Schüler-Verkehr während CoronaZwei Busfahrer berichten von ihrem Alltag

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Freuen sich über eine  Plexiglasscheibe statt Corona-Schutzfolie: Tanja Hake-Lieben (54) und Otto Bertram (57).

  • Tanja Hake-Lieben und Otto Bertram fahren Bus für die VBL und die Ovag.
  • Die überfüllten Schulbusse sind für die beiden nichts Neues - die gibt es auch ohne Corona.
  • Trotzdem hat sich ihr Arbeitsalltag seit der Pandemie verändert
  • Sie erzählen, wie sie den Schülerverkehr von der anderen Seite der Plexiglasscheibe erleben.

Oberberg – Die frühe Schicht beginnt um 4.20 Uhr. Für Tanja Hake-Lieben, die seit sieben Jahren für die Verkehrsgesellschaft Bergisches Land (VBL) Bus fährt, ist das nichts Besonderes. Für Otto Bertram, seit 1992 Busfahrer bei der Oberbergischen Verkehrsgesellschaft (Ovag), erst recht nicht. „Die ersten Schüler steigen so ab 6 Uhr ein“, sagt Hake-Lieben. „Die wollen meist zur Berufsschule“, ergänzt Bertram.

Dass die Busse zu Schulbeginn besonders voll sind, war schon immer so, sagen sie. Das habe sich auch in Zeiten der Pandemie nicht geändert. Was jetzt aber anders ist: Die vollen Schulbusse rufen nicht, wie sonst, ein paar wenige empörte Eltern auf den Plan. „Alle machen sich Sorgen wegen der vollen Busse“,sagt Hake-Lieben. „Morgens ist es besonders schlimm. Da müssen ja alle Schüler auf einmal zur Schule.“

Plexiglasscheiben schützen die Fahrer und Fahrerinnen

Wie sie das „Chaos an den Bushaltestellen“, das momentan viele Eltern kritisieren, erleben? „Klar kriegen wir das mit“, sagt Bertram. „Manche Schüler möchten um jeden Preis mit dem besten Freund oder der besten Freundin in denselben Bus, andere wollen nicht auf den nächsten warten und drängeln sich deswegen vor.“ Hake-Lieben sagt aber auch: „Die meisten verhalten sich schon diszipliniert. Manche müssen wir allerdings ermahnen, die Maske zu tragen.“

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Generell habe sich seit Beginn der Pandemie viel getan in den Bussen, erklärt Bertram. Die Busse der Ovag und der VBL sind jetzt alle mit einer Plexiglasscheibe ausgestattet, die den Fahrer von den Fahrgästen abtrennt und für den nötigen Infektionsschutz sorgen soll. Die in alle Busse einzubauen, sei nicht leicht gewesen, sagt Ovag-Geschäftsführerin Corinna Güllner. „Nicht jeder Bus ist gleich. Bei jedem Modell mussten wir von vorne überlegen.“ 100 000 Euro hat der Einbau gekostet, werde aber vom ÖPNV-Rettungsschirm des Landes abgedeckt, berichtet sie. „Das gilt allerdings nicht für Desinfektionsmittel und Mundschutz.“

Verständnis für die Sorgen der Eltern

Über die Plexiglasscheiben freuen sich Bertram und Hake-Lieben. „Das ist viel besser als der Folienvorhang, den wir zu Beginn von Corona hatten“, findet Bertram. Seine Kollegin fügt hinzu: „Jetzt fühlt man sich nicht mehr so einsam und kann besser mit den Fahrgästen sprechen.“ Bei den Schülern kann das der Hinweis sein, dass der Einstieg vorne und der Ausstieg hinten ist.„Aber daran halten sich die meisten sowieso schon.“

Für Beschwerden habe sie Verständnis, sagt Hake-Lieben: „Natürlich ist das gefährlich. Vor allem, wenn es eine Infektion gibt: Wie soll man nachvollziehen, wann welches Kind vor wie vielen Tagen in welchem Bus gefahren ist?“ Auch Bertram erklärt: „Wir können die Eltern verstehen, aber man muss sehen, was da sonst noch machbar ist.“ Seine Kollegin: „Man kann keine zusätzlichen Busse und Fahrer aus dem Hut zaubern.“

Was sie von den 15 zusätzlichen Bussen halten, die Land NRW für das Oberbergische bereitgestellt hat? Da sind sie sich einig: „Das ist viel zu wenig.“

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