Früher berichteten Schüler des Kaufmännischen Berufskollegs über Freizeitaktivitäten, inzwischen tauchen sie oft in die Social-Media-Welt ab.
Studie„Wie ticken die Jugendlichen in Oberberg?“

Diplom-Psychologin Frauke Niehues (2.v.l.) war auf Einladung von Rainer Gottschlich (3.v.l.) und Markus Heisterkamp (2.v.r.) nach Gummersbach gekommen und konnte ihr Modell vor 250 Interessierten vorstellen.
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Als Rainer Gottschlich und sein Stellvertreter Markus Heisterkamp im Februar 2022 die Leitung des Kaufmännischen Berufskollegs Oberberg (KBKO) übernommen hatten, herrschte in allen Bereichen des Schulalltags eine hohe Unzufriedenheit, bei Lehrern, Schülern und auch den Eltern.
Gottschlich sagt: „Unsere Lehrer stecken viel Energie in die Unterrichtsvorbereitung, doch die Schüler nehmen das nicht an. Überhaupt haben wir bei Gesprächen untereinander festgestellt, dass wir eigentlich gar nicht mehr so richtig wissen, was unsere Schüler eigentlich außerhalb des Unterrichts machen.“
Studie ergab, dass Jugendliche eine verzerrte Selbstwahrnehmung haben
Früher habe ein reger Austausch geherrscht, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen hätten öfter von ihren Freizeitaktivitäten berichtet. „Heute tauchen sie ab in die Social-Media-Welt und wir kommen gar nicht mehr wirklich an unsere Schüler ran“, so Gottschlich. Eine Studie mit dem Titel „Wie ticken die Jugendlichen in Oberberg“, unterstützt vom Jugendforscher Simon Schnetzer, ergab zudem, dass viele der Schüler eine verzerrte, zumeist negative Selbstwahrnehmung an den Tag legen.
Mit Hilfe der Ergebnisse wurden am KBKO Maßnahmen erarbeitet und man entschied, Partner zur Umsetzung der Maßnahmen ins Boot zu nehmen. Eine dieser Partner ist Diplom-Psychologin Frauke Niehues, die nun vom KBKO eingeladen worden war, um in Gummersbach in der Halle 32 zum Thema „Selbstwert und Selbstwirksamkeit“ vor interessierten Pädagogen aus Kitas, Grund- und weiterführenden Schulen sowie Eltern und Großeltern einen Vortrag zu halten. Sehr zur Freude der Veranstalter hatten sich über 250 Zuhörer angemeldet.
Expertin sprach auch über Überforderung und Perfektionismus
Niehues erläuterte ihr Selbstwert-Modell, in dessen Zentrum sich das Grundgefühl befindet und sich nach und nach etwa um Selbstakzeptanz oder Selbstwirksamkeit erweitert und von außen vom sogenannten System positiv oder negativ beeinflusst werden kann. Zudem sprach sie über Perfektionismus und Überforderung, unter anderem aufgrund zu hoher Unterschiede zwischen Kompetenz- und Aufgabenniveau, sowie Unterforderung – und welche Auswirkungen diese auf die Entwicklung sowie den Selbstwert und die Selbstwirksamkeit eines Menschen haben können.
Dem Vortrag schloss sich ein pädagogischer Tag an, in dessen Rahmen die vorgestellten Inhalte von Niehues praktisch vertieft werden sollten. „Was hier an dieser Schule passiert, ist außergewöhnlich“, lobte Sabine Rörig vom Landesprogramm Bildung und Gesundheit NRW die Vorgehensweise des Kaufmännischen Berufskollegs Oberberg. Sie überreichte Gottschlich und Heisterkamp ein Schild, um das Engagement der Schule zu würdigen. Aufschrift: „Mitglied im Landesprogramm NRW Bildung und Gesundheit“.