Speed-DatingBetriebe stellen sich in Gummersbach den Schülern vor

Kommunikationsfähigkeit und Einfühlungsvermögen – diese Eigenschaften brauchen angehende Altenpfleger. Das neue Pflegeberufegesetz bringt gravierende Änderungen für ihre Ausbildung mit sich.
Copyright: Fotos: dpa/Dierke
Gummersbach – Mit einem Speed-Dating zur Pflegeausbildung will die Akademie für Gesundheitswirtschaft und Senioren (Agewis) Interessenten für die Pflegeberufe und die Ausbildungsbetriebe zusammenbringen. Zwei Stunden lang bekommen die jugendlichen Teilnehmer am Donnerstag kommender Woche in der Akademie gebündelte Informationen über das neue Pflegeberufegesetz und die Betriebe die Chance, sich möglichen Bewerbern vorzustellen. Im besten Fall finden sie gleich an Ort und Stelle zueinander.
Der Letzte seiner Art
380 junge Leute werden derzeit an der Agewis in 13 Klassen zu Altenpflegern ausgebildet. Zum 1. Oktober haben zwei Kurse begonnen, am 1. Dezember folgt ein weiterer. Es wird der letzte nach alter Ausbildungsordnung sein, denn ab dem kommenden Jahr gilt das neue Pflegeberufegesetz. Das bringt gravierende Veränderungen für die Ausbildung mit sich, über die aber weder die künftigen Pflegekräfte noch die 130 Ausbildungsträger in der oberbergischen Altenpflege wirklich Bescheid wissen.
Ausbildungsplätze könnten verloren gehen
Die Auswirkungen aber könnten so schwerwiegend sein, dass dringend benötigte Ausbildungsplätze verloren gehen. Das will Agewis-Chefin Dr. Ursula Kriesten unter allen Umständen verhindern, denn „schon jetzt bilden wir 30 Prozent unter Bedarf aus“, sagt sie sorgenvoll.
Pflege-Speed-Dating
Das Speed-Dating zur Pflegeausbildung ab 2020 findet statt am Mittwoch, 6. November, von 16 bis 18 Uhr in der Akademie für Gesundheitswirtschaft und Senioren, Steinmüllerallee 11, Gummersbach. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Nach Informationen über das neue Pflegeberufegesetz werden sich 15 Ausbildungsbetriebe aus der ambulanten und stationären Altenpflege vorstellen, dann kommt es zur Gesprächen mit möglichen Bewerbern.
Das Interesse bei den Ausbildungsbetriebe ist groß, es gibt schon eine Warteliste für ein zweites Speed-Dating. (kn)
www.agewis.de
Die nötigen Informationen will Kriesten beim Speed-Dating an den Mann und die Frau bringen. Und gleichzeitig dafür sorgen, dass sich mögliche Pflegeschüler und Ausbildungsbetriebe frühzeitig kennenlernen. 15 Anbieter wurden ausgewählt.
Ausbildung dauert drei Jahre
Für die Bewerber ändert sich mit dem neuen Gesetz zunächst gar nicht so viel: In den ersten beiden ihrer drei Jahre dauernden Ausbildung lernen alle künftigen Pflegekräfte dasselbe – egal, ob sie in einem Altenheim angestellt sind, bei einem ambulanten Pflegedienst einen Ausbildungsplatz angenommen haben oder in einem Krankenhaus. Im dritten Jahr folgt die fachliche „Vertiefung“: Man bleibt weiter auf dem Weg der generalistischen Ausbildung und wird Pflegefachfrau bzw. -mann mit dem kompletten Spektrum an Einsatzmöglichkeiten in der Pflege. Oder man entscheidet sich für die Spezialisierung zum Altenpfleger oder für die Kinderkrankenpflege. Letztere wird die Agewis am Anfang noch nicht anbieten, sondern sich weiter auf ihr Metier Altenpflege konzentrieren.

Sieht fröhlicher aus, als ihr zumute ist: Dr. Ursula Kriesten.
Copyright: Foto: Dierke
Neu ist auch: Jeder Pflegeazubi muss einige Wochen in der Altenpflege, in der Akutpflege, in der ambulanten Pflege der Pädiatrie und in der Psychiatrie lernen. Dafür muss jeder Ausbildungsbetrieb Kooperationspartner finden, die jene Bereiche abdecken, die er selbst nicht bieten kann. „Das sind mehr als 500 Kooperationsverträge, die abgeschlossen werden müssen“, berichtet Kriesten.
Kindergarten als Lernort
Die Agewis versucht nach Kräften, alle Partner zueinanderzubringen, denn wer nicht alle Ausbildungsstationen anbieten kann, darf in Zukunft nicht mehr ausbilden. Bis der erste Agewis-Kurs nach dem neuen Pflegeberufegesetz im kommenden Mai beginnt, müssen möglichst viele Verträge unter Dach und Fach sein. Das wird vor allem beim Aufenthalt in der Kinderkrankenpflege zum Problem. Es gibt gar nicht so viele Kinderkrankenpflegeinrichtungen für die vielen Pflegeazubis, die dort lernen sollen. Deshalb sollen Kinderarztpraxen und sogar Kindergärten als Lernorte dienen, hat NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann per Verordnung entschieden. Kriesten versuchte gerade, Kontakt zu solchen Einrichtungen aufzunehmen, denn „ die wissen noch gar nichts davon“.