Alle Linien im BlickZu Besuch un der Leitstelle

Daniel Bloos gehört zum Team der Leitstelle von Betriebsleiter Sami Dinc.
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Gummersbach – Irgendetwas ist los in Vilkerath. Die 310 kommt nicht richtig voran, zehn Minuten und 19 Sekunden Verspätung hat der Bus auf seinem Weg kurz vor dem Ziel in Overath schon eingefahren. Lange wird sich Daniel Bloos das nicht mehr ansehen. Dann wird er den Fahrer kontaktieren, um zu hören, was los ist. Augenblicke später geht die Verspätung wieder zurück, der Bus holt auf. Was immer es war, das ihn gebremst hat, es scheint sich erledigt zu haben.
Auch die Verspätungen der beiden anderen Fahrzeuge, die gerade rot auf dem großen Bildschirm angezeigt werden, hält sich in Grenzen. Alle übrigen Fahrten liegen halbwegs im Zeitplan. Das ist nicht selbstverständlich, denn „im Augenblick haben wir fast auf jeder Strecke irgendwo eine Baustelle“.
Verspätungen und Verfrühungen sind zu verhindern
Bloos ist einer von drei Mitarbeitern in der Leitstelle der Oberbergischen Verkehrsgesellschaft (Ovag). Auf dem großen Display an der Wand und den beiden Bildschirmen vor sich hat er sämtliche Busse im Blick. Er kann die Landkarte aufrufen, um den genauen Standort des jeweiligen Fahrzeugs zu sehen und die Fahrt zu verfolgen. Jederzeit kann er Kontakt zu ihnen aufnehmen, um sich nach dem Grund von Verspätungen zu erkundigen oder, um „Verfrühungen“ abzustellen. Verfrühungen heißt es im Ovag-Deutsch, wenn ein Fahrer immer weiter dem Fahrplan voraus ist.
Das kann passieren, wenn etwa an mehreren Haltestellen in Folge niemand wartet und der Bus ohne anzuhalten vorbeifährt. Achtet der Fahrer nicht darauf, können rasch ein paar Minuten Verfrühung zusammenkommen. „Und der Fahrgast ist sauer, wenn er pünktlich an der Haltestelle ist, dem Bus aber trotzdem nur hinterhergucken kann“, sagt Ovag-Geschäftsführerin Corinna Güllner. Womöglich noch saurer, als wenn der Bus zu spät kommt. Von der Leitstelle aus können Bloos und seine Kollegen den Fahrer darauf hinweisen.
Die Fahrer erfahren ihre Linie bei Dienstantritt
Ebenfalls von der Leitstelle aus können den Fahrern Umleitungsstrecken übermittelt werden, etwa, wenn der Bus wegen eines Unfalls vor ihm auf der Strecke im Stau steckt. Geht ein Bus unterwegs kaputt, sorgt der Disponent schnellstmöglich für Ersatz. Dasselbe gilt für kurzfristig erkrankte Fahrer: „Da kriegt man schonmal morgens um halb vier einen Anruf“, sagt Armin Wagener. Eigentlich ist er derzeit mit dem Projekt der neuen Haltestellenbeschilderung befasst, sitzt als leidenschaftlicher Buslenker aber immer wieder auch gerne hinterm Steuer.
Die Leitstelle macht einen technisch guten Eindruck, sie soll aber noch moderner werden. Digital ist sie jetzt schon, aber „wir sind auf dem Weg zur aktiven Leitstelle“, sagt Ovag-Betriebsleiter Sami Dinc. Dazu wird nicht nur die Kontrolle der Busse auf der Straße gehören, sondern auch die Einsatzplanung für die insgesamt 185 Busse und die 210 Fahrer bei der Ovag und ihren Tochterfirmen sowie den in ihrem Auftrag fahrenden Unternehmen.
Die kriegen sie bislang bei Fahrtantritt in der Leitstelle. Die ersten Busse verlassen morgens um 3.36 Uhr den Betriebshof an der Zentrale in Gummersbach-Niederseßmar. Zwischen 5 und 6.30 Uhr rücken sie fast im Fünf-Minuten-Takt aus. Welcher Fahrer welche Linie fährt, erfährt er jeweils bei Dienstantritt. Auch den Bus für seine Schicht bekommt er dann zugeteilt.
Digitalisierung auch im Busverkehr
Das alles soll künftig digital erfolgen. Dann bekommen Fahrerinnen und Fahrer Aufgabe und Fahrzeug für die nächste Schicht vorab aufs Handy.
Um eine bessere Auslastung zu erzielen, ist mehrfaches Wechseln auf eine andere Verbindung während einer Schicht üblich. Ein Bus, der morgens um 8.15 Uhr den Betriebshof verlässt, kurz danach ab Bahnhof Gummersbach als 301 bis Pernze und wieder zurück fährt, setzt seine Tour nach der Rückkehr in die Kreisstadt dreimal als 361 fort, wird dann zur 318, zur 380, wieder 318 und bis zum Schichtende wieder zur 361. Sechs Pausen zwischen 15 und 40 Minuten sind für dieses Programm vorgesehen.
Verspätungen werden ebenfalls von der Leitstelle aus den Fahrgästen an jenen Haltestellen angezeigt, die über elektronische Anzeigetafeln verfügen.