäft profitabel gewesen, betont Christian Bischoff. Dennoch war es problematisch, einen Nachfolger zu finden. Typisch für die Branche, weiß er. „Man muss erst mal zwei Leute finden, die diese Arbeit machen möchten, denn sie müssen ein Paar sein. Wir waren sieben Tage die Woche im Geschäft. Mittwochs habe ich morgens um halb vier angefangen und war frühestens um halb acht abends zu Hause.“

Ältere Kunden wurden nach Hause gefahren. Und wenn jemand sieben Nelken brauchte, dann wurden auch die geliefert.„Man kann schon sagen: Wir haben es gelebt.“ Auch der Blumeneinkauf verlief eher unkonventionell. „Ich denke, unser großer Vorteil war, dass wir eines der ganz wenigen Geschäfte waren, die für den Haupteinkauf noch zur Blumenversteigerung in den Niederlanden gefahren sind, das ist durchaus eine große Sache. Ich war mein eigener Groß- und Einzelhändler.“ Das habe „Wahnsinnsvorteile“ gebracht, nicht nur, was die Preise angeht, sondern auch fürs Sortiment. Von klein auf sei er mit seinem Vater zu diesen Auktionen gefahren, habe das bis zum Schluss beibehalten. „Und gleichzeitig bin ich noch auf den Großmarkt gefahren.“

Neues Geschäft wird auch Blumen anbieten

Jetzt fühlt es sich für Christian Bischoff an, als hätte er von 100 auf null abgebremst. „Es war wirklich eine sehr schöne Zeit, aber ich bin auch froh, dass ich den Zeitpunkt nicht verpasst habe, an dem man sagen muss, es ist genug.“

In das jetzt geschlossene Ladenlokal zieht bis Juni das Geschäft „Kaiserslust“ ein. Dann gibt es dort nicht nur, aber auch Blumen.