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St. Josef-KrankenhausKlinik wird Teil der Helios Kliniken Gruppe

Lesezeit 4 Minuten

 Namenswechsel: Aus St. Josef wird die Helios Klinik Wipperfürth.

Wipperfürth – Das St. Josef-Krankenhaus Wipperfürth hat einen neuen Eigentümer. Die Stiftung St. Josef hat das 200-Betten-Haus zu 100 Prozent an die Helios Kliniken Gruppe verkauft. Der Vertrag wurde am Freitag unterzeichnet. Das Haus soll künftig den Namen „Helios-Klinik Wipperfürth“ tragen. Nicht betroffen sind die übrigen Einrichtungen der Stiftung St. Josef, das Franziskusheim, der Kindergarten Don Bosco, die Caritas-Pflegestation und die Schulbetreuungen.

Die knapp 500 Mitarbeiter können ihre geltenden Tarifverträge behalten, auch die Mitgliedschaft in der kirchlichen Zusatzversorgungskasse bleibt bestehen. Betriebsbedingte Kündigungen sind ein Jahr lang ausgeschlossen, „aber wir haben ohnehin nicht vor, Mitarbeiter zu entlassen“, sagte Sascha John, Helios-Regionalgeschäftsführer. Vielmehr wolle man das medizinische Angebot ausbauen. John kündigte an, man wolle das Wipperfürther Haus sanieren und bis Ende 2017 mindestens acht Millionen Euro investieren, in Räume, Technik und Medizintechnik.

Für St. Josef ist Helios kein Unbekannter. Anfang 2009 unterzeichnete die Helios-Klinik Wuppertal mit St. Josef eine Kooperation im Bereich der Pathologie, der Mikrobiologie und bei Laborleistungen. Und bereits seit 18 Jahren arbeiten beide Häuser bei der Behandlung von  Schlaganfall-Patienten zusammen.

Die Wipperfürther Klinik schreibt seit Jahren rote Zahlen. Seit Anfang 2012 wird das laufende Geschäft von der Marienhaus-Stiftung im Rheinland-Pfälzischen Waldbreitbach geführt. „Wir arbeiten am Neustart der Medizinstrategie“, hatte Alfred Inden, Geschäftsführer der Stiftung St. Josef, noch im Juli erklärt. Nun trennen sich die Wege wieder.

„Wir suchen seit Jahren einen Träger, weil wir erkannt haben, dass wir als kleines Krankenhaus im großen Markt nicht lebensfähig sind“, erklärte Pastor Thomas Jablonka, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung St. Josef. Lange habe man einen katholischen Partner gesucht, ohne Erfolg. Eine medizinische Kooperation mit Waldbreitbach mache schon aufgrund der Entfernungen keinen Sinn. Vor vier bis fünf Wochen sei man in Verhandlungen mit Helios getreten. Es sei ein gutes und außergewöhnliches Zeichen, dass Helios die Krankenhausseelsorge auch künftig gewährleistet sehen wolle, so Pastor Jablonka.

Auch wenn Wipperfürth künftig kein katholisches Krankenhaus mehr sei, so wolle man hier keine Eingriffe durchführen, die dem christlichen Ethos widersprächen, versicherte John.

Über den Verkaufspreis  haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Der Kauf wird erst rechtskräftig, wenn das Bundeskartellamt zugestimmt hat. Ende 2012 könnte es soweit sein.

Gestern Mittag gab es am Krankenhaus eine Betriebsversammlung. „Die Mitarbeiter sind erleichtert, weil sie wissen, dass es weitergeht“, sagte Jochen Tix von der Mitarbeitervertretung. Optimistisch ist auch Dr. Thomas Rau-Horn, Chefarzt der Geburtshilfe. „Vieles, was man in den vergangenen Jahren hätte entwickeln können, war finanziell  bislang nicht möglich.“ Erleichtert ist Bürgermeister Michael von Rekowski. „Jetzt herrscht Klarheit. Es ist wichtig, dass es weiterhin eine gute medizinische Versorgung vor Ort gibt und das Krankenhaus als bedeutender Arbeitgeber erhalten bleibt.“

Gewerkschaft Verdi klagt über Helios

Nicht gut auf  Helios zu sprechen ist man dagegen bei der Gewerkschaft Verdi.  So tobt in Wuppertal seit Monaten ein Streit. Helios will Versorgungs- und Transportleistungen im Krankenhausbereich neu vergeben. Bei der konzerneigenen Tochter DLK (Dienstleister für Krankenhäuser  GmbH) drohen 160 Kündigungen. „Unfassbar und unerträglich dreist“  nennt Verdi dieses Vorgehen.

Das Klinikum Siegburg wurde 2002 von  Fresenius aufgekauft und später in den Helios-Konzern überführt. Die  Erfahrungen in Siegburg sind gemischt. Positiv sei, dass Helios kräftig in Siegburg investiere, das Krankenhauspersonal klage hingegen, berichten gut informierte Kreise. „Die Mitarbeiter in Siegburg   sind überlastet, und das wirkt sich auf die Qualität der Pflege aus“, sagt auch Verdi-Gesundheitsexperte Bernd Tenbensel. Generell bewerte man die Geschäftspraxis von Helios sehr skeptisch. Darauf angesprochen, entgegnete John: „Siegburg kann man nicht mit Wipperfürth vergleichen.“

Der Hauptgeschäftsführer des Klinikums Oberberg, Joachim Finklenberg, geht nicht davon aus, dass sich die heimische  Krankenhauslandschaft durch die Übernahme des Wipperfürther Klinik verändert. Das Klinikum Oberberg  in Gummersbach und Waldbröl  arbeite seit langem schon mit privaten Krankenhausträgern zusammen, etwa mit der Klinik in Wuppertal, der Herzklinik am Krankenhaus Siegburg oder auch im Krankenhauszweckverband. Unterschiede gebe es in der Philosophie der Träger. Während es den Privaten um die Rendite für ihre Aktionäre gehe, bleibe bei den kommunalen Trägern verdientes Geld im Haus.