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Finanzielle GründeEröffnung des Medizinischen Versorgungszentrums in Nümbrecht vorerst vertragt

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Die Eröffnung des Nümbrechter MVZ, das als Mieter in das Medi-Center einziehen soll, war für den 1. Juli geplant. Daraus wird nichts.

Die Eröffnung des Nümbrechter MVZ, das als Mieter in das Medi-Center einziehen soll, war für den 1. Juli geplant. Daraus wird nichts.

Da der Haushalt noch nicht genehmigt ist, hat der Nümbrechter Rat beschlossen, vorerst keine Zulassung des MVZ zu beantragen.

Wenn der Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) in der übernächsten Woche zusammentritt, wird dort entgegen der bisherigen Planung nicht über das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Nümbrecht beraten. Der Nümbrechter Gemeinderat hat in nichtöffentlicher Sitzung auf Empfehlung von Bürgermeister Hilko Redenius mehrheitlich beschlossen, die Zulassung des MVZ „bis auf Weiteres“ nicht zu beantragen. Das hat Redenius auf Anfrage dieser Zeitung mitgeteilt. Damit ist eine MVZ-Eröffnung am 1. Juli, die in Nümbrecht anvisiert worden war, vom Tisch.

In der Konsequenz ist nun das Engagement der Ärzte, die ab Sommer im MVZ am Lindchenweg praktizieren wollten, erst mal passé, denn die Verträge enthielten aus Gründen der Planungssicherheit den Passus, dass sie nur zum Tragen kommen, wenn das MVZ zum 1. Juli an den Start geht.

Der Haushalt ist noch nicht genehmigt, die 500.000 Euro dürfen nicht gezahlt werden

Knackpunkt ist das Geld: Die Gemeinde Nümbrecht verfügt derzeit nicht über einen genehmigten Haushalt. Und weil die 500.000 Euro schwere Einlage der Gemeinde als freiwillige Ausgabe gilt, solche aber ohne genehmigten Haushalt nicht getätigt werden dürfen, geht's nicht weiter – vorerst jedenfalls. Für die Genehmigung des Haushalts ist die Kommunalaufsicht des Oberbergischen Kreises zuständig, und dort hat man noch Gesprächsbedarf.

Aus dem Kreishaus heißt es auf Nachfrage in diesem Zusammenhang, dass es seit dem Beschluss des Nümbrechter Rates zum MVZ „ganz erhebliche“ Abweichungen der finanziellen Lage gegeben habe. Diese Erkenntnisse resultierten aus Gesprächen mit dem Bürgermeister und der öffentlichen Berichterstattung der letzten Wochen. „Daraufhin hat der Oberbergische Kreis die Gemeinde Nümbrecht aufgefordert, gegenüber der Kommunalaufsicht zu berichten.“

Wir sind der Auffassung, dass wir ausreichend Ärzte für das MVZ finden, wenn wir erst mal am Start sind – denn das Interesse ist da
Hilko Redenius, Bürgermeister Nümbrecht

Die neue Situation hat Auswirkungen über Nümbrecht hinaus. Die Schlossgemeinde bildet zusammen mit der Stadt Waldbröl und der Gemeinde Morsbach einen gemeinsamen Planungsbereich. Und in diesem liegt der hausärztliche Versorgungsgrad unter 75 Prozent. Das hatte Ralph Krolewski als Vorsitzender des Hausärzteverbands Oberberg vor kurzem im Waldbröler Sozialausschuss berichtet. Ein MVZ in Nümbrecht hätte geholfen, das Problem zu lösen.

Diese besagte Unterversorgung wurde im Herbst durch die zuständigen ärztlichen Fachgremien auf Landesebene als solche festgestellt, und damit begann die Uhr zu ticken: Wenn keine Verbesserung der Situation eintritt, dann muss die KVNO nach sechs Monaten tätig werden: Diese Frist ist in dieser Woche nun abgelaufen.

Die Nümbrechter Politik hat deshalb den Geschäftsführer der MVZ Nümbrecht GmbH, Manfred Bestgen, ebenfalls im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung damit beauftragt, sich zusammen mit dem Bürgermeister um alternative Möglichkeiten der ärztlichen Betreuung zu bemühen und diese mit der KVNO zu erörtern, berichtet Redenius. Sie sollen das Gespräch suchen und eine rationale Entscheidung herbeiführen, so der Bürgermeister. Parallel soll Manfred Bestgen weiter nach Ärztinnen und Ärzten fahnden, die sich das kommunale Nümbrechter MVZ in Zukunft als Arbeitsplatz vorstellen können, zum Beispiel beim Praxisbörsentag in diesem Monat in Düsseldorf.

Für den Fall, dass diese Bemühungen keinen Erfolg zeitigen, hat die Politik noch einen Beschluss gefasst: Dann soll der Bürgermeister nämlich zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung den Landrat um Unterstützung bitten. „Wir stehen jetzt wieder da, wo wir im Dezember standen“, fasst Bürgermeister Redenius zusammen. „Aber wir schmeißen die Flinte nicht ins Korn. Wir sind der Auffassung, dass wir ausreichend Ärzte für das MVZ finden, wenn wir erst mal am Start sind – denn das Interesse ist da.“