„Klimaschutz ist eine Spaßbremse“Mitarbeiter der EU-Kommission am Lindengymnasium

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Carsten Bermig (48), gebürtiger Gummersbacher und Mitarbeiter der Europäischen Kommission, stand Schülerinnen und Schülern des Lindengymnasiums in Gummersbach Rede und Antwort. Es moderieren Irmak Sen (l.) und Verena Bodendorfer.

Carsten Bermig (48), gebürtiger Gummersbacher und Mitarbeiter der Europäischen Kommission, stand Schülerinnen und Schülern des Lindengymnasiums in Gummersbach Rede und Antwort. Es moderieren Irmak Sen (l.) und Verena Bodendorfer.

Gummersbach – Die präzisen Fragen, die die Schülerinnen und Schüler des Städtischen Lindengymnasiums Gummersbach gestern ihrem Gast aus Brüssel stellten, ließen auf eine akribische Vorbereitung schließen. Ihr Gast war Carsten Bermig (48), Mitarbeiter der Europäischen Kommission in Brüssel, aber eben auch gebürtiger Gummersbacher, der am Gymnasium Grotenbach – einer der Vorgängerschulen des Lindengymnasiums – sein Abitur gemacht hat.

Kurz vor der Europawahl packten die Pennäler die Gelegenheit beim Schopfe, um etwa aus erster Hand zu erfahren, wie in Brüssel Entscheidungen getroffen werden. EU-Gesetzgebung, der Binnenmarkt, die Zukunft der EU – querbeet wollten es die Schüler der sozialwissenschaftlichen Kurse ganz genau wissen. Natürlich auch zum Thema Klimaschutz. Unter Verweis auf Greta Thunberg lautete eine Frage: „Teilen Sie die Meinung, dass wir keine Zeit mehr haben und jetzt handeln müssen?“

„Klimaschutz ist eine Spaßbremse“ 

Bermig, früher persönlicher Mitarbeiter der EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard, sagte unmissverständlich, er teile diese Einschätzung, es sei aber in Europa auch schon allerhand passiert. „Viel zu tun bleibt aber noch in der Landwirtschaft – da geht es hauptsächlich um die Tierhaltung und das betrifft unseren Fleischkonsum – und um den Verkehrssektor. Das heißt: Wir kommen jetzt in die Bereiche, in denen jeder einzelne sein Verhalten ändern muss .“ Bermigs Fazit: „Klimaschutz ist eine Spaßbremse.“ Demonstrieren und weiter Spaß haben gehe nicht so einfach.

Besonders engagiert bohrten die Gymnasiasten nach den Hintergründen der EU-Urheberrechtsreform und Artikel 13 – Stichwort: Upload-Filter, die bei vielen Schülern auf wenig Gegenliebe stoßen. Bermig entgegnete, dass es keine Verpflichtung für Upload-Filter gebe. Es gebe alternative Möglichkeiten, geltendes Recht umzusetzen.

Zur Person

Carsten Bermig (48) ist gebürtiger Gummersbacher. In der Kreisstadt ist er auch aufgewachsen und machte dort am Gymnasium Grotenbach sein Abitur. Im Anschluss studierte er Volkswirtschaftslehre in Bonn und Köln. Im Rahmen des Studiums absolvierte Bermig zwei Auslandssemester in Rotterdam und in Budapest.

In dieser Zeit reifte nicht zuletzt durch die internationalen Kontakte der Plan, „etwas mit Europa zu machen“. Dieses Ziel vor Augen, sattelte er noch ein einjähriges Aufbaustudium „Europastudien“ am Europa-Kolleg in Warschau drauf.

Dort erwarb er vertiefte Kenntnisse in Europa-Recht, -Politik und -Wirtschaft. Seit fünf Jahren arbeitet er als persönlicher Mitarbeiter der EU-Kommissarin für den Binnenmarkt, Industrie und Unternehmertum, Elżbieta Bieńkowska. Zuvor war Bermig ein Jahr lang persönlicher Mitarbeiter der EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard. (sül)

Dass Menschen diese Aufgabe übernehmen und hochgeladenes Material auf Urheberrechts-Verletzungen hin sichten könnten, hielten die Schüler allerdings für völlig unrealistisch und folgten der Argumentation der Internetkonzerne. Bermig warnte, dass Youtube, Facebook und Co. in erster Linie Eigeninteressen vertreten und es sich gerne einfach machten. „Man muss sehen, ob andere Firmen andere Möglichkeiten finden.“

Carsten Bermig besuchte seine alte Schule im Rahmen eines Programms, das EU-Mitarbeiter zu ihren Wurzeln schickt und vermitteln soll: „In Brüssel arbeiten nicht anonyme Bürokraten, sondern Leute, die auf deiner Schule waren.“

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