"Graphikstein"Wo Steine in Form gegossen werden

Sieht aus wie Stein, ist aber viel leichter. Klaus Schiffmann mit einer Platte aus Graphikstein, auf das Produkt hat der 60-Jährige Wipperfürther ein Patent. (Fotos: Strombach)
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Hämmern – Als Klaus Schiffmann vor rund acht Jahren den Hämmeraner Friedhof betrat, ärgerte er sich: Hier bröckelten Teile einer Sandstein-Einfassung ab, dort machten Moos und Grünspan die Grabsteine unansehnlich. Schiffmann begann an einer Alternative zum Baustoff Stein zu tüfteln - und ließ sich Wochen später den "Graphikstein" patentieren. Mittlerweile sind die Produkte seiner Hämmeraner Firma KS-Graphik europaweit begehrt. "Im Prinzip kann man aus Graphikstein alles herstellen", erklärt der heute 60-Jährige und zeigt in das Foyer seiner 12 000 Quadratmeter großen Produktionshalle an der alten Papiermühle. Dort reihen sich Einfassungen, Trittplatten und Grabsteine und -leuchten aneinander.
Die Nachbildungen in Bruchstein-Grau, Sandstein-Rot und Weiß sind mit bloßem Auge vom echten Stein kaum zu unterscheiden.
Dachziegel und Friedhofslampen
Aber sie seien leichter, witterungsbeständig und man brauche kein aufwendiges Fundament, um sie zu installieren, verspricht Schiffmann. "Ein 17er-Maulschlüssel reicht aus, um sämtliche Rahmenteile zu verbinden."
Als Konkurrent der Steinmetze sieht er sich nicht. "Wir haben natürlich Kunden, die sich eine Grabgestaltung aus Stein nicht leisten können. Aber auch solche, die nicht einsehen, dafür so viel Geld auszugeben", erklärt Ehefrau Gisela, die gemeinsam mit Sohn Nicolas Röttgen den Familienbetrieb komplettiert.
Probleme gab es dafür anfangs mit den Friedhofssatzungen vieler Kommunen. "In den meisten Gemeinden sind unsere Alternativen zugelassen, nur manche tun sich noch schwer", weiß der gelernte Graveur. Auch die Verantwortlichen der Stadt Gummersbach hätten anfangs Zweifel an der Lebensdauer des Graphiksteins gehabt - bis sie das Exemplar untersuchten, das seit mehreren Jahren vor dem Firmensitz im Freien steht. "Gleich danach gab es die Zulassung für die Friedhöfe der Kreisstadt", strahlt Schiffmann, der über die deutsche Bürokratie oft den Kopf schüttelt. In Düsseldorf gelte die Erlaubnis bislang nur für den muslimischen Teil der Grabstätten. "Wo da der Sinn liegt, muss man sich fragen."
An Ideen mangelt es Schiffmann nicht: Ob Tischuhr oder Gartendeko - immer neue Formen entwirft der Wipperfürther. Aktuell bastelt er an Griffen für Kletterwände und Spielplätze. "Den Graphikstein gibt es auch in lebensmittelechter und schwer entflammbarer Ausführung", berichtet er. Vor kurzem bat ein Mobilfunkbetreiber aus Österreich die Firma aus Hämmern um Hilfe. In einem Kirchturm war ein Sendemast installiert worden, doch die dicken Dachziegel verminderten dessen Leistung empfindlich. Also baute man die Ziegel aus Graphikstein nach und brachte sie auf dem Turm an. Heute funktioniere der Sender einwandfrei, so der 60-Jährige.