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Guxmühlen groovtAls „Funkmaster Ozone“ hat sich Johann Wagner einen Namen gemacht

Lesezeit 4 Minuten

Guxmühlen – Johann Wagner dreht an den Reglerknöpfen, fette Bässe wummern. „Das sind nur ein paar Ideen“, sagt Wagner und nickt mit dem Kopf. Wenn er mit dem Kopf nickt, ist Wagner glücklich. Dann ist es gut, dass er im kleinen Nümbrechter Weiler Guxmühlen lebt, ganz am Dorfrand in einem urigen, mehr als 100 Jahre alten Fachwerkhaus.

Oben unterm Dach hat sich der 43-Jährige ein Studio eingerichtet. Von dort schickt er seine Musik in die ganze Welt. Funk, HipHop und Breakbeats sind seine große Leidenschaft. Funkmaster Ozone, das ist das andere Ich von Johann Wagner. Er ist als Vorarbeiter in einer Spritzguss-Produktion für medizinisches Gerät beschäftigt – sofern er nicht um die Welt reist, um die Musik auf die Bühne zu bringen. Schräge Outfits mit Fellmütze und Gotcha-Maske sind im Scheinwerferlicht seine Kluft.

Wenn voraussichtlich im Herbst das neue Album des amerikanischen Musikers und P-Funk-Begründers George Clinton (76), auf den Markt kommt, dann stammen die Sounds auf der Platte auch aus Guxmühlen. „Georges Lyrics sind geschrieben, das Ding ist fast fertig“, sagt Wagner, der heute sogar Produktionsanfragen ablehnt, weil er so viel zu tun hat und sich nicht verausgaben will. „Ein Musiker bin ich nicht, dazu fehlt mir eine ganze Ecke“, betont er. „Als Künstler sehe ich mich aber schon.“

So macht er keinen Hehl daraus, dass er keine Noten lesen kann und keine Ahnung von der Harmonielehre hat. Und singen kann Wagner ebenfalls nicht. Macht aber nichts: Tritt, er ans Mikro, sind Talkbox oder Vocoder angedockt – Maschinen, die eine Stimme so verzerren und verändern, dass diese wie ein Instrument in einen elektronischen Song eingebaut werden kann. Das ist des Funkmasters Markenzeichen. „Als ich mit der Musik begonnen habe, klebten bunte Streifen auf den Keyboardtasten, damit ich mich orientieren konnte“, erinnert sich Wagner. Er habe sich alles selbst beigebracht. „Noch heute gucken andere Musiker komisch, weil meine Fingertechnik so skurril ist, wenn ich live spiele.“

Seine erste Platte ist ein Klassiker

1997 war das, zehn Jahre später erschien Wagners erstes Album, „West Coast Pioneers“. Die Scheibe ist längst vergriffen und gilt als Klassiker. Sammler zahlen bis zu 200 Euro für ein Exemplar.

Seither ist der Nümbrechter ein gefragter Mann in der Funkszene. Musikportale und Netzwerke im Internet haben ihn bekannt gemacht. Er arbeitet als Remixer, Produzent und Komponist für andere Musiker. Mit Snoop Doggie Dogg hat er ebenso zusammengearbeitet wie mit Bootsy Collins. Höhepunkt aber sei die Kooperation mit Melle Mel gewesen, einst Gründungsmitglied der legendären Combo Grandmaster Flash & The Furious Five. „Ich kann es selbst immer noch kaum glauben“, bekennt Johann Wagner.

Voller Stolz zeigt er die neue Doppelplatte „Funk Cruisin’ – The Neverending Voyage“ von Grand Slam, einer Funkband aus dem bayrischen Amberg. Wagner hat es mitproduziert und einen Song komplett allein geliefert. Und für Mic Murphy, einst eine Hälfte von The System und eines von Wagners großen Idolen, hat er einen Mix des Songs „Electro Soul Satisfaction“ angefertigt.

Entflammt ist die Begeisterung für die Funkmusik wohl 1988, als Johann Wagner in einer Musiksendung auf West 3 die letzten Sekunden des Welthits „I Want to Be Your Man“ von Roger Troutman sieht und hört: „Da hat es mich voll erwischt.“ Einst war Troutman Gründer der Discofunk-Gruppe ZAPP, in deren Werke Wagner dann prompt ganz tief eintaucht – und danach viel Lehrgeld bezahlt. „Viel Technik, die damals auf dem Markt war, habe ich teuer gekauft“, blickt er zurück und denkt an nutzloses Zeug, das nicht funktionieren wollte oder rasch kaputt ging.

Heute baut sich Johann Wagner seine Maschinen oft selbst – so, wie er sie gerade eben braucht. Im kommenden Jahr will er ein neues Album veröffentlichen, eine Vinylsingle („This Groove“) in limitierter Auflage gibt es schon. „Zwei, drei weitere Songs habe ich fertig“, verrät Funkmaster Ozone.www.funkmaster-ozone.de