Kein Platz im DorfCircus Brunselli kann seit Wochen sein Zelt nicht aufbauen

Die sieben Kinder des Circus Brunselli (hinten v.l.): Anthony, Madeleine, Jeffyrey, Miguel, dazu Schwiegersohn Renaldo Bügler (hinten rechts) und (vorne v.l.) Sergio, Diego und Sydney.
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Thier – „Ali“ macht die Kälte nichts aus. Schließlich stammt das Kamel ursprünglich aus der sibirischen Steppe, da sind leichte Minusgrade in Deutschland kein Problem. Der 13-jährige Miguel und seine Schwester Sydney (11) kümmern sich gerade um „ihre“ Tiere, dazu zählt auch Pony „Texas“.
Die Kinder und Tiere gehören zum Circus Brunselli, der seit fünf Wochen auf einer Wiese am Eingang von Thier ausharrt. Die Fahrzeuge mit dem rot-gelben Emblem sind nicht zu übersehen, was fehlt, ist das typische Manegenzelt. Eigentlich wollte der Circus von René Brunssen und Manuela Kaselowsky hier Vorstellungen geben, noch vor Weihnachten.
Doch der viele Regen im Bergischen in der letzten Zeit machte der Familie mit sieben Kindern zwischen sechs und 21 Jahren einen dicken Strich durch die Rechnung.
„Ich konnte das Zelt bei dem weichen Boden nicht aufbauen“, sagt Chef René Brunssen. Denn das wäre bei der technischen Abnahme nicht durchgekommen, zu unsicher wäre der Stand gewesen. Kein Zelt, keine Vorstellungen, damit fehlen auch die Einnahmen.
„Es muss bald was reinkommen“ sagen Brunssen und seine Partnerin Manuela Kaselowsky, die seit 22 Jahren zusammen unterwegs sind. Wenn sie sich etwas wünschen könnten? Manuela Kaselowsky muss nicht lange überlegen: „Natürlich einen festen Platz zum Auftreten. Und Heu!“
Probleme durch den bergischen Regen
Mit allen Kommunen in der Nähe hat sie in den letzten Tagen telefonisch Kontakt aufgenommen, gefragt, ob nicht irgendwo ein fester Platz für den Circus zu mieten sei. „Wir wären gerne in Wipperfürth aufgetreten“, sagt sie. Doch bislang hagelte es nur Absagen. Überall wurde der Familie beschieden, die Plätze seien lange reserviert –„oft bis 2017“.
So sieht es danach aus, als ob die Familie, die „klassische Zirkusnummern“ bietet, wie Clown, Trampolin, Feuerschlucker und Trapez – mit der elfjährigen Sydney – und „Russischen Tüchern“, an denen Schwester Madeleine (19) schwebt – noch in Thier bleiben muss. Der Frost der letzten Tage bietet zumindest die Chance, hier aufzutreten. „Vielleicht am letzten Januar-Wochenende“, sagt Kaselowsky.
„Und nach Karneval gibt es vielleicht in Morsbach einen Platz“, hoffen die beiden Chefs. Trotz mancher Probleme will die Familie – die Kinder sind bereits die achte Zirkusgeneration – sich auch nicht von ihren Tieren trennen. Neben fünf Steppenkamelen gehören Pferde und Hund „Mini“ dazu. Brunssen berichtet von Protesten von Tierschützern. Plakat-Werbung mit Tieren macht er jedenfalls nicht mehr. „Die wurden häufig zerstört.“
Aber er betont: „Wo wir auch auftreten, immer kommt zuerst der Amtstierarzt und nimmt alles ab.“ Zudem behandele er seine Tiere stets gut. Dafür treten die Kamele und Pferde natürlich mit bei den Vorstellungen auf, „das erwartet auch das Publikum“.
„Ich mache einen Salto mortale über drei Pferde“, sagt der kleine Sergio stolz – und hofft, dass er es bald wieder vor Publikum zeigen darf.