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362 TeamsPétanque-Teams aus ganz NRW greifen in Engelskirchen nach der Landeskrone

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Zu sehen ist eine Gruppen von Menschen auf einem Petanque-Platz.

Die Looper Pétanque-Gruppe um Michael Rattay (l.) ist Gastgeber des Finales und startet selbst mit vier Teams in die Qualifikation. 

Das Spiel mit Kugeln und Schweinchen boomt. Am Sonntag richtet der ASC Loope zum ersten Mal die NRW-Landesmeisterschaft aus.

Es gibt Sportarten, mit denen muss man sich erstmal näher beschäftigen, um zu begreifen, wie viel Technik, Leidenschaft und auch Fitness sie den Spielenden abverlangen. Pétanque, eine Unterart des Boule-Spiels, ist so ein Fall. „Für den Laien werfen wir einfach nur Kugeln in den Dreck. Dabei boomt der Sport regelrecht“, nickt Michael Rattay und blickt über die breiten Spielfelder neben dem Looper Rasenplatz.

ASC Loope ist zum ersten Mal Gastgeber des NRW-Entscheids

Am Sonntag wird es hier richtig voll werden. Zum ersten Mal ist der ASC Gastgeber einer NRW-Landesmeisterschaft im Pétanque. Schon die nackten Zahlen geben Rattay recht. 362 Mannschaften wollen sich diesmal die Landeskrone aufsetzen, das ist ein neuer Teilnehmerrekord.

Mal wieder einer, muss man sagen – denn in den vergangenen Jahren meldete der Boule und Pétanque Verband Nordrhein-Westfalen ausnahmslos nur Zuwächse. Gerade in Städten wie Bonn, Köln, Düsseldorf, Bochum und Münster haben zuletzt viele Studenten das französische Duell mit Kugeln und Cochonnet, von deutschen Sportlern oft als „Schweinchen“ bezeichnet, lieben gelernt.

Looper gehen mit vier Teams selbst an den Start

Doch zur Landesmeisterschaft fährt man nicht einfach hin. Um die Menge an Teams lenken zu können, hat der Verband das Bundesland in die vier Bezirke Rheinland, Niederrhein, Ruhrgebiet und Westfalen eingeteilt. Jeder Bezirk wiederum richtet am Samstag zunächst einmal zwei Qualifikationsturniere aus, im Rheinland etwa finden die in Neunkirchen-Seelscheid und Köln statt. Die besten acht Mannschaften reisen dann am Sonntag nach Loope – macht 64 Mannschaften, die im Auel auflaufen.

Die Looper Pétanque-Gruppe stellt sich mit vier Teams der Qualifikation, deren Mitglieder aus Engelskirchen, Lindlar, Gummersbach und Wiehl kommen: Abteilungsleiterin Iris Nugue spielt mit Jochen Dünnweller, Siegfried Stryczek mit Maria Siebert, Michael Rattay mit Karl Dedu und Ingo Bernard mit Gregor Cramer. Dass sich eines der Looper Ensembles am Sonntagabend tatsächlich mit dem Landesmeistertitel krönen wird, ist unwahrscheinlich.

Für den Laien werfen wir einfach nur Kugeln in den Dreck. Dabei boomt der Sport regelrecht. 
Michael Rattay, Pétanque-Spieler des ASC Loope

„Gerade die Konkurrenz aus Düsseldorf und Bochum ist sehr stark und es sind ja auch mehrere Nationalspieler am Start“, erklärt Nugue, die schon froh wäre, wenn eines der Looper Teams die Qualifikation überstehen würde. Der Vorfreude auf die Meisterschaft tut das im Aggertal aber keinen Abbruch.

Vereinfacht erklärt, geht es beim Pétanque darum, mit der eigenen Kugel näher am Schweinchen zu landen als der Gegner. Qualifikation und NRW-Meisterschaft werden in der Variante Doublette ausgetragen, also mit zwei gegen zwei Spielern und insgesamt sechs Stahlkugeln pro Team. Jedes Duo besteht aus einem Leger, dessen Aufgabe es ist, die Kugel mit viel Gefühl möglichst nah am Schweinchen zu platzieren, und einem Schießer, der gut liegende gegnerische Kugeln mit einem kräftigen Wurf ins Nirgendwo befördert.

Spezialzollstock für die ganz engen Entscheidungen

Mitunter kommt es auf den halben Millimeter an – dann greift der Schiedsrichter zur Tirette, einem Spezialzollstock. Und: Das alles braucht Zeit. Für eine Runde könne man durchaus bis zu 90 Minuten ansetzen. Um allzu ausufernde Partien zu verhindern, hat der Verband für die Meisterschaft pro Runde ein Zeitlimit von 75 Minuten gesetzt. Bei sechs Runden kommt aber trotzdem einiges zusammen. „Ein durchschnittlicher Spieler legt an einem Turniertag etwa zehn Kilometer zu Fuß zurück. Abends merkt man jedenfalls, was man getan hat“, betonen die Looper lachend.

Gleichwohl sei das Tolle an diesem Sport die Verbindung der Generationen. „Wenn zwei 18-Jährige gegen zwei 70-Jährige spielen, ist völlig offen, wer gewinnen wird“, erklärt Rattay. Erst seit dem Umbau der Looper Sportanlagen im Jahr 2021 kann der ASC überhaupt den nötigen Raum für einen Landesentscheid bereitstellen (siehe auch unten).

Das Turnier wollen Iris Nugue, Michael Rattay und ihre Mitstreiter jedenfalls dazu nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen und neue Mitspieler zu gewinnen. Das Wetter wird ihnen dabei vermutlich keinen Strich durch die Rechnung machen – ein starkes Gewitter oder ein Platzregen werden das Turnier höchstens kurz unterbrechen. „Im Gegensatz zu den Kugeln ist das Schweinchen nämlich aus Holz. Wenn es wegschwimmt, müssen wir uns natürlich etwas einfallen lassen“, so Rattay.

Die NRW-Landesmeisterschaft im Pétanque beginnt am Sonntag um 10 Uhr auf dem Gelände des ASC Loope, Im Auel 32. Zuschauer sind herzlich willkommen.


Der Überlieferung nach litt der Franzose Jules Le Noir, ein erstklassiger Boulespieler, um die vorletzte Jahrhundertwende herum so stark an Rheuma, dass er nicht mehr spielen konnte. Seine Freunde modifizierten die Regeln deshalb so, dass der Anlauf wegfiel und auf kürzere Entfernungen gespielt wurde – die Geburtsstunde des Pétanque.

Zum ASC Loope brachte Jean-Pierre Nugue das Kugelspiel ab 1991. Lange Zeit wurde auf dem Dorfplatz und späteren Plan-de-Cuques-Platz am Looper Quellenweg gespielt und auf dem Ascheplatz im Auel. Im Rahmen des Umbaus des Looper Sportplatzes erhielt die Pétanque-Gruppe 2021 großzügige Spielplätze.

Heute ist die Truppe Teil der ASC-Abteilung Erlebnis- und Gesundheitssport, 26 Frauen und Männer machen mit. Neueinsteiger sind immer willkommen. Kontakt knüpft man am besten direkt vor Ort: Dienstags und freitags ab 16 Uhr und am Sonntag ab 14 Uhr wird auf der Sportanlage trainiert. Einen ersten Eindruck können Interessierte auch im Internet gewinnen. www.asc-loope.de