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Personalmangel in OberbergEin Drittel aller Lebensmittelkontrollen fielen aus

Lesezeit 3 Minuten

Ein Lebensmittelkontrolleur riecht an einem Stück Fleisch. Mit der Zahl seiner Überprüfungen im vergangenen Jahr hinkt der Oberbergische Kreis wegen Personalknappheit deutlich hinterher.

  1. Von den 1678 Soll-Kontrollen im Jahr 2018 wurden lediglich 1013 durchgeführt.
  2. Je nach Risikobewertung, Hygiene und baulichem Zustand des Geschäfts erscheinen die Kontrolleure im regelmäßigen Abständen.
  3. Vor allem Hygienemängel fallen den Kontrolleuren auf.

Oberberg – Auch in Oberberg trifft zu, was die Verbraucherorganisation Foodwatch in der vergangenen Woche veröffentlicht und kritisiert hat: Jede dritte vorgeschriebene Lebensmittelkontrolle findet nicht statt. Für das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt der Kreisverwaltung heißt das konkret: Von den 1678 Soll-Kontrollen im Jahr 2018 wurden lediglich 1013 durchgeführt. Grund: zu wenig Personal.

Amtsleiter Dr. Stephan Kohler macht aus dieser Misere keinen Hehl. Landesweit hätten alle Ämter vereinbart, offen und transparent mit der Foodwatch-Anfrage umzugehen: „Die Zahlen stimmen“, sagt Kohler, „die haben die von uns bekommen.“ In anderen Bundesländern war man offenbar nicht so kooperativ.

„Sonst liegen wir immer

zwischen 70 und 80 Prozent“

2018 waren im Kreis 2038 Lebensmittelbetriebe zu kontrollieren. Dazu zählen alle Unternehmen, die mit Lebensmitteln und deren Verarbeitung zu tun haben: ob Bäckerei oder Metzgerei, Frittenbude oder Spitzenrestaurant, Eisdiele, Supermarkt, Getränkeshop oder Tante-Emma-Laden.

Je nach Risikobewertung, Hygiene und baulichem Zustand des Geschäfts erscheinen die Kontrolleure in regelmäßigen Abständen, um nach dem Rechten zu sehen. Parallel dazu werden jährlich 1600 Proben genommen – 5,5 je 1000 Einwohner sind vorgeschrieben. Untersucht werden sie in den beiden für Oberberg zuständigen Lebensmittelüberwachungsämtern in Hürth und Krefeld.

Zum Vergleich

1678

Lebensmittelkontrollen wären laut Foodwatch im Jahr 2018 im Oberbergischen Kreis erforderlich gewesen.

60 Prozent davon wurden tatsächlich durchgeführt. Damit steht der Oberbergische Kreis am unteren Ende der von Foodwatch zusammengetragenen Liste aller 51 Überwachungsbehörden in NRW. Unter den Landkreisen schnitten nur Herford (45 Prozent) und Recklinghausen (46 Prozent) sowie die Großstädte Krefeld (40 Prozent), Bochum (44 Prozent), Dortmund und Gelsenkirchen (49 Prozent) schlechter ab.

128 Prozent betrug hingegen der Wert im benachbarten Kreis Olpe. Deutlich besser als Oberberg waren auch Düren (108 Prozent), Wesel (99 Prozent), Höxter (96 Prozent) und unter anderem die Landeshauptstadt Düsseldorf (95 Prozent).

100 Prozent und mehr kommen zustande, wenn die Kontrolleure mehr Überprüfungen vornehmen als gesetzlich vorgegeben sind. (kn)

Beanstandungen gab es im vergangenen Jahr so viele, dass immerhin 700 Nachkontrollen fällig waren, um zu überprüfen, ob zuvor entdeckte Mängel in der Zwischenzeit beseitigt worden waren. Auch das, sagt Kohler, habe dazu geführt, dass weniger Regelkontrollen durchgeführt werden konnten. Schwerpunkte der Beanstandungen gab es nicht: „Das trifft durch die Bank alle Bereiche.“

Vor allem Hygienemängel fallen den Kontrolleuren auf, „dabei sind Qualität der Lebensmittel und Hygienebedingungen in den Betrieben generell besser geworden. Allerdings gingen damit auch gestiegene Anforderungen und bessere Prüf- und Analyseverfahren einher. „Und unsere Leute gucken ganz genau hin“, lobt Kohler seine Mannschaft.

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Neben den vielen Nachkontrollen hätten aber auch mehrere Krankheitsfälle zu der niedrigen Kontrollrate geführt. Kohler: „2018 war wirklich ein schlechtes Jahr; sonst sind wir besser, da liegen immer zwischen 70 und 80 Prozent.“

Wirklich berauschend ist auch das nicht, aber die Lebensmittelüberwachung hat nicht mehr Personal. 4,62 Vollzeitstellen entsprechen die sechs derzeit tätigen Kontrolleure, im neuen Jahr soll ein siebter dazukommen. Vor etlichen Jahren bekam auch Oberberg einen der zum Kontrollassistenten umgeschulten Mitarbeiter zum Beispiel von Forstämtern zugeteilt. Zu dessen Aufgaben gehört es, die jährlich 1600 geforderten Lebensmittelproben zu nehmen. Köhlers Ziel ist klar: Mit dem zusätzlichen Kollegen werde sich die Kontrollrate deutlich verbessern: „90 Prozent schaffen wir dann.“