Ungebetene Gäste auf DachbodenNester der Sächsischen Wespe sind kein Grund zur Panik

Sächsische Wespen interessieren sich eigentlich nicht für menschliche Nahrung. Stattdessen erbeuten sie Fliegen.
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Oberberg – Durch die ungewöhnlich kalte Witterung im April haben in diesem Spätsommer nur sehr wenige Wespen-Königinnen überlebt und einen Staat gebildet. Auch weil das Wetter derzeit nicht zum Picknick einlädt, gibt es in diesem Sommer weniger Konflikte zwischen Menschen und Wespe. Sonst aber ist es eine heikle Beziehung.
Wespen haben keinen guten Ruf
Aber was sind Wespen eigentlich? In der Zoologie ist der Begriff Wespe gar nicht definiert. In der Ordnung der Hautflügler gibt es eine Reihe von Untergruppen, die den Begriff „Wespe“ im deutschen Trivialnamen tragen, aber auch Ameisen oder Bienen, die alle mit den Wespen verwandt sind. Umgangssprachlich verbinden die meisten Menschen mit „Wespe“ in der Regel die schwarz-gelb-gestreiften Vertreter der sozialen Faltenwespen.
Und das sind eben Tiere, die den Spieß umdrehen und die sonst so selbstsicheren Menschen in die Flucht schlagen können. Besonders unangenehm ist, dass sie stechen können, und zwar mehrmals. Man kann die Tiere nicht gefahrlos in die Hand nehmen. Verscheuchen lassen sie sich auch nicht.
Mythen rund um die Hornisse
Hängen geblieben sind zudem bei vielen von den Eltern übernommene Mythen wie: „Sieben Hornissenstiche töten ein Pferd, drei einen Menschen!“ Die Tiere seien hinterlistig, krabbelten in Flaschen und Dosen, stächen einem dann beim Trinken in den Hals, sodass man ersticken muss.
Bereits in einem früheren Beitrag über Hornissen wurde mit vielen dieser Ängste und Vorurteile aufgeräumt.
Sächsische Wespe gilt als besonders ungefährlich
Ein besonders ungefährlicher Vertreter der sozialen Faltenwespen ist die Sächsische Wespe (Dolichovespula saxonica). Sie ist in Deutschland ziemlich verbreitet, vor allem ihre Nester findet man häufig. Sie ist mit einer Größe von weniger als 15 Millimeter eher klein und fliegt frühestens im Mai und spätestens noch im September.
Bei näherer Betrachtung (zum Beispiel in einem Glas) erkennt man die kronen- oder ankerförmige Gesichtszeichnung. Experten unterscheiden diese Langkopfwespe von den Kurzkopfwespen (und diese Unterscheidung ist wichtig) durch den Abstand zwischen Auge und Kiefer.
Sächsische Wespen interessieren sich eigentlich nicht für menschliche Nahrung. Stattdessen erbeuten sie Fliegen und ernähren sich unter anderem von Pollen der Johannis- und Stachelbeersträucher, die sie dabei bestäuben. Sie nisten oberirdisch in frei sichtbar angebrachten Nestern aus verwitterten Holzfasern, die sie zerkauen und zu einem aschgrauen, papierähnlichen Material für die Waben und die Hülle verbauen.
So entstehen erdbeerförmige Nester mit einem Durchmesser von bis zu 20 Zentimetern. Typischerweise hängen sie an Dachvorsprüngen, Balkonen, in offenen Schuppen und Dachböden.
Verlassene Wespen-Nester zeigen Fehlversuch einen Statt zu gründen
Oft findet man kleine, verlassene Nester mit der Größe eines Tischtennisballs, die von vergeblichen Versuchen einer Staatsgründung durch eine Sächsische Wespenkönigin zeugen. Denn es kommt regelmäßig vor, dass eine Königin im Frühjahr Opfer von ungünstiger Witterung oder Beutegreifern wie Vögeln wird.
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Dunkelheit meidet die Art beim Neststandort übrigens im Gegensatz zu den tatsächlich lästigen und nicht völlig ungefährlichen Kurzkopfwespen. Und da die Nester der heimischen Vertreter dieser Gattung, die Deutsche Wespe (Vespula germanica) und die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris), aufgrund ihrer für Menschen nervigen Eigenschaften häufig entfernt werden, werden die Nester der friedlichen Sächsischen Wespen häufig zerstört.
Wespen stehen unter Naturschutz
Abgesehen davon, dass alle Wespen – und ihre Nester – nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt sind und nicht mutwillig beunruhigt, gefangen, verletzt oder getötet werden dürfen, ist es sicher kein Fehler, genauer hinzusehen, bevor man destruktiv zur Tat schreitet: Denn wer beim Picknick, Grillen oder Eisessen belästigt wird, hat es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eben nicht zu tun mit jenen Wespen aus dem gut sichtbaren Nest am Gartenschuppen.