Ostergrüße aus OberbergDie Nachfrage nach Bio-Eiern ist kaum noch zu stillen

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Unzählige Ostereier wurden auf dem Hof Alpermühle und dem Bio-Gut Rosenthal verarbeitet.

Unzählige Ostereier wurden auf dem Hof Alpermühle und dem Bio-Gut Rosenthal verarbeitet.

Oberberg – Der Lastwagen hält an der Rampe, der Laderaum voll bestückt mit Paletten bunter Bio-Ostereier. „Die kommen gerade aus der Färberei in Dillenburg zurück“, erklärt Andreas Klose, Herr über 2400 Legehennen auf dem Hof Alpermühle in Nümbrecht und Vermarkter von täglich „einigen zehntausenden“ Bio-Eiern. Diese werden nun sortiert, kontrolliert und in bedruckte Kartons verpackt, ehe sie wieder auf die Reise gehen in Naturkostläden oder Supermärkte, um schließlich am Sonntag in Osternestern versteckt zu werden.

„Vor mehr als 30 Jahren haben wir noch in der Küche gehockt und in Kesseln Rotholz für die rote Farbe ausgekocht“, fügt er schmunzelnd hinzu. 1990 waren Klose und seine Frau Mechthild gerade mit dem Hof aus dem Alpetal nach Nümbrecht-Schönthal umgezogen, das Unternehmen steckte in den Kinderschuhen. „Gekocht haben wir die Eier im großen Dämpfer unserer Stammkneipe. Damit die gefärbten Eier schön glänzten, habe ich mit der Sprühflasche für Blumenwasser Sonnenblumenöl drüber gespritzt.“

Getrocknete Naturfarben

Später, als der Verkauf von selbstgefärbten Eiern nicht mehr erlaubt war, haben sie getrocknete Naturfarben in Tütchen abgefüllt, Kurkuma-Gelb, Zwiebelschalen-Hellrot, Spinat-Grün, Rote-Beete-Violett. Heute bekommen Kloses Eier ihre Pastellfarben in einer darauf spezialisierten Bio-Färberei. „Wegen der Pigmente können Naturfarben nicht wie industrielle Farben gespritzt werden, die Eier müssen im Farbbad ständig bewegt werden. Es ist ein ziemlich aufwendiges Verfahren.“

Aliena Gauer freut sich über eine steigende Nachfrage nach Bio-Eiern.

Aliena Gauer freut sich über eine steigende Nachfrage nach Bio-Eiern.

Auch auf dem Bio-Gut Rosenthal in Bergneustadt trifft gerade die letzte Ladung bunter Eier aus einer Färberei in Borken zur Vermarktung ein. 50 000 Stück haben sie hier vor Ostern auf den Weg geschickt. „Wir hätten noch viel mehr färben lassen, aber es gibt einfach nicht genug Eier“, seufzt Jonathan Gauer. Und das gilt nicht nur zu Ostern. Der 26-Jährige kümmert sich als Geschäftsführer zusammen mit seinem Vater Henning um Vertrieb und die Kundenbetreuung des Biobetriebs, seine Schwester Aliena um die Landwirtschaft und damit auch um die 2000 eigenen Legehennen.

Rund 400 000 Eier werden in Rosenthal wöchentlich von 16 Mitarbeitenden sortiert, verpackt und vermarktet. Die meisten stammen von 16 Partnerbetrieben in NRW, Hessen und Niedersachsen. „Wir übernehmen die Logistik, die Bauern sollen Bauern sein und sich vernünftig um die Tiere kümmern.“ Mit ihnen schließen die Gauers Fünfjahres-Verträge ab. Die Nachfrage nach Bio-Eiern sei zurzeit so groß, dass er wöchentlich auch 800 000 Stück los würde, glaubt Jonathan Gauer. Eine Zahl, die schwindelig macht.

Neue Lieferanten gesucht

„Wir haben Anzeigen geschaltet, weil wir dringend neue Lieferanten suchen“, sagt Gauer. Corona mit Lockdown und Homeoffice hätten die ohnehin seit Jahren wachsende Nachfrage nach Bio-Eiern noch mal gesteigert. „Ein Spiegelei ist eine schnelle Mahlzeit, die Leute essen zu Hause statt in der Kantine, und weil sie nicht verreisen können, gönnen sie sich höherwertige Lebensmittel“, glaubt er.

Mechthild Klose

Mechthild Klose

„Der Markt ist leer gefegt“, bestätigt auch Andreas Klose, der mit neun Partnerbetrieben kooperiert. Seine Hennen müssen zur Zeit zum Schutz vor der Vogelgrippe im Stall bleiben. Zwar gehe der Verkauf von Eiern aus Bodenhaltung stetig zurück, umso gefragter seien Bio-Eier, die in Alpermühle nach Naturland-Richtlinien produziert werden. „Es ist ein Zukunftsmarkt. Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum nicht mehr Landwirte darauf umstellen, statt weiterhin traditionell auf Milchviehhaltung zu setzen. Gerade hier bei uns!“ Während in ganz Deutschland 70 bis 80 Prozent der verzehrten Eier von deutschen Hennen gelegt würden, seien es in NRW nur 24 Prozent, und in Oberberg stammten nur 11 Prozent der verbrauchten Eier auch von hier, rechnet er vor. Skandale wie der um das Stallreinigungsmittel Fipronil, das in die Eier von Käfighennen gelangte, bescherten den Bio-Eiern die beste Werbung und eine große Nachfrage.

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Diese Woche sitzt der 58-Jährige auch selbst am Steuer einer der vier Lkw im Dienste des Osterhasen. Es werden nicht die letzten naturbunten Eier sein, die er in diesem Jahr ausliefert. Erlaubte die EU bisher den Verkauf von mit Naturfarben gefärbten Eiern als „Brauchtum“ nur zu Ostern, so wurde der Zeitraum vor einem Jahr auf Februar bis November erweitert. „Picknick gilt jetzt wohl auch als Brauchtum“, schmunzelt Klose.

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