40 Jahre Bewegung und Modernisierung: Das Krankenhaus in Gummersbach hat sich zu einem Gesundheitszentrum entwickelt.
40 Jahre KrankenhausGeschäftsführer des Klinikums Oberberg über Herausforderungen des Betriebs

Das Gummersbacher Krankenhaus bei der Eröffnung.
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Das Kreiskrankenhaus Gummersbach feiert am Samstag sein 40-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür. Anlässlich des Jubiläums hat Andreas Arnold mit dem Geschäftsführer der Klinikum Oberberg GmbH, Sascha Klein, über die Situation des Hauses gesprochen.
Herr Klein, was bedeuten 40 Jahre Krankenhaus Gummersbach für Sie persönlich?
Sascha Klein: Ich war nicht von Beginn an dabei, habe aber einen großen Teil der Zeit in unterschiedlichen Funktionen miterlebt. 40 Jahre heißen immer wieder Bewegung, immer Modernisierung, aber am Ende auch 40 Jahre Erfolgsgeschichte und die Entwicklung des Krankenhauses Gummersbach zu einem Gesundheitszentrum mit vielen Tochtergesellschaften und vielen ergänzenden Angeboten zum Krankenhaus.

Sascha Klein, der Geschäftsführer der Klinikum Oberberg GmbH.
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Dabei mussten Sie über die Jahre in Sachen Angebot aber auch Federn lassen.
Diese Verschlankung betrifft ja die gesamte Republik. Und ich würde auch nicht sagen, dass es deutlich war. Neben einer Notversorgung, die überall vorgehalten werden sollte, braucht es nicht in dem jedem Haus das gesamte Angebotsspektrum. Da macht eine Konzentration schon Sinn. Und das in einer Entfernung für die Patienten, die medizinisch vertretbar ist.
Wie ist das Klinikum in Gummersbach und Waldbröl nach der Krankenhausreform im letzten Jahr aufgestellt?
Wir haben fast unser gesamtes Leistungsspektrum behaupten können, wenn man von der Versorgung von Aneurysma einmal absieht. Mit diesem Ergebnis sind wir auch ganz glücklich. Wir haben auch Leistungen bekommen, die wir jetzt noch gar nicht anbieten. So auch die Geriatrie in Waldbröl oder die Elektrophysiologie im Rahmen der kardiologischen Versorgung.
Rechnen Sie in den kommenden Jahren mit weiteren Einschnitten?
Das Land NRW hat einen wegweisenden Krankenhausplan aufgestellt. NRW ist für den Bund die Blaupause. Was hier gemacht wurde, muss in den anderen Bundesländern nachgezogen werden. In diesem Zeitfenster, so denke ich, wird in NRW wenig passieren. Aber das System ist so angelegt, dass das Leistungsspektrum in entsprechend kurzen Abstände erneut zu überprüfen und nachzujustieren. Das kann für kleinere Standorte bedeuten, dass sie in der Form so nicht weiter überleben können.
Wie lange können Häuser wie Gummersbach oder Waldbröl noch funktionieren?
Wir zählen ja eher zu den größeren Häusern. Gummersbach mit seinen rund 500 Betten ist einer der mittelgroßen Häuser. Auch Waldbröl ist Rahmen der Krankenhausreform keine Verhandlungsmasse. Schaut man auf die Landkarte, findet man drumherum auch nicht so viele Versorger. Beide Standorte sind in den letzten beiden Jahren bei der Inanspruchnahme auch noch mal gewachsen.
Seit Jahren soll die Kardiologie von Waldbröl nach Gummersbach umziehen. Wann werden diese Pläne umgesetzt?
Der Umzug steht unter der aufschiebenden Bedingung, dass wir den Standort Gummersbach baulich erweitern.

