Abstandsregeln in GummersbachAuf Sonntagsstreife mit dem Ordnungsamt

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Mit Abstand nutzt Guido Richardt die Gelegenheit, um Oliver Orth und Frank Helmenstein vom Gummersbacher Ordnungsamt nach der Maskenpflicht zu fragen.

Mit Abstand nutzt Guido Richardt die Gelegenheit, um Oliver Orth und Frank Helmenstein vom Gummersbacher Ordnungsamt nach der Maskenpflicht zu fragen.

Gummersbach – Oliver Orth hebt den Arm, streckt den Daumen und den Zeigefinger. Und das bedeutet: Drei sind einer zu viel. Denn vor dem Außendienstmitarbeiter des Ordnungsamtes sitzen drei Männer auf einer Bank beisammen und trinken Kaffee in der Sonne. Am Gummersbacher Lindenplatz ist die Filiale einer Backshopkette geöffnet. „Einer von Euch muss jetzt spazieren gehen“, ruft der 51-Jährige – und jener Fingerzeig kommt an. Kaum kommt der Mann in der blauen Uniform um die Ecke, wandern plötzlich Masken ins Gesicht – was in der Gummersbacher City nicht mehr nötig ist, denn vor gut einer Woche ist die Maskenpflicht in der Innenstadt wieder abgeschafft worden.

Diesmal geht es mit dem Chef auf Tour

An diesem Sonntag achtet Oliver Orth darauf, ob die Menschen Abstand halten und eben allerhöchstens zehn Personen aus höchsten zwei Hausständen zusammenstehen oder eben beisammensitzen. Auf dem Beifahrersitz des blau-gelben Streifenwagens hat zu Beginn der Tagesschicht um 11 Uhr Orths Chef Platz genommen: Frank Helmenstein, Bürgermeister der Stadt Gummersbach und für das Ordnungswesen zuständige Dezernent, streift sich ebenso die blaue Jacke über: „Zur Entlastung der Kollegen übernehmen die Dezernenten der Stadt ebenfalls Touren im Streifendienst“, erklärt Helmenstein. „Viele Kollegen schieben seit Beginn der Corona-Pandemie hunderte von Überstunden vor sich her.“

Verstöße gegen Maskenpflicht auf Platz 1

325 Verfahren nach Ordnungswidrigkeiten hat die Stadt seit Beginn der Corona-Auflagen nach Auskunft von Frank Helmenstein eingeleitet. „Verstöße gegen die Maskenpflicht sind die klare Nummer eins.“ Die könnte die Verwaltung in der Innenstadt übrigens verlängern: „Aber das wollen wir nicht, es gibt schon so viele Auflagen“, betont Helmenstein. Er verstehe den Ordnungsdienst gerade als Beratung. So nutzt etwa der Gummersbacher Guido Richardt die Begegnung mit der Streife, um zu fragen, ob er auf der Kaiserstraße Maske tragen muss. Muss er nicht, erleichtert nimmt er sie ab. (höh)

Bevor die Streife die beiden in die Stadtmitte und dort zum Lindenplatz führt, geht’s in die Kirche: Orth und Helmenstein steuern Gottesdienste auf dem Bernberg, in Dümmlinghausen, Rebbelroth und Niederseßmar an, sehen nach dem Rechten. Helmenstein: „Dort war alles okay, der Abstand wurde gewahrt, es gab getrennte Ein- und Ausgänge und sogar einen Ordnungsdienst.“

Am Lindenplatz trifft das Duo dann auf die Kaffeetrinker, Orth belässt es bei freundlichen Ermahnungen, obwohl er dort 250 Euro wegen des Verstoßes gegen das Kontaktverbot kassieren könnte. „Ich lasse einmal mit mir reden, auch ein zweites, aber kein drittes Mal“, beschreibt er seine Grenzen. Zu Fuß geht es dann über die Kampstraße zum Steinmüllergelände und auf den neuen Spielplatz am Stadtgarten. Orth: „Kinder dürfen hier die Maske abstreifen, die Großen müssen sie tragen.“ Und prompt gibt’s Arbeit für die Ordnungskraft: Keiner der Erwachsenen hat den Schutz angelegt. „Die Grenze ist die Rasenkante“, erklärt Rathau

Oliver Orth und Frank Helmenstein vom Gummersbacher Ordnungsamt kontrollieren auf dem Steinmüllergelände.

Oliver Orth und Frank Helmenstein vom Gummersbacher Ordnungsamt kontrollieren auf dem Steinmüllergelände.

schef Helmenstein und deutet nach unten. Orth ermahnt erneut, man gehorcht. „Das wusste ich nicht“, gesteht Roman Falkenberg, nun mit Maske. Er ist mit seinen beiden Kindern unterwegs und findet die Vorschrift im Allgemeinen gut, auf dem Spielplatz doch eher übertrieben. „Aber uns ist hier ohnehin zu voll, wir gehen jetzt lieber in den Wald.“

Danach kontrolliert das Duo am Busbahnhof.

Danach kontrolliert das Duo am Busbahnhof.

Deutlich ruhiger geht es dagegen am Gummersbacher Busbahnhof vor, der ist nahezu wie leer gefegt. Vor wenigen Tagen hat die Ovag ihren Betrieb nach 23 Uhr eingestellt. „Und das merken wir sehr deutlich“, schildert Oliver Orth. Er kennt die „Hotspots“ seiner Heimatstadt: „Wir wissen zum Beispiel, wo’s schon mal etwas süßlicher riecht – und dort sehen wir immer genauer hin.“

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