GummersbachHorst Schultz sammelt alte Radios ab den 1920er Jahren

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Die Radiosammlung von Horst Schultz stapelt sich zurzeit noch im Keller. Darunter ist auch ein Tefifon mit Schallband.

Die Radiosammlung von Horst Schultz stapelt sich zurzeit noch im Keller. Darunter ist auch ein Tefifon mit Schallband.

Gummersbach – Wenn Horst Schultz über den Flohmarkt schlendert, kann er nicht anders, als Ausschau nach alten Radiogeräten zu halten. „Ich habe schon immer alles mögliche gesammelt – außer Frauen“, meint er und lacht. Für Radios hat er eine ganz besondere Schwäche. Etwa 200 unterschiedliche Geräte hat er bisher erworben. Das älteste ist sein größter Stolz: ein Loewe Opta mit einer 3NF-Röhre aus den 1920er Jahren.

Im rumänischen Bukarest geboren, kam der heute 79-jährige Rentner 1972 nach Deutschland. In den 80er Jahren kaufte er mit seiner Frau ein Haus in Gummersbach. Auf dem Dachboden fand er ein altes Radiogerät und war sofort fasziniert. „Das war ein Radio der Firma Braun aus den späten 30er Jahren“, erzählt er. Das Radio steht heute immer noch auf dem Dachboden, den Platz teilt es sich mittlerweile mit vielen weiteren.

Die Radiogeräte sammelt Schultz aber nicht einfach nur, der gelernte Diplomelektroniker schraubt sie auch auseinander und schaut hinter die Fassade. „Schon als Kind habe ich mein Spielzeug immer auseinander genommen, weil ich wissen wollte, wie es funktioniert“, verrät er. Besonders faszinierend findet er die alte Mechanik. Das gebe es heute bei den digitalen Radios kaum noch. „Wenn ich vom Flohmarkt komme, schraube ich meistens direkt die Rückwand der Radios auf und schaue, wie es dahinter aussieht.“ Meistens findet er Staub, manchmal auch Spinnen. „Am Zustand, in dem sich die Radios befinden, kann ich erkennen, wo die Geräte gestanden haben. Das kann man übrigens auch riechen, wenn sie zum Beispiel aus einem Haushalt kommen, in dem geraucht wurde“, erklärt Schultz. Auf einigen Radios fand er auch alte Aufkleber von Kindern, andere waren angestrichen oder anderweitig verschönert worden.

Am Schreibtisch wird geschraubt

Sein Arbeitszimmer gleicht einer kleinen Werkstatt. Am Schreibtisch baut er die Radios auseinander, mit einem Messgerät überprüft der Bastler die alten Röhren auf ihre Funktionstüchtigkeit. Anschließend repariert er die Geräte so gut es geht. Die Ersatzteile findet er auf speziellen Sammlerbörsen für Radioliebhaber. Hat er ein Radio repariert, verpasst Schultz dem Gerät einen Aufkleber mit dem Wort „OK“.

„Mittlerweile wurden Mittel- und Langwelle ja leider abgeschaltet. Das ist schade, denn so kann man nicht mehr alle Radios richtig in Betrieb nehmen“, sagt der Rentner, der sich noch weiß, dass sein Großvater zu Kriegszeiten mit dem Ohr dicht am Radio klebte und den Nachrichten lauschte. Zu dieser Zeit seien die Radios eine wichtige Informationsquelle gewesen – da durfte er als Kind keinen Mucks von sich geben.

Um die Sammlung von Horst Schultz begutachten zu können, muss man in die Tiefen des Kellers hinabsteigen, wo sich die Radios in nahezu allen Regalen stapeln. „Das ist eigentlich viel zu schade, dass sie hier unten vergammeln“, meint der Radioliebhaber. Deshalb ist er auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten, in denen er seine Sammlung ausstellen kann. „Ich würde dann Infos zu den einzelnen Geräten dazulegen und Musik spielen, vielleicht auch mal ein Radio aufschrauben und ein bisschen was für Interessierte vorführen“, hat er sich überlegt.

Mit dem Sammeln macht Schultz aber nicht Schluss. Auch in Zukunft hält er auf Flohmärkten die Augen auf nach Radios für seine Sammlung.

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