Das Krankenhaus in Gummersbach.
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Das heißt was?
Da gibt es Anträge beim Land, das die baulichen Maßnahmen ermöglichen soll. Es wäre schön gewesen, zum 40-Jährigen sagen zu können, der Bescheid ist da. Im Landesetat sind noch zwei Milliarden Euro eingestellt, über die noch nicht entschieden wurde. Gleichzeitig machen wir immer mal wieder deutlich, welche guten Ideen hinter der Maßnahme stehen. Leider gibt es noch mehr Anträge und noch mehr Leid, wo das Geld dringender hin muss. Ich rechne mittelfristig mit dem Zuschlag.
Gibt es denn schon eine Planung und eine Ermittlung von Kosten?
Ja. Wir haben eine Entwurfsplanung, um den Antrag stellen zu können. Wir gehen davon aus, dass die Maßnahme bis zu 80 Millionen Euro kostet. Das ist sehr umfassend und man muss auch mal sehen, ob und welche Varianten es noch gibt.
Wenn Sie sich räumlich erweitern, kommen mehr Patienten, mehr Besucher und mehr Personal nach Gummersbach. Schon jetzt reichen die Parkplätze nicht aus. Was ist Ihr Plan?
Wir werden bauen müssen, anders wird es nicht gehen. Wir haben immer mehr Mitarbeiter. Auch in der Zahl der Köpfe, weil immer mehr Teilzeit arbeiten. Das ist nicht in den Griff zu bekommen und der ÖPNV hilft uns da auch nicht weiter. Wir werden in diesem Herbst mit den Aufsichtsgremien darüber reden und den Vorschlag machen, auf einen der Parkplätze eine Parkpalette aufzusetzen, um so die Stellplätze zu erweitern.
Im Zentrum für Altersmedizin haben Sie mit dem ärztlichen Leiter Thorsten Schultheiß einen Spezialisten mit hoher Expertise im Haus. Bräuchte es nicht eine eigene geriatrischen Abteilung?
Wir haben jetzt schon eine ganz gute Ausstattung mit geriatrischen Betten. Unser nächstes Ziel ist es, auch in Waldbröl über Thorsten Schultheis geriatrische Betten vorzuhalten. Allerdings muss man auch sehen, dass uns der Platz fehlt. Wir sind zum Glück sehr gut belegt. So gesehen, sprechen wir hier von einem Luxusproblem. In anderen Häusern stehen die Betten leer. Oder das Personal fehlt.
Diese Woche wurde über die schlechte wirtschaftliche Lage der Deutschen Krankenhäuser berichtet. Wie geht es dem Klinikum Oberberg?
Ein wenig wie die Einäugigen unter den Blinden (lacht). Auch wir merken, dass es wirtschaftlich immer schwieriger wird, aber im Vergleich zu der gesamtwirtschaftlichen Lage im Gesundheitswesen geht es uns immer noch besser. Das liegt vielleicht an der Größe der Einrichtung aber auch am Leistungsspektrum, denn im Vergleich zu anderen Häusern haben wir seit dem Jahr 2019 Leistungen hinzugewonnen.
Spüren Sie auch die sogenannte Ambulantisierung?
Absolut, wir erleben eine regelrechte Welle. In der Praxis heißt das, dass immer mehr Leistungen ambulant erledigt werden sollen, weil das den Krankenkassen Geld spart. Denn ambulante Behandlungen sind nun einmal günstiger. Dem Krankenhaus wir so Geld entzogen, das es benötigt, um seinen Pflichtteil zu erledigen. Wenn die Decke vorher schon zu kurz war, führt die Ambulantisierung dazu, dass es noch dramatischer wird. Wobei wir hier zum Glück gegen den Trend unterwegs sind und hinzugewonnen haben.
Jedes zweite Haus soll defizitär sein. Schreiben Sie noch immer schwarze Zahlen?
Bis zum Jahr 2023 war das so, da kamen wir auf eine schwarze Null. Und die Abschlüsse für 2024 haben wir nicht. Im laufenden Jahr merkt man aber, dass die Kosten nicht refinanzierbar sind.
Gibt es noch eine Disziplin, die Sie gerne anbieten würden, um noch mehr für die Zukunft gewappnet zu sein?
Wir sind mit unserem Spektrum wirklich gut aufgestellt. Wir sind hier Unfallschwerpunktkrankenhaus in Gummersbach. Wir haben eine breit aufgestellte Traumaversorgung und die Schlaganfallversorgung und künftig auch die kardiologische Versorgung. Wir haben die Nephrologie und die Gastroentereologie. Es gibt keine Leistungsgruppe, bei der ich sagen würde, die müssen wir noch haben. Wichtiger ist, dass das, was wir machen, noch besser wird. In vielen Bereichen entsprechen wir bereits Universitätsstandard. Und wir wollen das, was wir haben, erhalten. So auch wie letztes Jahr das perinatale in der Kinder- und Jugendmedizin, das wir zum Glück hier behalten haben. Das wäre sonst der Wegfall eines wesentlichen Steinchens gewesen.
Freuen Sie sich schon auf den Tag der offenen Tür am Samstag?
Auf jeden Fall, das ist für uns die Möglichkeit, zu zeigen, was wir alles machen. Das wissen teilweise Kollegen aus anderen Standorten nicht. Und man kann auch mal zeigen, was hinter den Kulissen läuft. Wir investieren ja unglaublich viel, zum Beispiel in den OP-Bereich oder in die Diagnostik. Kommt man ins Foyer, so schaut das fast so aus wie vor 40 Jahren, doch wir investieren in den Kernbereich.