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Ründerother TanzgruppeEinen Tag op Jöck mit den Dancing Kids

Lesezeit 4 Minuten

Am Ende ist immer klar: Die Mühe hat sich gelohnt.

  1. Mal beim Seniorenkarneval, dann bei der großen Prunksitzung des Ründerother Karnevals-Vereins
  2. Das ganze Jahr über haben die Mädchen und Jungen für die Karnevalssession einmal in der Woche trainiert.
  3. Die Mühe hat sich gelohnt. Es ist zwar anstrengend, aber die Kinder haben jede Menge Spaß und werden überall begeistert empfangen.

Einen Tag lang haben wir die Ründerother Tanzgruppe bei ihren Auftritten begleitet.

13.00 Uhr Loope

Tusch! Im Pfarrsaal sitzen schon rund 50 erwartungsvolle Senioren mit Papphütchen und Teufelshörnchen im Silberhaar und freuen sich auf die Awo-Karnevalsparty, da stürmen die letzten drei Nachzüglerinnen der Dancing Kids in dicken Winterjacken über den roten Tanzröckchen in den Flur, der als Garderobe dient.

Es ist zwar anstrengend, aber die Kinder haben jede Menge Spaß und werden überall begeistert empfangen.

Da werden schon lange Haare zu kunstvollen Bauernzöpfen geflochten, gestrickte Stulpen heruntergerollt, – Großeinsatz für einige Mütter der 26 Kinder zwischen sechs und 15 Jahren, die gleich ihren ersten Auftritt des Tages haben . 45 Auftritte hat die Kindertanzgruppe bis Aschermittwoch. Ein Hilferuf: „Ich hab meine Strumpfhose vergessen!“ Zum Glück kann ein anderes Mädchen aushelfen. „Wo ist meine Haarbürste?“ Die Spannung steigt, jedenfalls bei den Neuen, die in diesem Jahr zum ersten Mal dabei sind. „Da hat jeder Angst, Fehler zu machen“, tröstet Lina (10) die achtjährige Laura. Für die Ältere ist es schon die dritte Session.

Das ganze Jahr über haben die Mädchen und Jungen für die Karnevalssession einmal in der Woche trainiert.

Zwei Mädchen fassen sich an den Händen, um sich im Gedränge vor den Toilettentüren aufzuwärmen. Gegen Muskelkater, sagt Mia (10).

14.00 Uhr, Loope

„Dancing Kids, zack, zack, zack!“, ruft Organisator und Vollblutjeck Olli Ley („Ich hab schon alles durch, war Jungfrau, Präsident und Prinz“), der 2009 zusammen mit seiner Frau Corinna die Gruppe gegründet hat. Mit sechs Kindern haben sie begonnen, inzwischen sind es 34. Die Kinder formieren sich zum Einmarsch, allen vorweg Leo (8) als Standartenträger, einer von nur drei Jungs in der Gruppe. Wie er sich unter lauter Mädels fühlt? „Ich glaube, ich bin beliebt“, grinst er. Aber tanzen? „Nee, ich hab es mal probiert, aber das ist nichts für mich!“ Und schon führt er die Mädels an. „Der Saal muss beben!“ Olli Ley feuert die betagten Zuschauer an, und die lassen sich nicht lange bitten. Beifall für die mutigen Hebefiguren (Sophia: „Da gehört Vertrauen dazu!“) Weil Alessias Urgroßeltern (85 und 89 ) im Publikum sitzen, darf sie ihnen eine Plakette der Gruppe anheften.

Von Auftritt zu Auftritt: Aufwärmen, Frisieren, Tanzen.

Dann mischen sich die Kinder in die Reihen, singen und schunkeln mit den Alten „Drink doch ene mit“ – auch wenn nur Kaffee in den Tassen schwappt. „Wunderbar!“ schwärmt Helga Kettwig (81) aus Engelkirchen, Ursula Ley (79) würde auch noch gern „die Beine so schmeißen“. Die Kinder sind mit Gummibärchen im Gepäck schon auf dem Weg zum nächsten Auftritt.

15.30 Uhr, Dieringhausen

Ein Spalier von Rollstühlen müssen die Dancing Kids diesmal passieren, dafür ist die Garderobe mit großen Spiegeln und Frisiersesseln richtig luxuriös: Hier werden sonst die Haare und die Füße der Bewohner des Awo-Seniorenzentrums gepflegt. Haarspray flirrt in der Luft, Petra Hopp zückt den Lippenstift für Enkelin Tamara (11), „mein Schwiegersohn kommt vom Rhein, da liegt der Karneval im Blut“, seufzt sie und übernimmt die „Taxifahrten“ zu den Auftritten. Noch mal eintanzen, ein paar Hebefiguren üben, schon geht’s los. „Lara (15) und Emma (14) mögen Auftritte wie diesen: „Das ist so familiär und die alten Leute freuen sich“, auch wenn deren „Alaaf“ etwas zittrig klingt, manche Hände nur mühsam klatschen und auf der „Bühne“ kaum Platz genug zum Radschlagen ist.

Es ist zwar anstrengend, aber die Kinder haben jede Menge Spaß und werden überall begeistert empfangen.

Vor der Tür sitzen Eltern beim Kaffee. Die Mütter von Jonah und Sophie sind immer mit dabei, ihre Kinder haben ein Handycap: Der Zehnjährige hat einen schweren Herzfehler, und die Neunjährige leidet unter einer motorischen und sprachlichen Entwicklungsverzögerung. Beide Kinder sind mit Begeisterung bei der Sache, sind akzeptiert in der Gruppe, haben, so die Mütter, durchs Tanzen ein ganz neues Selbstbewusstein entwickelt.

16.00 Uhr, Ründeroth

Kurze Pause vor dem nächsten Auftritt in der RKV-Hofburg Millionentor, ein Hefeteilchen, eine Limo. „Zu lange sollte die Pause nicht dauern, sonst leidet die Motivation“, weiß Trainerin Melanie Schäfer. Ihre Tochter Natascha , ihr Sohn und ihr Mann Fabian sind auch vom jecken Tanzvirus infiziert: „Das ist unser Familienhobby.“

17.30 Uhr, Engelskirchen

Heimspiel! Die RKV-Prunksitzung! Der Saal füllt sich, in der Garderobe lädt eine Torwache die Kids scherzhaft zum Säbeltanz ein. Zwei Geburtstagskinder bekommen ein Ständchen, Tränchen fließen. Dann der Höhepunkt: Nach dem Auftritt stehen die Kids mit dem ganzen Verein auf der Bühne, lassen sich feiern von Eltern, Großeltern und Nachbarn im Publikum .

Mal beim Seniorenkarneval, dann bei der großen Prunksitzung des Ründerother Karnevals-Vereins

20.00 Uhr, Engelskirchen

Abmarsch, der letzte Auftritt für heute ist geschafft. Müde? „Es geht. Je mehr Auftritte, umso mehr Spaß macht es!“ Lara und Emma freuen sich auf Weiberfastnacht mit neun Auftritten an einem Tag, „da sind wir im Bus unterwegs wie die Großen, das ist toll!“ Am Karnevalssonntag dürfen sie sich als „Engel und Teufel“ auf einem eigenen Wagen im Zug ausruhen. Aber vorher geht’s richtig rund. „Mal bei einer großen Kölner Sitzung tanzen“, davon träumen Lara und Emma. Ganz genau beobachten später einige Mädchen den Auftritt der Großen und tanzen ganz für sich hinten im Saal.