Gummersbacher KreiskrankenhausTäglich 1000 Menüs aus nur einer Küche
Gummersbach – Bei Jörg Wendscheck darf’s gern etwas mehr sein. Und zwar immer. Denn eine Prise Salz, ein Löffel Zucker oder auch eine Messerspitze Meerrettich reichen lange nicht, wenn der 49-Jährige an den Herd schreitet: Mehr als 1000 Essen verlassen allein zur Mittagszeit seine Küche. Und die ist im untersten Geschoss des Kreiskrankenhauses in Gummersbach. Um 5.30 Uhr gehen dort die Lichter an, mit der Zusammenstellung des Frühstücks für die Patienten im Haus beginnt der Tag.
Wenig später ist Hochbetrieb: Das Frühstücksgeschirr rauscht durch die Spülküche, sauberes Besteck klappert in die Behälter, blitzeblank geputzt sind die Kochwerkzeuge. Denn längst geht’s aufs Mittagessen zu: Ein Fließband führt zu mehreren Stationen, Beilagen und Komponenten dieser Mahlzeit landen dort auf Tellern. Und zuletzt werden Galoschen über die fertig angerichteten Teller gestülpt, so bleibt alles heiß. Unterwegs misst Küchenchef Wendscheck die Temperatur, das ist vorgeschrieben. Zwischen 11 und 15 Uhr steht das Essen bereit.
„Auch das Kreishaus, die Klinik in Marienheide sowie die Gastronomie auf Metabolon in Lindlar beliefern wir“, zählt Wendscheck auf. Die örtlichen Kioske und Cafés erhalten ebenfalls frische Ware aus der Kreisstadt. Nur der Krankenhausstandort in Waldbröl kocht für sich selbst. Küchenchef Wendscheck hat nicht nur Koch gelernt, sondern auch eine Ausbildung zum Fachwirt im Gastgewerbe absolviert, um auch kaufmännische und organisatorische Anforderungen an die Küche mit etwa 70 Beschäftigten insgesamt zu meistern. Die Leitung obliegt Wendscheck und dem Küchenmeister Norbert Nieborowski (57).
Stets finden sich drei Menüs auf der Speisekarte des Kreiskrankenhauses, eins davon ist vegetarisch. Immer dienstags und donnerstags serviert die Küchenbrigade Patienten und Besuchern zudem ein Sonderessen. Neulich war’s ein Lammfilet mit Kartoffelgratin und Blattspinat, heute gibt Koch Hans Döpper etwa ein Stück Seelachs im Bierteigmantel, Meerrettichremoulade und einen Kartoffelsalat mit Gurke und Radieschen auf einen Musterteller, hinzugesellt sich auf Salat eine fein geschnittene Erdbeere als Dekoration. Und wenn Kollegen runde Geburtstage feiern, Ausstände geben oder Abschied vom Berufsleben nehmen, liefern Wendschecks Leute ebenfalls das Essen dazu.
„Wir kochen immer saisonal“, betont Jörg Wendscheck. Spargelvariationen stünden dann ebenso auf der Sonderkarte wie Pfifferlinge. Das Fleisch kommt immer aus Wipperfürth, alle Backwaren und Kuchen stammen aus Dieringhausen, aus Mettmann geliefert werden die Milchprodukte. Seit 1988 arbeitet Wendscheck im Krankenhaus, seinen Arbeitsplatz hergeben würde er niemals – nicht nur, weil er seine Frau am Herd kennengelernt hat: „Die Vielfalt ist groß, immer gibt es neue Projekte und Aufgaben, die Angebote ändern sich.“
Schreiben er und die sechs Köche den Speiseplan für eine Woche, bringt jeder Ideen ein. „Das Schwierigste ist es, für Abwechslung zu sorgen. Keine Komponente darf doppelt vorkommen“, erklärt Jörg Wendscheck. Eines aber kommt niemals aufs Tablett: Pommes frites. „Denn unter der Galosche werden die pappig und fies.“ Röstis und Kroketten aber sind immer in der Auswahl. Und mindestens ein Menü soll mediterran ausfallen, zum Beispiel auf der Extra-Speisekarte für die Privatpatienten.