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Lebendiges OberbergDie Hundsrose gehört zu einer symbolträchtigen Gattung in Oberberg

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Wie alle Wildrosen hat die Hundsrose im Gegensatz zu gefüllten Züchtungen ein „offenes Auge“.

Wie alle Wildrosen hat die Hundsrose im Gegensatz zu gefüllten Züchtungen ein „offenes Auge“.

Mit Unterstützung der Biologischen Station stellen wir Arten vor, die uns im Oberbergischen aufgefallen sind.

Die Rosen sind wahrscheinlich die bekannteste Pflanzengattung überhaupt. Zu den bis zu 250 verschiedenen natürlich vorkommenden Wildarten gesellen sich abertausende Sorten von Kulturrosen, deren Züchtung nach Konfuzius bereits im Jahre 500 vor unserer Zeitrechnung in den königlichen Gärten Pekings begann. Bis heute bewahrt sich die Rose den Spitzenstatus innerhalb der Schmuckstauden und Ziersträucher.

Was die Rose mit konspirativen Gesprächen zu tun hat

Die Rose wird in vielen Kulturen wie keine andere Pflanzengattung zu einem mannigfaltigen Symbolträger stilisiert, etwa für Verschwiegenheit. Die Redewendung „unter der Rose gesprochen“ (lateinisch: sub rosa dictum) war bis ins 19. Jahrhundert gebräuchlich für konspirative Gespräche. Oft wird versucht, die Symbolik der Rose über ihre Farbe zu definieren. Gelbe Rosen standen demnach früher für Eifersucht und Untreue, heute hingegen eher Stärke, Freundschaft und Wertschätzung. Orangefarbene Rosen sollen Licht, Freude und Glück versinnbildlichen.

Manchmal steht die Rose auch für den Tod. In einem Song der Mittelalter-Rockband Subway to Sally ist diesbezüglich zu vernehmen: „Der Liebsten die roten, die weißen den Toten“. Tatsächlich kennen wir den Brauch, am Grab eines Verstorbenen weiße Rosen oder deren Blütenblätter auf den Sarg zu streuen. Allerdings tragen auch Bräute traditionell weiße oder cremefarbene Rosensträuße als Zeichen ihrer Unschuld, Reinheit und Treue.

Wo Liebe ist, da ist auch der Schmerz nicht weit

Unter dem Strich würden wir die Rose als Symbol der Liebe hervorheben. Aber wo Liebe ist, ist auch der Schmerz nicht weit. Goethes scheinbar harmloses Gedicht vom „Heidenröslein“ behandelt nach allgemein anerkannter Interpretation wohl eine Vergewaltigung. Das Röslein muss hier als immerhin wehrhaftes Opfer des „wilden Knaben“ herhalten, der beim Anblick ihrer Schönheit von ihr Besitz ergreifen muss. Die Romanfigur des kleinen Prinzen des französischen Autors Antoine de Saint-Exupéry behandelt die von ihm angebetete Rose indes mit ritterlicher Tugend.

Die Rose ist also extrem aufgeladen mit dem, was uns Menschen bewegt. Laut eines Deutungsversuchs des Romans „Der Name der Rose“ wird die Blume zum Symbol der physischen Vergänglichkeit, die nur in Worten oder als Zeichen überlebt. „Die Rose ist eine Symbolfigur von so vielfältiger Bedeutung, dass sie fast keine mehr hat“, urteilt Autor Umberto Eco, zugleich ein bedeutender Zeichentheoretiker.

Die Hundsrose erobert sich schnell offene Flächen

Die im Bergischen Land häufigste wilde Rosenart ist die Hundsrose (Rosa canina). Sie ist eine echte Europäerin und fehlt nur ganz im Norden. Sie ist nicht anspruchsvoll an den Boden und wächst auch an kalkarmen Standorten, bevorzugt an Waldrändern. Sie gilt als Pioniergehölz, das sich offene Flächen schnell erobert. Wie alle Wildrosen hat sie im Gegensatz zu gefüllten Rosenzüchtungen ein „offenes Auge“. Das heißt, die männlichen und weiblichen Blütenorgane sind sichtbar, so dass Insekten an den Pollen und an den Nektar gelangen können.

Mit ihren zartrosa Blüten und den knallroten Hagebutten entfaltet sie von Sommer bis Herbst eine zierende Wirkung. Übrigens haben Rosen keine Dornen, sondern Stacheln. Bei Dornen geht der Holzkörper bzw. der Spross der Pflanze in einen spitz zulaufenden Fortsatz über. Bei Stacheln handelt es sich um umgewandelte Blätter. Darum kann man sie auch leichter abbrechen als Dornen. Dank ihrer Stacheln kann die Rose jedenfalls einen sicheren Platz für ein Vogelnest bieten. In Wechselbeziehung zu ihrer Umwelt punktet sie auch als Kinderstube für die Gemeine Rosengallwespe oder als Futter für den Goldglänzenden Rosenkäfer.

Hunde scheinen hingegen kein sonderliches Interesse an dem Strauch zu haben. Aber woher rührt dann der Name der Hundsrose? Vielleicht bekam sie Ihre Artbezeichnung daher, da sie gegen die von Hunden übertragbare Tollwut helfen sollte. Oder weil sie so häufig anzutreffen ist wie Hunde? Es ist unklar, was unsere häufigste Rosenart mit den treuen Begleitern der Menschen verbindet. Am Ende bleibt der Name der Rose also genauso uneindeutig wie ihre unerschöpfliche Symbolik.