Projekt „Pumptrack“Jugendliche kämpfen für Niederhofer Bikepark

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Hoch hinaus geht es für Max an der Niederhofer Klus.

Hoch hinaus geht es für Max an der Niederhofer Klus.

Niederhof – Wer springen möchte, muss die Platte putzen. Denn Grünzeug hat da nichts verloren. Also her mit dem Schneidegerät, weg mit den Pflanzen, die da auf der Fahrbahn wachsen, und kahl gemacht ist der erdige Sprunghügel. An diesem Morgen gibt’s weder Mathe-Formeln noch Goethes Gedichte, weder Turn-Übungen noch Englisch-Vokabeln: 45 Jugendliche der Waldbröler Realschule im Alter von 13 und 14 Jahren sind zum Auftakt der jährlichen Projekttage losgezogen und bringen den Bikepark an der Niederhofer Klus ordentlich auf Vordermann – ihren Bikepark, wohlgemerkt.

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Denn seit Juni 2019 schon werkeln die Schülerinnen und Schüler in einer Arbeitsgemeinschaft um Marc Wilden, den Sozialpädagogen der Schule, am Projekt „Pumptrack“ – erst auf dem Papier, danach auf dem etwa 2210 Quadratmeter großen Gelände. Längst haben sie dafür den einstimmigen Segen der Politik, die Stadt will daraus ganz offiziell einen „Rollsportpark“ machen und rund 730 000 Euro ausgeben. Und das zu 90 Prozent mit Fördermitteln aus dem Investitionspakt des Landes Nordrhein-Westfalen zur Förderung von Sportstätten. Weil diese Kasse inzwischen aber wohl geleert ist, scheint es fraglich, ob diese Unterstützung kommt.

Schon 400 Unterschriften für das Projekt gesammelt

„Wir dürfen dieses Vorhaben nicht mehr abhängig von Fördermitteln sehen“, sagt Hartmut Schröder vom Fachbereich Bauen der Stadtverwaltung und versichert, dass das Rathaus weiterhin hinter der Parkidee steht. „Allerdings müssen die Jugendlichen akzeptieren, dass wir nicht mit dem Finger schnippen können und die Taler fließen.“ Vielmehr sei Geduld gefragt, „wenn die Umsetzung keine zwei Jahre dauert, sondern nun leider drei“. Jüngst hatte schon Bürgermeisterin Larissa Weber angekündigt, dass sie für den Rollsportpark kämpfen werde, da Waldbröls Jugend eben einen solchen Ort dringend brauche.

Sozialarbeiter Marc Wilden pflegt den Bikepark mit den Realschülern.

Sozialarbeiter Marc Wilden pflegt den Bikepark mit den Realschülern.

Von 1936 bis 1976 war dort ein Schwimmbad, bis ins Jahr 2012 dann ein Campingplatz. Heute ist Max (13) aus Bettingen einer der jungen Leute, die erst zum Gartengerät greifen, bevor sie den Helm überstreifen, in die Pedale treten und über die Piste rasen. Denn auch an solchen Werktagen sollen Sport und Spaß nicht zu kurz kommen. „Sonst bin ich zwei- bis dreimal in der Woche hier“, verrät der Junge, der zudem genau weiß, was verbessert werden muss. Max deutet mit ausgestrecktem Arm in die Ferne: „Die Kurve da, die müssen wir neu machen, weil wir da viel mehr Schwung brauchen.“ Wenn David aus Reichshof-Hahn aufs Bike steigen will, lässt er sich von den Eltern nach Winterberg ins Sauerland fahren – viel Strecke für ein bisschen Bewegung. „Deswegen bin ich leider erst zum zweiten Mal hier“, schildert der 13-Jährige. „Die Anlage ist aber echt cool.“

Verkehr entschärfen

Das findet auch Guido Hartmann: Der Inhaber der Gaststätte „Zur Klus“ hilft den Jugendlichen, wo er nur kann, spendiert Getränke, öffnet das Zelt an seinem Haus bei Regen, damit die Biker einen trockenen Unterschlupf haben. „Ist doch toll, wenn die so einen Bikepark in der Nähe ihrer Schule haben und dafür nicht in einen anderen Ort fahren müssen“, findet er. „Das ist Wahnsinn, was die Gruppe hier geleistet hat.“ Er wisse aber auch, dass der Verkehr an seiner Gaststätte deutlich entschärft werden müsse, damit niemand zu Schaden kommt. „Die Autos sind viel zu schnell unterwegs.“ Die von der Politik auf den Weg gebrachten Pläne sehen genau das ebenso vor wie Parkplätze.

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Marc Wilden (44) hat die Enttäuschung seiner Schützlinge noch genau vor Augen, als er ihnen vor kurzem beibrachte, dass der Ausbau der Anlage durch die Stadt auf der Kippe steht. „Wir machen weiter und haben schon fast 400 Unterschriften dafür gesammelt, dass der Rollsportpark trotzdem kommt“, berichtet der Sozialpädagoge. Auch die anderen Waldbröler Schulen wollen die Jugendlichen und er jetzt ins Boot holen. „Hier könnten eine Zukunftswerkstatt und ein Grünes Klassenzimmer entstehen. Wir könnten in und von der Natur lernen“, führt er aus. „Waldbröl wäre doch doof, wenn die Stadt das sausen ließe.“

Mit Stolz blickt sich da auch Christa Sostmann um, im Juli hat sie die Leitung der städtischen Realschule übernommen. „Ich hoffe, dass der Rollsportpark als gemeinsames Projekt aller Waldbröler Schulen doch noch eine Zukunft hat“, betont sie. Und Ibrahim Cakmak, neuer Mathe- und Physiklehrer, pflichtet ihr prompt bei: „Wir wollen ja nichts Utopisches, sondern ein Super-Projekt, wie man es aus vielen großen Städten kennt.“

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