Wie kritisch wird es?Wie sich Oberberg auf die Omikron-Welle vorbereitet

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Auf einen Besuch des Landrates (l.) wie hier 2017 muss die Leitstelle in Kotthausen heute verzichten. Mit der Vorbereitung auf die Omikron-Welle hat sie ohnehin genug zu tun.

Auf einen Besuch des Landrates (l.) wie hier 2017 muss die Leitstelle in Kotthausen heute verzichten. Mit der Vorbereitung auf die Omikron-Welle hat sie ohnehin genug zu tun.

Oberberg – Sie gehören zu denen, die an Weihnachten immer arbeiten müssen. Sonst hätten einige von ihnen deshalb heute Besuch bekommen – zum Beispiel von Landrat Jochen Hagt oder in Gummersbach von Bürgermeister Frank Helmenstein. Pandemiebedingt fällt das wieder aus. Pandemiebedingt haben Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst, aber auch Klinikum, Aggerenergie und Aggerverband auch andere Sorgen: Sie gehören zur „kritischen Infrastruktur“, die sich besonders auf die Omikron-Welle vorbereiten soll. Wie machen sie das?

Feuerwehr

Kreisbrandmeister Wilfried Fischer sagt: „Wir haben auf dem Papier eine notwendige Mannschaftsstärke, die ein Feuer auskriegen muss. Da spricht man von einer Löschgruppe oder einem Löschzug.“ Also von neun oder 22 Wehrleuten. „Diese Anzahl ist in den Feuerwehren normalerweise multipliziert mit drei oder vier“, so Fischer. Sollten in einem Pandemiegeschehen die Mannschaftsstärke durch Erkrankung oder Quarantäne zu sehr dezimiert sein, dann würde man in den Kommunen eine gewissen Mindestanzahl von freiwilligen Kräften – die liegt zwischen sechs und neun – auf einer Feuerwache vorhalten und schlimmstenfalls einkasernieren, um den Brandschutz sicherzustellen. Fischer glaubt aber nicht, dass es in Oberberg dazu kommt – dank ausreichender Feuerwehrkräfte und der Möglichkeit des Austauschs über Gemeindegrenzen.

Aggerverband

Der Aggerverband, so Vorstand Prof. Dr. Lothar Scheuer, konnte sich im letzten Lockdown als anerkannter Teil der kritischen Infrastruktur frei bewegen. „Ich fühle mich da relativ gut vorbereitet.“ Es gebe Pläne über Mindestbesetzungen in bestimmten Bereichen und Überlegungen, wie auch mit infizierten Personen der Betrieb sichergestellt werden kann. „Wir müssen sicherstellen, dass Mitarbeiter, die infiziert, aber nicht symptomatisch sind, arbeiten, aber dabei keinen Kontakt zu anderen Mitarbeitern haben.“ Das geschehe aber nur in Abstimmung mit dem Kreisgesundheitsamt. Bis dahin müssten infizierte Mitarbeiter natürlich in Quarantäne.

Aggerenergie

Auch Aggerenergie-Chef Frank Röttger sieht den Gas- und Stromversorger durch die Erfahrungen seit Beginn der Pandemie vorbereitet. Für die Aggerenergie gehe es vor allem um die technische Bereitschaft, die im Notfall rausfährt. „Da haben wir wie im ganzen Betrieb ohnehin ganz stark auf mobiles Arbeiten umgestellt.“ Das heißt: Die Mitarbeiter starten von zu Hause aus, nur wo wirklich zwei zusammenarbeiten müssen, gibt es Kontakt zu Kollegen. Reicht das? Röttger bleibt vorsichtig: „Wir haben eine sehr hohe Impfquote im Betrieb und bisher gab es keine Ansteckung am Arbeitsplatz.“ Aber: „Was uns die Omikron-Welle bringt, kann noch keiner abschätzen.“

Klinikum

Wann kommt diese Welle? Im Klinikum Oberberg hat man eine sehr konkrete Vorstellung. „Wir gehen davon aus, dass wir noch 14 Tage Zeit haben. Spätestens in drei Wochen wird Omikron die vorherrschende Variante sein“, sagt Sprecherin Angela Altz. Das Klinikum habe einen Katastrophen-Plan, der bei Bränden oder bei Katastrophenübungen zum Einsatz kommt: „Auswirkungen von Virusvarianten wie bei Omikron sind aber kein Szenario dieses Plans.“ Seit Beginn der Pandemie gebe es einen Krisenstab, der erforderliche Regelungen trifft und fortlaufend die Situation neu bewertet. „Wir bereiten uns aktuell auf die zu erwartenden Quarantänen bei Mitarbeitern und möglicherweise stark steigende Patientenzahlen durch Omikron vor.“ Dazu gehöre es, die Beschäftigten für Schutzausrüstung und Verhalten am Arbeitsplatz sensibilisieren. Zudem gebe es für kritische Bereiche die Möglichkeit, personelle Unterstützung bei Ausfällen durch Umorganisation zu erreichen.

Polizei

Bei der Polizei werden die Maßnahmen denen vom Beginn der Pandemie vermutlich sehr nahekommen, glaubt Sprecher Michael Tietze. „Damals haben die Kollegen im Wach- und Wechseldienst feste Streifenwagenteams gebildet.“ Beim Wachwechsel seien Kontakte vermieden worden. So werde auch gewährleistet, dass bei einer Ansteckung nicht eine ganze Dienstgruppe in Quarantäne muss. Zudem seien die Möglichkeiten für Homeoffice so erweitert worden, dass bis auf wenige Bereiche das Arbeiten in Einzelbüros möglich sei.

Um auf größere Ausfälle reagieren zu können, gebe es Vorüberlegungen zu weiteren Maßnahmen. Die Bewältigung des täglichen Einsatzgeschehens habe Priorität. Andere Aufgaben wie die Verkehrsüberwachung oder die Prävention könnten dafür zurückgefahren werden.

Rettungsdienst

Philipp Ising vom Oberbergischen Kreis sagt, der Rettungsdienst sei auf alle Eventualitäten und Eskalationsstufen vorbereitet. Der Kreis habe sich mit den verschiedenen Hilfsorganisationen ausgetauscht und sich konkret darauf verständigt, dass man sich gegenseitig ergänzt und unterstützt, sollte es tatsächlich zu personellen Engpässen kommen.

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Die Fachämter des Kreises seien gut auf etwaige Notfälle vorbereitet, versichert Ising: Ablaufpläne und Verfahrensweisen würden hinterfragt und gegebenenfalls auch nachgeschärft. Aber das passiere permanent, auch unabhängig von der Pandemie.

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